Mit vielen Ideen hat in der Laufenburger Altstadt zu Beginn des Jahres 2023 die Gastronomin Patrizia Scianna die erst 2019 eröffnete Weinbar „Magazin“ übernommen. Nach nur zwei Jahren schließt das beliebte Ausgeh-Lokal. Bis zum Jahresende hat nur noch zweimal freitags ab 18 Uhr geöffnet. Patrizia Scianna hat mit uns über die Gründe für die Schließung gesprochen.
„Ich würde das Magazin gerne weiter führen. Aber ich finde für die Bar und für die dort notwendigen Events und besonderen Angebote nicht genug geeignetes Personal. Hierdurch kann ich vor allem in den Sommermonaten mit den zahlreichen Festen im Umland nicht konkurrieren. Die Zahl der Gäste ist gerade in dieser Zeit zu gering“, erläutert Scianna.
Hoch motiviert habe sie das Magazin 2023 übernommen, um die Altstadt von Laufenburg zu beleben, führt sie weiter aus. „Doch ich konnte die Bar nicht auf dem Niveau führen, wie es mein Anspruch ist und muss daher von dieser Aufgabe zurücktreten. Ich finde niemanden, der es so führt, wie es für eine Bar notwendig ist. Auf die letzten von mir geschalteten Stellenanzeigen sind keine Bewerbungen mehr eingegangen.“ Als Grund vermutet Scianna auch die ländliche Struktur am Hochrhein. „In einer Großstadt mit Studenten findet sich für eine Bar eher Personal“, ergänzt sie.

Zudem seien die Arbeitszeiten in einer Bar eben nicht von 9 bis 17 Uhr, sondern hier werde um 1 Uhr morgens die letzte Runde ausgegeben und die Angestellten könnten sich erst um 2 Uhr auf den Heimweg machen. Darüber hinaus sei nicht nur bis in die späten Abendstunden, sondern auch am Wochenende zu arbeiten.
Das Hauptaugenmerk gilt nun ganz dem „Kranz“ in Luttingen
Ihr Hauptaugenmerk gelte nun wieder ausschließlich dem historischen Hotel und Restaurant „Zum Kranz“ in Luttingen: „Der Kranz in Luttingen ist mein Hauptbaby, hier möchte ich noch eine Schippe drauflegen. Die Aufgabe als Köchin ist mein Traumberuf – ich möchte auf hohem Niveau und kreativ kochen, nicht nur Speisen aufwärmen“, erklärt Scianna.
Aufgrund des generellen Personalmangels im Gastronomiegewerbe sei es ihr nicht möglich, zwei Betriebe so zu führen, wie es ihren Ansprüchen entspreche. Sie wolle im „Kranz“ den Standard halten, den sie sich mit vielen Mühen erarbeitet habe. „Darüber hinaus muss ich auf mich selbst achten, ich muss gesund bleiben, damit ich das Hotel und das Restaurant auch noch in zehn Jahren führen kann.“
Die Azubis im Gasthaus kommen aus Madagaskar und Indonesien
Allerdings sei auch der „Kranz“ vom Personalmangel betroffen. „Zuletzt habe ich für das Restaurant zwei neue Auszubildende aus Madagaskar und Indonesien gewonnen. So sieht die Zukunft in der Gastronomie aus, es ist hier ähnlich wie in der Pflege“, erklärt die Gastronomin. Die gesamte Restaurantkultur in Deutschland werde sich internationalisieren und ändern.
2021 habe sie den ‚Kranz‘ übernommen, um ihn als bürgerliches Lokal fortzuführen. „Wir haben in Deutschland immer weniger klassische Gasthäuser, doch wir brauchen auch das badische Gasthaus“, erläutert Scianna.
Warum um 22 Uhr Schluss und schon lange davor letzte Bestellung ist
Vor dem Hintergrund des Personalmangels habe sie auch im „Kranz“ die Öffnungs- und Küchenzeiten einschränken müssen. „Das ist eine Tendenz in der Gastronomie insgesamt, die auch mir sehr wehtut. Manche Gäste denken dann, den Gastronomen gehe es zu gut, doch es ist eine Folge der fehlenden Fachkräfte.“ Sie müsse Küche und Service um 22 Uhr geschlossen haben, sonst finde sie keine Mitarbeiter mehr – zumal viele heute lieber in der Schweiz arbeiteten.
Grundsätzliche Kritik übt Scianna an der Diskussionskultur in Deutschland: „Wir schimpfen immer sofort über die Politik und alles andere. Aber das ist nicht richtig. Denn solange es uns noch gut geht, beschränken wir uns auf das Jammern. Erst wenn die Not wirklich da ist, werden wir kreativ und wagen etwas Neues. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die nicht nur klagt und jammert, sondern sagt: Kommt, wir wollen etwas reißen.“ Ganz im diesem Sinne hofft Scianna, dass für das „Magazin“ eine gute Nachfolge gefunden werden könne.