Andreas Böhm

Eine gelungene Premiere feierte am Freitagabend das zum Todtmooser Ortsjubiläum einstudierte Theaterstück „Zeit ohne Stunden“. Etwa 300 Zuschauer, unter ihnen Landrat Martin Kistler, Altbürgermeister Wolfgang Heuschmid und einige Bürgermeister der Nachbargemeinden, verfolgten den spannend und unterhaltsam inszenierten Schwarzwaldkrimi im Kurhaus Wehratal in Todtmoos.

Aus dem Hinterhalt ermordet: Johann Simon wird von der Haushälterin und einem Nachbarn schwer verletzt aufgefunden. Er erlag wenig ...
Aus dem Hinterhalt ermordet: Johann Simon wird von der Haushälterin und einem Nachbarn schwer verletzt aufgefunden. Er erlag wenig später seinen Verletzungen. | Bild: Andreas Böhm

Das Stück aus der Feder von Erika Buhr beschreibt eine authentische Geschichte. Anfang der 1920er Jahre geschah im beschaulichen Ortsteil Prestenberg ein grausamer Doppelmord an Albertine und Johann Simon (dargestellt von Priska Schmidt und Rudolf Haselwander). Wer als Zuschauer das Geschehen aufmerksam verfolgte, erahnte schon nach den ersten Szenen, wer der Mörder sein könnte.

Aufruhr und Empörung: Mit Heugabeln jagten die aufgebrachten Bauern den vermeintlichen Mörder.
Aufruhr und Empörung: Mit Heugabeln jagten die aufgebrachten Bauern den vermeintlichen Mörder. | Bild: Andreas Böhm

Zu Anfang genossen die Einwohner des Weilers auf der Bühne bei Musik und Tanz den Sommer. Aber die Freude nahm ein jähes Ende, nachdem Johann nach dem Kirchgang seine Schwester tot im Schweinestall fand. Nun war das ganze Dorf in Aufruhr und es entwickelten sich die wildesten Gerüchte und Spekulationen. Als kurze Zeit später auch Johann Simon ermordet wurde, ermittelte nicht nur die Gendarmerie, sondern auch die aufgebrachten Bürger. Es kam zu falschen Verhaftungen, anonymen Anzeigen und auch unter den Bauern machte sich gegenseitiges Misstrauen breit. Ein Raubmord schien wahrscheinlich, da große Summen an Bargeld und Kriegsanleihen fehlten.

Das Urteil: Das Gericht ließ keine Gnade walten, der Mörder wurde zum Tode verurteilt.
Das Urteil: Das Gericht ließ keine Gnade walten, der Mörder wurde zum Tode verurteilt. | Bild: Andreas Böhm

Alle Spuren führten zu Karl Zeller, einem zwielichtigen Erntehelfer aus dem Wiesental, der plötzlich am Stammtisch mit Geld um sich warf und eine Runde nach der anderen schmiss. Die Bauern, hoch erbost, jagten den Mörder, gespielt von Ferdinand Buhr, mit Heugabeln und die Kinder machten „Mörderfangis“. Zu guter Letzt wurde Karl Zeller vor dem Landgericht Waldshut der Prozess gemacht; das Todesurteil wurde gefällt und wenig später fand die Hinrichtung in Konstanz statt.

Trauer: Pater David übernahm in dem Stück die Rolle des damaligen Pfarrers bei der Beerdigung von Johann Simon.
Trauer: Pater David übernahm in dem Stück die Rolle des damaligen Pfarrers bei der Beerdigung von Johann Simon. | Bild: Andreas Böhm

Wenngleich die auf der Bühne dargestellte Geschichte überaus ernst war, kam aus den Reihen des Publikums immer wieder ein herzhaftes Lachen. Es waren oft die kleinen, bissigen Kommentare und die Gestik der Akteure auf der Bühne, die die Zuschauer zum Schmunzeln anregten.

Sinnliche Worte: Als Lichtwesen verband Bürgermeisterin Janette Fuchs die einzelnen Szenen von Zeit ohne Stunden.
Sinnliche Worte: Als Lichtwesen verband Bürgermeisterin Janette Fuchs die einzelnen Szenen von Zeit ohne Stunden. | Bild: Andreas Böhm

Bürgermeisterin Janette Fuchs hatte die nicht leichte Rolle übernommen, als „Lichtwesen“ die verschiedenen Szenen des gut zweistündigen Stücks mit sinnlichen Worten zu verbinden. Authentisch besetzt wurde die Rolle des Pfarrers, der von Pater David dargestellt wurde. Ganz zum Schluss durfte kräftig applaudiert werden und das begeisterte Publikum dankte den rund 60 Schauspielern, Sängern und Musikern mit stehenden Ovationen für ihre grandiose Leistung.

Das Theaterstück "Zeit ohne Stunden" begeisterte zahlreiche Besucher. Von links: Autorin Erika Buhr schrieb das Theaterstück, ...
Das Theaterstück "Zeit ohne Stunden" begeisterte zahlreiche Besucher. Von links: Autorin Erika Buhr schrieb das Theaterstück, Bürgermeisterin Janette Fuchs wirkte als Lichtgestalt mit und Marianne Höldin führte Regie. | Bild: Andreas Böhm

Abschließend ergriff Bürgermeisterin Janette Fuchs das Wort und bedankte sich bei der Autorin Erika Buhr und der Regisseurin Marianne Höldin für ihr zeitaufwendiges Engagement. Die Zuschauer gingen mit dem guten Gefühl nach Hause, ein spannendes Theater-Stück und ein lehrreiches Kapitel Todtmooser Ortsgeschichte erlebt zu haben.

Mit Musik: Eine Abordnung der Trachtenkapelle Todtmoos begleitete Johann Simon mit dem Trauermarsch von Chopin zu seiner letzten Ruhestätte.
Mit Musik: Eine Abordnung der Trachtenkapelle Todtmoos begleitete Johann Simon mit dem Trauermarsch von Chopin zu seiner letzten Ruhestätte. | Bild: Andreas Böhm