Das Interesse der Bürger an der Infoveranstaltung des Schweizer Bundesamts für Energie (BfE) zur Standortsuche eines Atommüllendlagers in der Stadthalle in Laufenburg/CH war überschaubar. Zusammen mit dem BfE informierten die beteiligten Behörden und Einrichtungen über die Etappe 3, die zum Ziel hat, die drei verbliebenen Standorte zu untersuchen. Unter ihnen auch der Bözberg südlich von Laufenburg.
Auch die beiden anderen möglichen Standorte liegen in Grenznähe zu Deutschland: Nördlich Lägern bei Hohentengen und das Zürcher Weinland bei Jestetten. Entsprechend rege war die deutsche Beteiligung bei der sogenannten Vernehmlassung. Wie Simone Brandner vom BfE informierte, kam ein Großteil der 1550 Stellungnahmen in der Etappe 2 aus Deutschland.

Laut Brandner wird es in Etappe 3 auch zusätzlich um die Diskussion von Nebenzugangsanlagen und dem Standort einer Verpackungsanlage gehen. In Letzterer soll das jetzt in Zwischenbehältern gelagerte radioaktive Material in die endgültigen Behälter umgepackt werden. In der Fragerunde sagte Brandner zum Vorwurf, dass die deutsche Bevölkerung den Schweizern egal sei: „Das möchte ich vehement bestreiten.“
Das Thema Oberflächenstruktur werde insbesondere auch in der Regionalkonferenz Jura-Ost diskutiert, erklärte deren Präsident Ueli Müller. Er sagte: „Es ist keine Aufgabe der Regionalkonferenz Jura-Ost, für ein geologisches Tiefenlager zu sein, und es ist keine Aufgabe der Konferenz, gegen ein geologisches Tiefenlager zu sein.“
Der Kanton Aargau und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) haben bei den weiteren Untersuchungen das Thema Sicherheit im Fokus. Meinert Rahn vom Ensi sagte zur möglichen Kombination von Tiefen- und Oberflächenlager an einem Standort: „Ein Kombilager gibt es nur bei sicherheitstechnischen Vorteilen.“ Auf Anfrage erklärte der Experte, die Wahrscheinlichkeit, dass sich keiner der Standorte eigne, sei sehr klein.
Die Tiefenbohrungen der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) sieht für den Standort Bözberg acht Tiefenbohrungen vor. Die Vorbereitungen werden jeweils drei bis fünf Monate, die Bohrungen sechs bis neun Monate dauern. Interessierte können sich vor Ort informieren. Zur Erdbebensicherheit eines Tiefenlagers verwies Markus Fritschi von der Nagra auf Studien, die belegten, dass Erdbeben im Untergrund am sichersten seien.
Die deutsche Seite war durch Jörg Gantzer, erster Landesbeamter des Kreises Waldshut, vertreten: „Wir haben alles Interesse daran, dass die Schweiz das sicherste Lager findet.“ Kritik an der Infoveranstaltung war schon zu Beginn laut geworden, weil Fragen und Meinungen nur per handgeschriebener Karte deponiert werden konnten. Von „Feigenblattaktion“ und „Alibiveranstaltung“ war die Rede. Moderator Kay Schubert erklärte dieses Vorgehen mit der ausufernden Fragerunde in der ersten Infoveranstaltung in Schaffhausen.
Tiefenbohrungen
Die Tiefenbohrungen der Nagra dauern bis 2022 und können nach Voranmeldung besucht werden. Ab April 2019 können in Bülach erste Besichtigungen gemacht werden. Fragen zu den Tiefenbohrungen werden unter Telefon 0800/43 73 33 oder per E-Mail (info@nagra.ch) beanwortet. Kontakt für Besuche unter Telefon 056/437 12 82.