Das Ziel war von Beginn weg hoch gesteckt: 250 000 bis 300 000 Euro wollten Holger Große und seine Partnerin Susanne Schuhmann auf der Crowdfunding-Plattform startnext.com sammeln, um das Fahrgastschiff „Löwe von Laufenburg“ zu kaufen, umzubauen und danach in Laufenburg weiterzubetreiben (wir berichteten). Zwar läuft das Projekt noch bis zum 31. Mai, doch der Stand genau einen Monat nach Start am 17. April lässt mit sieben Zusagen in Höhe von zusammen gerade einmal 1430 Euro kaum Hoffnung zu, dass das Projekt noch erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Das sieht auch Holger Große so. Der Schiffskapitän vom Mittelrhein betont zwar: „Wir würden immer noch sehr gerne nach Laufenburg kommen und den Löwen übernehmen.“ Doch er sagt auch: „Wir haben schon nach dem zweiten Tag nicht mehr damit gerechnet, dass es ein Erfolg wird.“ Bei einem solchen Projekt müsse die Kampagne gleich von Beginn weg zünden und der Unterstützungsbeitrag in die Höhe schnellen. Nun würde nur noch ein Wunder helfen, so Große.
Er macht denn auch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung und seinem Frust. „In Laufenburg haben alle geheult, weil niemand etwas gegen den drohenden Verlust der Fahrgastschifffahrt unternehmen wollte.“ Nun versuche er zusammen mit seiner Partnerin, das Schiff in Laufenburg weiter zu betreiben und werde hängen gelassen. Große verweist dabei auch auf den Förderverein Tourismus in Laufenburg/CH, an dessen Hauptversammlung er sein Projekt präsentiert hatte. „Wenn nur die Hälfte der Mitglieder einen Gutschein erworben hätte, hätte ich 100 Zusagen“, rechnet er vor. „Dann würde man wenigstens sehen, dass den Laufenburgern der Erhalt der Schifffahrt wirklich am Herzen liegt.“ Deshalb sei er über die nur sieben Unterstützer sehr enttäuscht. Er betont: „Ist das Schiff erst einmal weg, wäre es viel teurer ein neues anzuschaffen und geeignetes Personal zu suchen.“
Zum Start des Crowdfundings hatte der Laufenburger Vizeammann Meinrad Schraner die Idee ins Spiel gebracht, Große könnte das Schiff vorerst pachten. Diesem Vorschlag erteilt Große eine Absage. Da er und seine Partnerin die Zelte am Mittelrhein abbrechen müssten, um die Schifffahrt in Laufenburg zu übernehmen, komme nur ein Kauf infrage. Auch der Besitzer des „Löwen von Laufenburg“, Jürgen Schroff, kann der Pacht-Idee nichts abgewinnen. „Nach einer Pacht stünde ich möglicherweise in ein, zwei Jahren mit 70 Jahren wieder am gleichen Punkt wie jetzt“, sagt er. Schroff vermutet, dass viele Leute die Crowdfunding-Idee nicht verstanden haben. „Sie meinen, es gehe um Spenden. Dabei erwirbt man Gutscheine“, sagt er. Und fügt an, dass das Angebot doch eigentlich Ideal für Firmen wäre. „Sie könnten das Projekt unterstützen und dann später eine Firmenfeier auf dem Schiff durchführen.“ Klar ist: Ist das Crowdfunding nicht erfolgreich, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es in Laufenburg dereinst kein Schiff mehr gibt. Sein Makler sei weiterhin im Einsatz und versuche, das Schiff zu verkaufen, sagt Schroff.
Das Schiff
Die „Löwe von Laufenburg“ ging 1952 in Königswinter/Rhein als „Kriemhild“ vom Stapel. Nach einem Zusammenstoß mit einem anderen Schiff kenterte die „Kriemhild“ 1961 und sank, sechs Menschen kamen ums Leben. Nach seiner Hebung war das Schiff als „Roland“, dann als „Stadt Andernach“ im Einsatz. Seit 2000 befährt es als „Löwe von Laufenburg“ den Hochrhein und wurde 2009 umfassend saniert. Seit längerem will Eigentümer Jürgen Schroff das Schiff verkaufen.