Stadtarchivar Martin Blümcke

Der Platz vor dem Laufenburger Rathaus wird nach Süden, zum Rhein hin, von einem stattlichen Haus begrenzt. Nach Norden hin – in Richtung Heilig-Geist-Buckel – läuft von der Unterführung eine Fußgängerrampe hinunter. Sie wird in ihrem Auslauf von einem Baum begleitet: einer Sommerlinde. Von ihr weiß man genau, wann sie gepflanzt worden ist: am 19. März 1871, also vor 150 Jahren.

Woher stammt diese Kenntnis?

In der Waldshuter Zeitung „Der Alb-Bote“ lud damals ein Laufenburger Festausschuss zu einer Friedensfestfeier ein. Vermutlich wurden damals im ganzen Großherzogtum Baden solche Veranstaltungen abgehalten, auch im benachbarten Königreich Württemberg, bei denen immer auch eine Friedenslinde gepflanzt wurde, oft draußen in der freien Natur. Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 war Frankreich mit Kaiser Napoleon III. an der Spitze von preußischen Truppen und den Soldaten ihrer süddeutschen Verbündeten besiegt worden.

Die Vorgeschichte

Die badische Armee hatte unter dem Befehl des preußischen Generals Werder den Befehl erhalten, das Elsass zu besetzen. Die Festung Straßburg hielt sich lange, bis sie nach schwerem Beschuss kapitulieren musste. Den größten und verlustreichsten Kampf hatten die badischen Soldaten zu bestehen, als sie in der Burgundischen Pforte nahe Belfort eine neu gebildete französische Armee, die zahlenmäßig überlegen war, aufhalten und besiegen konnte. Aus der Pfarrei Hochsal haben insgesamt sieben Männer ihr Leben gelassen, aus dem Städtchen Kleinlaufenburg kein einziger. Bei damals rund 400 Einwohnern waren ungefähr 20 Laufenburger an den Kämpfen beteiligt.

Das zweite Kaiserreich

Man konnte also hier verhältnismäßig unbeschwert und erleichtert feiern, war doch am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles ein zweites deutsches Kaiserreich ausgerufen worden, angeführt vom preußischen König Wilhelm II., den sein Schwiegersohn, der badische Großherzog Friedrich I., hochleben ließ.

Wie haben damals die Laufenburger gefeiert?

Am Samstag, 19. März, abends mit einer Illumination aller Gebäude. Ein Fackelzug und die Stadtmusik zogen durch das Städtle, begleitet von Böllerschüssen und Glockengeläute. Am Sonntag stellte man sich dann um halb zehn Uhr vor dem Rathaus zu einem Festzug auf, der dann zur Kirche hoch marschierte: die Schuljugend mit Fahnen, die Feuerwehr mit ihrer Musik, der Gemeinderat, das Zoll- und Bahnpersonal, die Gendarmen und alle übrigen Festgäste.

Die Planzung

Nachmittags traf sich die Schuljugend in ihrem Räumen im Rathaus und zog gemeinsam zu der Stelle, wo die Friedenslinde gesetzt werden sollte. Danach wurden die Schüler im Freien bewirtet. Abends um 19 Uhr zündete man ein Feuerwerk, danach trafen sich Herren und Damen zu einem Bankett, zu einem Festessen, im Gasthaus „Sternen“. Der damalige Bürgermeister Franz Joseph Bleule und die anderen Honoratioren werden im Laufe des Abends nicht nur im nationalen Überschwang berauscht gewesen sein.