Donald Trump hätte seine Freude dran – Zölle zum Schutz vor der deutschen Billigpizza. Vor 2015 bestellten die Eidgenossen die Teigfladen aus Deutschland in Massen. Ein Hotspot des Essensexports war naturgemäß der Hochrhein zwischen Basel und Konstanz. Doch dann hatten es die Schweizer satt und schoben den Riegel vor: Pizza, Burger, Döner und Co nur noch gegen ordentliche Anmeldung und Verzollung.

Das Aus der Essenslieferungen

De facto brachte der Schritt das Aus für einen zuvor über viele Jahre üblichen und gewohnten Weg: Die Zollgebühr hätten die deutschen Lieferdienste ihrer Schweizer Kundschaft berechnen müssen, so schmolz ihr Preisvorteil dahin.

Die Zollformalitäten hätten sich zu lange hingezogen – bis dahin wäre die Pizza kalt gewesen. Und: Zur Hauptbestellzeit am Abend und an Wochenenden wäre die Zollabfertigung ohnehin nicht besetzt gewesen. So stellten die Lieferdienste den grenzüberschreitenden Service ein, wollten keine Bußgelder für den Fastfood-Schmuggel über den Rhein riskieren.

Waren die deutschen Lieferdienste selbst schuld?

Laut Schweizer Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit haben die Schweizer den Deutschen den kleinen Finger gereicht und diese nahmen die ganze Hand. “Bis Februar 2014 wurden gelegentliche Lieferungen von Kleinstmengen ohne Zollabfertigung zugelassen, obwohl Handelswaren im Prinzip schon ab dem ersten Franken angemeldet werden müssen„, erklärt Mediensprecher Simon Erny.

Das könnte Sie auch interessieren

Diese “Kulanz„ hätten die Deutschen ausgenutzt, auch mit aktiver Werbung. So sei man “aufgrund der massiven Zunahme„ gezwungen gewesen einzuschreiten, gemäß Erny “mit Blick auf die Gleichbehandlung aller Zollbeteiligten und zur Einschränkung der Wettbewerbsverzerrung gegenüber dem schweizerischen Gewerbe.„

Erny hat sich auf Anfrage dieser Zeitung an Grenzübergängen zwischen Basel und Konstanz umgehört. Der Tenor: Grenzüberschreitendes Liefern von Essen in die Schweiz findet, wenn überhaupt, nur noch in “marginalem Ausmaß„ statt. Der Zollsprecher verweist darauf, dass die Bestimmungen ja auch für den umgekehrten Fall gelten. Stimmt, aber wen betrifft das schon? Wer am Hochrhein bestellt sich schon die teure Schweizer Pizza nach Hause?

Schweizer holen jetzt mehr selbst ab

Bei regionalen Fastfood-Läden nachgefragt wird betont: Essenslieferungen über den Rhein fänden nicht mehr statt. Bei „Bavo‘s“ in Tiengen beispielsweise kommen jetzt eben die Schweizerinnen und Schweizer rüber und holen ihre Bestellungen selbst ab. „Wir haben sehr viel Schweizer Kundschaft im Lokal“, bestätigt Mitbetreiber Miroz Akdeniz. Und bei Selbsteinfuhr in die Schweiz kommen die Regelungen des Reiseverkehrs zur Anwendung.

Das heißt: Pizza und Co können satt importiert werden, zollfrei für aktuell umgerechnet 150 Franken pro Tag und Person. Dank entfallender Anmeldeformalitäten bleibt die Ware so auch heiß.

Der Spielraum wird ausgenutzt

Aber so mancher findige Hochrhein-Pizzaiolo ist schon einen Schritt weiter und nutzt den ihm jetzt möglichen Spielraum vollends aus – „Pizza Adler“ auf dem Waldshuter Lonza-Areal etwa. Inhaber Waseem Abbas und seine Leute lieferten früher viel rüber in die Schweiz.

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt zwar nicht mehr, aber sie kommen ihren eidgenössischen Kunden weiterhin entgegen: Sie bringen die Pizzen jetzt eben bis zur Grenze, mit Übergabe auf der deutschen Seite des Zolls – zwischen Koblenz und Waldshut, Bad Zurzach und Rheinheim sowie Kaiserstuhl und Hohentengen.