Die Sanierung des Eggbergbeckens ist in vollem Gang. Am Montag, 6. Mai, wurde das Becken zum ersten Mal seit der letzten Rundumsanierung im Jahr 1992 entleert – eine Sache von nur einem Tag. „An dem Montag um sechs Uhr haben wir die Maschinen abgestellt“, berichtet Peter Steinbeck, Pressesprecher von Schluchseewerk AG. Die Woche davor fand eine Netzbefischung durch Berufsfischer vom Bodensee und unter Aufsicht des Regierungspräsidiums Freiburg statt. Gefischt worden sind vor allem Zander, aber auch ein Wels war darunter. Wie die Fische ins Oberbecken gelangt sind? „Durch den Laich im Gefieder der Wasservögel“, erklärt Steinbeck. Das Regierungspräsidium hat bestimmt, wie mit den Fischen umzugehen ist.

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Nun ist das Beckenwasser also weg, abgeleitet über den Pfannenstielgraben, Schöpfebach und Gewerbebach in den Rhein. Ein Schieber an der Restentleerung ermöglichte eine genau dosierbare Wasserabgabe. Jetzt bietet sich ein komplett anderer Blick auf das 2,1 Millionen Kubikmeter fassende Oberbecken zwischen Egg und Bad Säckingen: ein 13 Hektar großer Dichtungsbelag aus Asphaltbeton. Von der Sanierung nicht betroffen sind die freitragenden, je 80 Meter langen Stege zwischen der Dammkrone und den beiden Einlauftürmen.

Nichts für schwache Nerven: So wird im Eggbergbecken gearbeitet. Bild: Peter Schütz
Nichts für schwache Nerven: So wird im Eggbergbecken gearbeitet. Bild: Peter Schütz
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Auf dem Damm und im Becken herrscht Hochbetrieb. Lastwagen fahren mit leeren Kippern hinunter und mit vollen wieder hinauf, um die Ladung im nördlichen Beckenbereich wieder abzukippen. Geladen haben sie Sediment aus dem Rhein, das durch das Hochpumpen des Rheinwassers in das Becken gelangt und dort auf den Boden gesunken ist. Laut Steinbeck ist es von Fachlaboren genauestens beprüft worden. Ergebnis: „Völlig unbelastet“, so Steinbeck. Anders als 1992, als das Sediment entfernt wurde, bleibt es diesmal im Becken. „Denn es stört uns hier nicht“, erklärt Peter Steinbeck. Es findet lediglich eine Umverteilung vom südlichen zum nördlichen Bereich des Beckens statt.

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Der Grund: Der Ein- und Auslaufturm mit dem 400 Meter tiefen Druckschacht, auch Turm Süd genannt, wird ebenfalls saniert und muss daher frei zugänglich sein. Zeitgleich mit der Beckensanierung wird einer von insgesamt vier Maschinensätzen – Pumpe, Turbine, Generator – einer vollumfänglichen Revision unterzogen. Bei den anderen drei Maschinensätzen ist der Revisionszyklus noch nicht abgelaufen. Die Becken- und Druckschachtsanierung dauert rund sieben Monate. In dieser Zeit wird durch die Kraftwerksblockierung kein Strom erzeugt. Die Versorgung ist jedoch durch Partner von Schluchseewerk AG gesichert. Im Oktober 2019 soll das Becken wieder mit Wasser gefüllt werden.

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Die Baustelle ist aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich. Ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr vor Ort. Gearbeitet wird nur an den Werktagen im Zweischichtbetrieb, davon werden die Bewohner von Egg nicht viel mitbekommen. Denn die meisten Arbeiten finden innerhalb von Gebäuden oder Untertage statt. Rund neun Millionen Euro nimmt Schluchseewerk AG für die Sanierung in die Hand. „Sie ist notwendig, um die Sicherheit zu gewährleisten“, betont Peter Steinbeck, „die Sicherheit steht an oberster Stelle“. Wie jedes Bauwerk unter Temperaturschwankungen von minus 20 bis über 30 Grad beeinträchtigt wird, ergeht es auch dem Eggbergbecken. „Wir sorgen vor, dass der Damm keinesfalls undicht wird“, erklärt Steinbeck. Deshalb wird der Dichtungsbelag, wo er schadhaft ist, erneuert. Eine ganzflächige Asphaltsanierung ist nicht vorgesehen.

Das umfasst Sanierung

Derzeit sind zwei beauftragte Baufirmen vor Ort tätig – Schleith und Walo. Wie viele Menschen auf der Baustelle sind, hängt von den jeweiligen Arbeiten ab. Schluchseewerk hat aber einen eigenen großen Stab eigener Mitarbeiter auf der Baustelle, beispielsweise Projektingenieure, Teams der Baukolonne, der Zentralwerkstatt und der Baustromtruppe. Während und nach der Beckensanierung spielt sich vieles im Turm Süd und in der rund 400 Meter tiefer liegenden Maschinenkaverne ab. Die Sanierung umfasst den Korrosionsschutz von Druckschacht, Oberwasser-Verteilleitung und Zylinderschütz, Elektro- und leittechnische Maßnahmen, Kontrolle von Unterwasser-Stollen und Wasserschloss. Die Projektplanung läuft seit November 2017.

Eggbergbecken und Kavernenkraftwerk Säckingen

  • Das Kavernenkraftwerk Säckingen war das erste innerhalb der Hotzenwaldgruppe von Schluchseewerk AG, aber auch das erste deutsche Pumpspeicherkraftwerk in Kavernenbauweise überhaupt. Seine vier Maschinensätze sind in einer künstlichen Höhle (Kaverne) mit großen Ausmaßen untergebracht, die über einen 1,5 Kilometer langen Zufahrtsstollen zu erreichen ist. Planmäßig ging im November 1966 die erste Maschine in Betrieb, bis Mitte 1967 folgten die restlichen drei Maschinen. Die Kaverne des Kraftwerks Säckingen ist 160 Meter lang, 23 Meter breit und 33 Meter hoch.
  • Das Eggbergbecken aus dem das Wasser durch einen gepanzerten Druckschacht senkrecht in die Tiefe rauscht. liegt etwa 400 Meter darüber. Es hat ein Fassungsvermögen von 2,1 Millionen Kubikmetern Wasser – das reicht für einen sechsstündigen Turbinenbetrieb unter Volllast.
  • Die Maschinen des Kavernenkraftwerks Säckingen besitzen eine Generatorleistung von 360 MW und eine Pumpleistung von 296 MW. Der maximale Durchfluss beträgt 96 Kubikmeter pro Sekunde im Generator- und 67 Kubikmeter im Pumpbetrieb. Das Kraftwerk erzeugt im Jahresmittel 400 Millionen Kilowattstunden Strom. Als Unterbecken für das Kavernenkraftwerk Säckingen dienen die Rheinstauräume der Rheinkraftwerke Säckingen und Ryburg-Schwörstadt. Der Unterwasserstollen mit dem Wasserschloss hat eine Länge von zwei Kilometern, der Durchmesser beträgt 5,8 Meter. (psc)