Das traditionsreiche Modehaus May an der Schützenstraße ist in Bad Säckingen so etwas wie das Flaggschiff des innenstädtischen Einzelhandels. Seit dem 6. Februar bietet die Eigentümergesellschaft das Gebäude öffentlich zum Kauf an – für 4,1 Millionen Euro.
„Wir geben den Standort in Bad Säckingen selbstverständlich nicht auf.“
Kein Wunder, dass in Bad Säckingen die Gerüchteküche brodelt – auch vor dem Hintergrund, dass dort bereits 2023 die beiden oberen Etagen aufgegeben wurden. Angesichts dieser Entwicklung gibt der Unternehmenssprecher der May-Gruppe, Daniel Kistner, gegenüber dem SÜDKURIER nun Entwarnung: „Wir geben den Standort in Bad Säckingen selbstverständlich nicht auf. Ganz im Gegenteil.“

Die Unternehmensführung forciere bereits seit 2019 eine „Umstrukturierung“, deren Herzstück eine Konzentration in der Verwaltung und verkleinerte Verkaufsflächen bildeten, so Kistner. Diese Strategie stelle einen „Kulturwandel in unserem Unternehmen, hin zu selbstorganisierten Teams in allen Unternehmensbereichen mit mobilen Arbeitsplätzen an den einzelnen Standorten“ dar. Vor diesem Hintergrund sei 2023 nicht nur die Verwaltungsfläche im dritten Stock des Bad Säckinger Modehauses geschlossen, sondern auch der Verkaufsbereich im zweiten Obergeschoss aufgegeben worden.
Mit diesen Schritten verfolge May das Ziel, „durch kleinere Flächen die Beratungskompetenz zu erhöhen, da mehr Fachberater auf weniger Fläche die Kundschaft beraten können.“ Wert legt Kistner hierbei nicht nur auf die Feststellung, dass dieser „durch die Coronajahre vorangetriebene Weg ohne Einschränkung des Sortimentes erfolgt ist“ – sondern vor allem darauf, „dass alle Mitarbeitenden nach wie vor in denselben Positionen im Unternehmen tätig sind – und der Erfolg dieser Flächenkonzentrationen gibt uns recht: Wir verzeichnen steigende Umsätze.“ Pläne, das Untergeschoss des Sporthauses in Waldshut aufzugeben und zu vermieten, würden aufgrund dieser positiven Unternehmensentwicklung „sogar nicht mehr weiterverfolgt.“
Dem Eigentümer des Gebäudes an der Bad Säckinger Schützenstraße sei es allerdings „nach langer und intensiver Suche nicht gelungen, Mieter zu finden, welche die beiden freigewordenen Etagen in unserem Sinne nutzen könnten. Daher ist er nun zur Ausschreibung des Gesamtobjektes übergegangen.“
Eine Verpachtung jenseits des Einzelhandels wird nicht ausgeschlossen
Hierbei sei es im Interesse der May-Gruppe, „die im engen Austausch mit dem Eigner der Immobilie steht, dass die freien Flächen so verpachtet werden, dass sie unser Einzelhandels-Business sinnvoll ergänzen oder sogar erweitern.“ Nicht ausschließen möchte Kistner in diesem Zusammenhang jedoch auch Verpachtungen jenseits des Einzelhandels.
„Die Eigentümer suchen auch mögliche Interessenten für das Gesamtobjekt – doch selbstverständlich bleiben wir Mieter der für das Modehaus genutzten Fläche. Wir haben einen langfristigen Mietvertrag, welcher ein essenzieller Vertragsbestandteil eines möglichen Verkaufs durch die Eigentümer ist und unsere Mitarbeiter sind über die Pläne unseres Vermieters informiert“, führt Kistner aus.
Leerstand-Management für attraktive Innenstädte gefordert
Darüber hinaus, so der Unternehmenssprecher weiter, zeige der Erfolg der vergangenen Jahre, „dass stationärer Einzelhandel mit kompetenter Beratung der richtige Weg ist, denn wir heben uns dadurch erfolgreich von den zahllosen Onlineangeboten ab.“
Für Kistner geht es hierbei nicht nur um den unternehmerischen Erfolg des Modehauses May, sondern auch um die Bewahrung der „Attraktivität der Städte. Wir blicken hier natürlich auch mit Sorge auf die Entwicklungen in unseren Innenstädten. Ein vielfältiges Angebot an Einzelhandel und Gastronomie, ergänzt durch ein attraktives Stadtbild und umfangreiche Freizeitangebote nebst Hotellerie, sorgen für den Erfolg des Standortes Bad Säckingen und somit auch der Unternehmen“, erklärt Kistner.
Kistner fordert ein nachhaltiges Leerstands-Management
Die Bedeutung Bad Säckingens „mit seiner überregionalen Strahlkraft“ steht für ihn hierbei außer Frage – allerdings fordert er auch ein „nachhaltiges und cleveres Leerstands-Management“ durch die Städte insgesamt und verweist auf die jüngst erfolgte Einstellung zweier Citymanagerinnen durch die Stadt Waldshut-Tiengen – für Bad Säckingen lobt er „das sehr wertvolle Engagement unserer Stadtverwaltung, allen voran durch Bürgermeister Alexander Guhl und auch durch den Gewerbeverein Pro Bad Säckingen.“

Für Bad Säckingens Bürgermeister Guhl steht die Bedeutung des Modehauses May für die Innenstadt außer Frage. „Wir wissen natürlich, dass es in der Immobilie einen Leerstand gibt und sind uns als Stadt und Pro Bad Säckingen darüber im Klaren, dass ein solcher nicht leicht zu beheben ist.“ Der nun öffentlich gewordene Verkauf der Immobilie beunruhige ihn vorerst nicht, „denn der Eigentümer des Gebäudes ist für uns zunächst zweitrangig, entscheidend ist, dass das Angebot des Modehauses aufrechterhalten bleibt“, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER.