Für Laufenburgs damaligen Bürgermeister Roland Wasmer war es ein „Jahrhundertereignis“: Am 17. Dezember 2004 wurde die Hochrheinbrücke eröffnet. Das deutsch-schweizerische Gemeinschaftsbauwerk befreite die Laufenburger Altstadt von einer heute nicht mehr vorstellbaren Verkehrsbelastung – überquerten doch zuletzt deutlich über 5000 Fahrzeuge die Laufenbrücke. Erst mit der Eröffnung der 225 Meter langen Spannbetonbrücke vor 20 Jahren verwandelte sich die historische Altstadt in eine verkehrsberuhigte Zone.

Bürgermeister Roland Wasmer, Stadtammann Ruedi Lüscher, Regierungsrat Peter C. Beyeler und Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg ...
Bürgermeister Roland Wasmer, Stadtammann Ruedi Lüscher, Regierungsrat Peter C. Beyeler und Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg geben die Brücke durch das Entknüpfen von Bändern in den Farben des Aargaus und des Landes Baden-Württemberg frei. | Bild: Gerard

Die Gesamtkosten für die Brücke in Höhe von 5,5 Millionen Euro teilten sich zu gleichen Teilen das Land Baden-Württemberg und der Kanton Aargau. Dass es beim Bau der Brücke 2003/2004 zu einem deutsch-schweizerischen Missverständnis kam, sorgte international für Schlagzeilen, rückt aber für den heutigen Betrachter eher in den Hintergrund.

Diese Sache ging um die Welt: Schweizer verrechnen sich bei der Brückenhöhe

Deutsche Planer setzen seit jeher die Nordsee als Referenz für die Höhe Null, während Schweizer Planer den 27 Zentimeter tiefer liegenden Normalspiegel des Mittelmeers dafür verwenden. Dies war bekannt und sollte korrigiert werden. Statt aber 27 Zentimeter höher bauten die Schweizer ihren Brückenteil versehentlich 27 Zentimeter niedriger. So kam es zu einer Lücke von 54 Zentimetern – die allerdings beim Bau geschlossen werden konnte.

Der in der Mitte elegant geschwungenen Hochrheinbrücke ist heute nicht anzusehen, dass sich beim Bau aufgrund einer Panne eine ...
Der in der Mitte elegant geschwungenen Hochrheinbrücke ist heute nicht anzusehen, dass sich beim Bau aufgrund einer Panne eine Höhendifferenz von mehr als einem halben Meter zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Brückenteil ergeben hatte. | Bild: Vonberg, Markus

Danach stand der Aufbruchsstimmung durch die neue Brücke buchstäblich nichts mehr im Wege: Das Kultur- und Verkehrsamt verwies auf ganz neu renovierte Ferienwohnungen und wünschte sich ein großes Hotel, um Busladungen von Touristen unterbringen zu können. In jedem Falle, so die damalige Amtsleiterin Maria Theresia Rist, habe die Stadt „den Gästen, die länger bei uns bleiben, nun sehr viel zu bieten“, könnten sie doch ohne den störenden Autos das liebenswerte Flair der Stadt aufnehmen.

Anwohner und Geschäftsinhaber hoffen auf Ruhe in der Altstadt

Nicht minder begeistert waren die Geschäftsinhaber und Anwohner der Altstadt darüber, „dass endlich wieder etwas Ruhe einkehren wird“, wie Monika Ebner-Oescger damals betonte. Dies auch, „weil der Autoverkehr im Städtle bis heute keinen Kunden mehr gebracht hat“, wie Buchhändlerin Renata Vogt als Vorstandsmitglied des Laufenburger Gewerbeverbandes erklärte.

Die große Bedeutung der neu errichteten Verbindung zwischen Deutschland und der Schweiz betonte anlässlich der Eröffnung am 17. Dezember 2004 auch die hohe Politik. Sie war unter anderem mit dem damaligen Baden-württembergischen Landtagspräsidenten Peter Straub, mehreren Schweizer Ständeräten, dem Waldshuter Landrat Bernhard Wütz und den Stadtoberhäuptern beider Laufenburg vertreten.

Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont die starke wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Stadt seit der Eröffnung der ...
Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont die starke wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Stadt seit der Eröffnung der Hochrheinbrücke. | Bild: Alexander Jaser

Vor allem die beiden letztgenannten stimmten in ihren Einschätzungen überein: „Die historische Altstadt beidseits des Rheins wird vollkommen neue Perspektiven bieten“, erklärte Bürgermeister Wasmer bei einem Festessen in der Luttinger Möslehalle. Und Gemeindeammann Ruedi Lüscher prophezeite: „Die beiden Laufenburg werden weiter zusammenwachsen.“

Die Zahl Ausfuhrscheine wächst von 20.000 auf fast 600.000

Eine Einschätzung, die sich zehn Jahre später mit beeindruckenden Zahlen bestätigte: Die Zahl der Fahrzeuge, welche die neue Brücke passierten, stieg von Jahr zu Jahr (und bis heute) weiter an und auch der Einkaufstourismus stieg in ungeahnte Höhen: Alleine in den ersten Jahren stieg die Zahl der Ausfuhrbescheinigungen von 22.000 auf sage und schreibe 588.642 Bescheinigungen im Jahre 2011 – mit einer bis heute steigenden Tendenz! Eine Entwicklung, für die sicherlich auch der nach dem Bau der Hochrheinbrücke entwickelte Laufenpark mit seinem großen Einkaufszentrum eine Rolle spielt.

Herbert Weiss, bereits 2014 Stadtammann im schweizerischen Laufenburg, nahm das zehnjährige Brückenjubiläum zum Anlass für eine neue Vision. Da aufgrund der immer weiter ansteigenden Zahl deutscher Berufspendler eine problematische Verkehrsentwicklung festzustellen sei, brachte er eine weitere Brücke am Hochrhein zur Verbindung der Schnellstraßen auf beiden Seiten in Spiel – eine Vision, die durch die Entwicklung des Sisslerfeldes heute neu befeuert wird.

Altbürgermeister Wasmer: „Die Brücke ist eine Erfolgsgeschichte“

Für Laufenburgs Altbürgermeister Roland Wasmer ist die Brücke auch im Jahre 2024 ein Segen: „Es ist eine Erfolgsgeschichte, durch die sich so vieles positiv entwickelt hat. Das sieht man ganz aktuell an dem wunderschönen Weihnachtsmarkt in der Altstadt, aber auch am Laufenpark, der für die Kunden aus Deutschland und der Schweiz alles bereithält, was es für das tägliche Leben braucht.“ Bei einem Blick zurück ist es für Wasmer ein Rätsel, „wie die historische Altstadt damals den Verkehr bewältigen konnte, heute lässt sich dort sehr vieles bewegen, was damals unmöglich war“.

Ganz in diesem Sinne äußert sich auch Stadtamann Herbert Weiss zum 20-jährigen Jubiläum: „Aus heutiger Sicht kann man es sich nicht vorstellen, dass es einst anders war. Die Brücke ist ein echter Meilenstein für beide Laufenburg und ein Riesengewinn. Die große Menge an Pkw-Verkehr wäre heute nicht mehr zu stemmen und der Charakter beider Laufenburg wäre ohne der Brücke verloren gegangen, auch die Zahl der Einwohner hätte wohl abgenommen.“

Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont die starke wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Stadt seit der Eröffnung der ...
Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont die starke wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Stadt seit der Eröffnung der Hochrheinbrücke. | Bild: Alexander Jaser

Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont, dass wohl „kein Einzelprojekt der Stadt in den letzten 20 Jahren so viel Entwicklung ausgelöst hat wie die Hochrheinbrücke.“ Die Verkehrsberuhigung der Innenstadt habe deren umfassende Sanierung ermöglicht, sodass sie heute ein wichtiges Tourismusziel darstelle. Zudem sei es möglich geworden, grenzüberschreitende Feste in der Altstadt zu etablieren.

Von Bedeutung sei darüber hinaus, dass die Brücke zu einer kräftigen Entwicklung des Laufenparks mit neuen Geschäften geführt habe: „Die Schweizer Kundschaft kann auf kürzestem Weg im Laufenpark einkaufen und die Stadt ist als Wohnstandort noch interessanter geworden.“ Ferner seien seither die Gewerbegebiete Haseläcker, Rütte West, Neumatt und Steinmatt in direkter Lage zum Grenzübergang entstanden.