Wer von den heute 9.000 Laufenburgern weiß noch, dass bis zum Herbst 1930 das historische Zentrum Kleinlaufenburg hieß? Einige im Rathaus und etliche Briefmarkensammler, die den Namen in Poststempeln gelesen haben.
Seit der ersten schriftlichen Nennung im Jahre 1207 ist für die Burg auf dem Schlossberg und die Stadt zu ihren Füßen der Name Laufenburg überliefert. Als dann in napoleonischer Zeit die vorderöstereichische Stadt durch eine neue Staatsgrenze Anfang 1802 zerschnitten wurde, als der linksrheinische Stadtkern zur Schweiz und die rechtsrheinische Brückenvorstadt letzten Endes an das Großherzogtum Baden fiel, da benannte man in den Karlsruher Amtsstuben die Häuseransammlung samt Heilig-Geist-Kirche mit gerade einmal weniger als 300 Einwohnern: Kleinlaufenburg.
Bis dahin hatte man die Stadthälften oft als „mehrere“ und als „mindere“ Stadt unterschieden, was bis heute bei Frotzeleien vor allem in der Fasnet andauert. In den Reiseführern des 19. Jahrhunderts wird oft Großlaufenburg und Kleinlaufenburg gegenüber gestellt. Der oft bemühte Volksmund sprach in den Orten rundum nur von Laufenburg, während die Schweizer den Ausdruck Chlistadt, eben Kleinstadt benutzten.
Initiative des damaligen Bürgermeisters
Nach fast 130 Jahren Kleinstadt war diese auf 1.000 Einwohner angewachsen und mit einer Ansammlung von Fabriken beim Ostbahnhof ausgestattet. Bürgermeister Alois Häffner ergriff die Initiative und schlug dem Gemeinderat eine Namensänderung vor: Laufenburg (Baden). Die Bezirkssparkasse nannte sich schon Murg-Laufenburg und einige Fabriken firmierten nur mit Laufenburg.
Am 30. April 1930 stimmte der Gemeinderat zu, denn Bürgermeister Häffner hatte etliche Befürworter ins Boot geholt: das Säckinger Bezirksamt, die Badische Heimat und die Historische Kommission, Ministerien, Zollbehörden und Oberpostdirektion. Die Reichsbahn entschloss sich erst später.
Nach dem Gemeinderat stimmte auch der Bürgerausschuss zu, doch hier gab es eine interessante Debatte. Es wurde vorgeschlagen, Laufenburg/Oberrhein zu wählen. Dabei muss man wissen, dass in jener Zeit der Begriff Oberrhein noch für den Flusslauf von Konstanz bis Mainz galt. Erst später hat man den 150 Kilometer langen Hochrhein von Konstanz bis Basel abgetrennt.
Der Mitarbeiter einer Zeitung notierte: „Der Begriff Baden ist in fremden Ländern wenig oder gar nicht bekannt. Der Zusatz „Oberrhein“ gibt dann weiter schon die ungefähre geografische Lage an, während außerbadische Touristen die Stadt Laufenburg in der Südecke des lang gestreckten Ländchens „Baden“ erst nach langwierigem Abtasten der Landkarte entdecken können.“
Am 6. November 1930 erreichte das Rathaus über das Bezirksamt Säckingen die Mitteilung des Ministers des Innern in Karlsruhe: „Das Staatsministerium hat unterm 23. Oktober 1930 beschlossen, dass die Stadtgemeinde Kleinlaufenburg mit Wirkung vom 1. November 1930 an den Namen Laufenburg (Baden) zu führen hat.“
