Gelungener Startschuss für einzigartige Theaterabende: Das Stück „Plötzlich und unerwartet“ vom Theater Wiwa feierte Premiere vor vollem Haus in der Kultschüür in Laufenburg/Schweiz. Nervenkitzel war dabei garantiert. Auch wenn der 1971 von Francis Durbridge geschriebene Kriminalklassiker heute so bekannt ist, wie ein bunter Hund, ist er es dennoch wert, aufgeführt zu werden.
Mordpläne für die Gattin
Den Beweis erbringt das Theater Wiwa. Nach rund 40 Proben legte das Ensemble unter der Regie von Martin Willi am Samstag eine Inszenierung hin, die alles hat, was ein Krimi braucht: Spannung, Kurzweil, Qualität und ein Schuss Humor. Der Theaterabend kommt gerade in der Anfangsphase ruhig daher, mit einem Minimum an Pathos, obwohl sich andeutet, was demnächst Ungeheuerliches geschehen wird: Ein Mann will seine Gattin umbringen, um an ihr Vermögen zu kommen, und den Verdacht von sich lenken – ein Anderer soll der Mörder sein.
Den Plan hat er mit seiner Geliebten bis ins Detail ausgeheckt, sodass es keine Probleme geben sollte. Außer, dass nach einer Dreiviertelstunde eine mit einer Krawatte erwürgte Frau auf dem Sofa liegt, aber das ist schließlich Zweck der Sache. Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail: Es gibt unbedachte Äußerungen und es kommen im Laufe der polizeilichen Ermittlungen Dinge ans Licht, mit denen niemand gerechnet hat. Dadurch stellt sich für die Zuschauer nicht die Frage, wer der Mörder ist, sondern ob und wie er überführt wird.
Schauspiel in der Muttersprache
Jedenfalls zieht sich die Schlinge immer enger um den Hals des von Mario Geng überzeugend gespielten Mörders. Auch die anderen Schauspieler – Melanie Emmerich, Christel Imhof, Katharina Theurer, Brigitte Vogel, Lukas Bannier, Steffen Ehrhardt und Jürg Wiss – machen eine gute Figur. Eine Besonderheit an der Aufführung ist die Sprache: Geredet wird in der jeweiligen Muttersprache. Hochdeutsch ist zu hören, Schweizerdeutsch und badische Mundart. Fünf Schauspieler stammen aus Deutschland, drei aus der Schweiz.
Eine einfache Bühne
Und noch eine Besonderheit: Die Aufführung kommt mit einer einfachen Bühne aus. Anders als in den Verfilmungen, tragen sich die Ereignisse an einem Ort, in einer Stube, zu. Das Mobiliar besteht aus Sitzgruppe, Tischchen und Kommode, an den Wänden hängen moderne Bilder, Whiskyflaschen sind auch vorhanden. Es gibt eine Türklingel, die Besuche ankündigt. Außerdem ein Telefon mit Schnur, weshalb sich bewegen muss, wer ein Gespräch führen will. Obwohl die Inszenierung bei der unveränderten Lokalität statisch wirkt, entwickelt sie eine ungeheure Dynamik. Den lokalen Bezug schafft das Stück dadurch, dass Ortsnamen wie Sulz, Rheinsulz, Laufenburg und Waldshut vorkommen. Man trifft sich im "Rebstock" oder im "Kranz", geht zum Frisör nach Albbruck und fährt Tram in Basel.
Termine: „Plötzlich und unerwartet“ ist bis 9. Dezember zu sehen. Am 28. November kommt es zur 250. Aufführung des Theaters Wiwa, das seit 2003 fester Bestandteil des Vereins Kultschüür ist. Platzreservierung unter Telefon 004162/874 30 12 oder im Internet (www.kultschuer.ch).