Seit 2002 leisten in Laufenburg und Murg bei Notfällen First Responder oft lebenswichtige Erste Hilfe. Fast seit Anfang an ist Julio Muñoz Gerteis dabei. Seit 18 Jahren ist er einer der ehrenamtlichen Ersthelfer und seit 14 Jahren leitet er die Gruppe. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet er über seine Motivation sowie über Herausforderungen der Einsätze.
Anderen Menschen in einem Notfall zu helfen, ist für Julio Muñoz Gerteis eine Lebenseinstellung und in seiner Familie seit Generationen selbstverständlich. Er erinnert sich an seinen Großvater und dessen Berichte aus dem Krieg, welche seine Lebenseinstellung geprägt haben.
„Er hat mir gesagt, man sollte mit seinem Leben versuchen, Menschen zu helfen, denen es schlechter geht“, sagt Muñoz Gerteis. Und so wurde daraus sein Lebensmotto: „Mir geht es gut, und ich möchte, dass es auch dem Menschen neben mir gut geht.“
Manchmal reicht es, die Hand zu halten
Sein ehrenamtlicher Dienst bei den First Respondern gibt ihm dabei viel Gelegenheit Menschen, vorwiegend bei medizinischen Notfällen, Erste Hilfe zu leisten. Manchmal besteht diese Hilfe auch ganz einfach darin, die Hand zu halten oder den Angehörigen in der Ausnahmesituation zur Seite zu stehen, bis der Rettungsdienst übernimmt.
Der langjährige Dienst bei den First Respondern führte bei Muñoz Gerteis zu veränderten Wahrnehmungen. „Wir kommen in Situationen, wo wir nicht nur Leben retten können, sondern auch Menschen in den Tod gehen lassen müssen“, berichtet er. Die Menschen auch bei diesem einmaligen Vorgang begleiten zu dürfen ist ihm wichtig und wertvoll.
Die Ersthelfer treffen bei Einsätzen mitunter auf Situationen, die sie persönlich betroffen machen. „Wenn wir im Bereich Laufenburg und Murg ausrücken, müssen wir darauf gefasst sein, auf in Not geratene Bekannte oder Familienmitglieder zu treffen, damit müssen wir lernen, zu leben“, berichtet Julio Muñoz Gerteis.
Die große Routine und ein gewisser Automatismus sorgen in solchen Situationen dafür, Handlungssicherheit zu bewahren. Betroffenheit und Mitgefühl müssten dabei nicht außen vor bleiben. Als wichtig sieht er es an, dann Verstand und Herz auf den gleichen Takt zu bringen.
„Wir sind nicht nur Freizeitretter, wir sind auch Privatpersonen.“Muñoz Gerteis
Durch die intensiven und regelmäßigen Übungen seien die Ersthelfer auf Notsituationen gut vorbereitet und routiniert. Dennoch komme es vor, dass die Sachlage Ersthelfer an ihre persönliche Grenze bringen kann. Sollte es zu einer Überforderung kommen, sei es wichtig, diese zu erkennen, entsprechend zu handeln und sich zurückzuziehen.
„Wir sind nicht nur ‚Freizeitretter‘, wir sind auch Privatpersonen“, betont Muñoz Gerteis. Hilfe bei der Aufarbeitung von belastenden Einsätzen bietet das Einsatznachsorgeteam des Landkreises, welches auch von den First Respondern in Anspruch genommen wird. „Die Einsatzhygiene nach einem Einsatz ist wichtig. Nicht nur die Hände müssen gewaschen werden, auch die Seele braucht eine Reinigung“, betont er.
Es braucht das Verständnis der Familie
Seine Familie trägt seine Tätigkeit als First Responder mit. In seinem Fall kenne es die Familie gar nicht anders, sie sei da hineingewachsen. Nicht verhehlen will er allerdings, dass dennoch ab und zu Frust aufkommt, wenn er in bestimmten Situationen zu einem Einsatz gerufen wird. Er betonte, dass der freiwillige Dienst nur funktionieren könne, wenn die Familien und auch Mitarbeiter in den Betrieben dafür Verständnis aufbrächten.
Mit ihm zusammen sind in der jungen Gruppe 19 Personen, davon über die Hälfte Frauen, als Frist Responder ausgebildet. Einsätze werden für gewöhnlich zu zweit gefahren. Muñoz Gerteis ist als Leiter der Gruppe verantwortlich für die Organisation, die Nachbereitung der Einsätze, die Koordination mit dem Rettungsdienst, die Materialbeschaffung und die Aufrechterhaltung des Betriebs. Besonders wichtig ist ihm seine Funktion als Motivator innerhalb der Gruppe.
Kritische Stimmen bei der Gründung
Die First Responder wurden 2002 als Pilotprojekt der Feuerwehr Laufenburg gegründet. Der damalige Feuerwehr-Stadtkommandant Christoph Egger-Büssing und Thomas Eckert als damaliger Abteilungskommandant waren die Initiatoren. Als Arzt wusste Egger-Büssing von den manchmal langen Wartezeiten bis zum Eintreffen der Rettungsdienste.
Die Gründung der First Responder sei seinerzeit innerhalb der Blaulichtorganisationen durchaus kritisch gesehen worden. Im Laufe der Jahre habe sich die Zusammenarbeit jedoch wesentlich verbessert, betont Julio Muñoz Gerteis. Es finden gemeinsame Proben statt, und die gegenseitige Unterstützung ist groß.