Die Unterschriften stehen unter dem Kaufvertrag. Die Tinte ist trocken und der Kauf des Firmenareals des ehemaligen Textilherstellers Lauffenmühle für 7,5 Millionen Euro ist in trockenen Tüchern. Die Gemeinde Lauchringen ist jetzt Eigentümer des 7,5 Hektar großen Geländes und der darauf stehenden Betriebsgebäude. Sie kann nun entscheiden, wie das Areal neu überplant und bebaut wird. Nicht zuletzt auch einen Gewinn aus den Grundstücksverkäufen erzielen.

Ein wichtiger Schritt in der Geschichte

Bürgermeister Thomas Schäuble reiste Mitte der vergangenen Woche nach Stuttgart, um den Kauf des Betriebsgeländes mit der Firma Lauffenmühle Systems GmbH, vertreten durch Geschäftsführer Werner Ritzi, in der Anwaltskanzlei Grub abzuschließen. „Dies ist ein großer und wichtiger Schritt in der Geschichte von Lauchringen“, sagt Schäuble wenige Tage nach der Vertragsunterzeichnung.

Gute Laune: Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble (links) und Werner Ritzi, Geschäftsführer der Lauffenmühle Systems GmbH, nach der ...
Gute Laune: Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble (links) und Werner Ritzi, Geschäftsführer der Lauffenmühle Systems GmbH, nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags in Stuttgart für das Lauffenmühle-Areal. | Bild: Robert Bank/Gemeinde Lauchringen

In gelöster Atmosphäre seien die Beteiligten erleichtert gewesen, dass die Gemeinde das Gelände gekauft hat, beschreibt Schäuble. Jetzt könne das Büro Grub das Geschäft abschließen. Laut Schäuble seien die Vertreter der Kanzlei überrascht gewesen, wie schnell der Kauf abgewickelt werden konnte.

Verkehrswert beträgt 7,8 Millionen Euro

Die Parteien haben einen Kaufpreis von 7,5 Millionen Euro vereinbart. Er beinhaltet auch den Bestand an den Firmengebäuden. Laut Schäubles Information weise das von einem Fachbüro erstellte Gutachten einen Verkehrswert von 7,8 Millionen Euro aus.

Finanzierung über Grundstücksverkäufe

Die Kaufsumme finanziert die Gemeinde mit einem Darlehen über eine Laufzeit von sieben Jahren. Sie will den Kredit mit den Erlösen aus dem Verkauf von Grundstücken tilgen. Die Lauffenmühle Systems bedient mit dem Geld die Gläubiger.

Das könnte Sie auch interessieren

Damit ist das einst renommierte Textilunternehmen, dass Ende Juli 2019 seine Pforten schloss, endgültig Geschichte. Ein bisschen Wehmut schwingt bei Schäuble mit: „Der Erwerb des Firmenareals ist eine Zäsur in der Geschichte Lauchringens. Das Unternehmen Lauffenmühle prägte und beeinflusste die Entwicklung des Ortsteils Unterlauchringen von 1835 an maßgeblich.“ Viele Generationen hätten in der Lauffenmühle Arbeit und damit Lohn und Brot erhalten.

Die Lauffenmühle-Geschäftsführung habe von Beginn an einen Verkauf aller Betriebsgrundstücke an die Gemeinde favorisiert. Und der Gemeinderat habe schon unmittelbar nach der Schließung des Betriebs die Meinung vertreten, sich aktiv an den Verkaufsverhandlungen zu beteiligen.

Gemeinderat sieht eine große Chance

Schäuble: „Bei einem Grundstück in dieser Größe und in dieser zentralen Lage muss die Gemeinde darüber mitbestimmen können, wie die zukünftige Nutzung auf diesem Areal aussieht.“ Der Gemeinderat sehe mit der Übernahme des Gebiets die einmalige Chance, wieder etwas zu gestalten, dass über Jahrzehnte Bestand und Gewinn für die Gemeinde Lauchringen bringen werde.

Sieben gute Gründe für den Kauf

Zweiflern kommt der Rathauschef zuvor: „Sicher fragt sich der eine oder andere, ob der Erwerb des Grundstücks in Zeiten der Corona-Krise finanziell vertretbar ist. Der Kauf ist kein finanzielles unwägbares Risiko.“

Das könnte Sie auch interessieren

Bund und Land beteiligten sich mit hohen Zuschüssen am Rückbau der Gebäude, an den neuen Erschließungsanlagen und der gesamten Umstrukturierung des Firmengeländes. Zudem könnten in den nächsten Jahren Baugrundstücke auf dem Areal an Dritte mit einem Gesamtwert von zehn Millionen Euro verkauft werden.

Ein großer Moment: Thomas Schäuble unterschreibt den Kaufvertrag für das Lauffenmühle-Areal.
Ein großer Moment: Thomas Schäuble unterschreibt den Kaufvertrag für das Lauffenmühle-Areal. | Bild: Robert Bank/Gemeinde Lauchringen

Vor dem Abschluss des Kaufvertrags habe die Gemeinde Fachfirmen beauftragt, die Altlasten zu erkunden und die Bausubstanz der Gebäude zu untersuchen. „Beide Gutachten haben ergeben, dass die Belastungen in Gebäuden und im Boden gut beherrschbar sind und keine besonderen Entsorgungsschwierigkeiten mit sich bringen“, versichert Schäuble.

Der Gemeinderat hat bereits einen städtebaulichen Wettbewerb angeregt, um das Potenzial in diesem Gebiet bestmöglich auszuschöpfen. Eine erste Vorstudie des Stuttgarter Büros Wick und Partner hat mögliche Erschließungen mit neuem Gewerbe, Wohnhäusern und der Schaffung einer Kulturszene gezeigt.