Aufgewachsen auf dem Land im Kanton Luzern und mittlerweile in der Stadt Zürich daheim, hatte Michael Hiltbrunner bis vor einem Jahr kaum Berührungspunkte mit dem Fricktal – mit Laufenburg schon gar nicht. Ein Stück weit logisch, organisiert sich doch ein Großteil der Kunstschaffenden über die großen Städte mit ihren berühmten Museen und Galerien.

So waren wohl auch seine Verbundenheit zur Natur und sein Faible für die ländliche und periphere Kunst ausschlaggebend, dass Hiltbrunner doch den Schritt aus der Blase wagte, sich um die Stelle als Kurator im Laufenburger Rehmann Museum bewarb und schließlich aus rund 20 Bewerbungen die Zusage erhielt.

Michael Hiltbrunner testet einen Sitzsack, von wo aus man das Unterwasser-Video von Künstlerin Riikka Tauriainen aus der aktuellen ...
Michael Hiltbrunner testet einen Sitzsack, von wo aus man das Unterwasser-Video von Künstlerin Riikka Tauriainen aus der aktuellen Ausstellung verfolgen kann. | Bild: Mira Güntert

Seit seinem ersten Arbeitstag ist mittlerweile gut ein Jahr vergangen. Der Kulturanthropologe fand in dieser Zeit nicht nur Gefallen an der Region, ihren Hügeln und Wäldern, sondern auch am ganzen Schaffen im Museum. So biete auch das Publikum eine neue, spannende Herausforderung. „Mit nur einem Kunstmuseum in der Region ist es normal, dass es nicht so viele Kunstinsider hat“, sagt Hiltbrunner. Diese Tatsache mache das Publikum aber nicht weniger anspruchsvoll.

„Man sollte auf keinen Fall versuchen, ‘halbe‚ Kunst zu zeigen“, sagt Hiltbrunner. Auch weniger kunstaffine Besucherinnen und Besucher würden das durchschauen – und sich nicht ernst genommen fühlen. „Wir möchten die Leute schließlich herausfordern“, sagt er.

Das werden die Besuchenden aktuell mit der Ausstellung „Schimelrych bis Chrottehalde: Kunst und Natur in Laufenburg“. In die aktuelle Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau auf die Beine gestellt wurde, ließ Hiltbrunner seine Handschrift deutlich einfließen.

Auch die Natur soll von der Kunst profitieren

Programm, Titel, beinahe alles habe er umgekrempelt. „Der Mutualismus steht im Vordergrund. Das ist die wechselseitige Beziehung, von der beide Seiten profitieren“, so Hiltbrunner. Nicht nur die Kunst solle von der Ausstellung profitieren, sondern auch die Natur. Diese Haltung lebt er auch im Alltag. Kommt er doch jeweils mit dem Zug zur Arbeit, auch wenn die Anreise von Zürich nicht immer schnell geht.

Michael Hiltbrunner zeigt die aus Ton geformten Lieblingsziegel von Künstlerin Riikka Tauriainen.
Michael Hiltbrunner zeigt die aus Ton geformten Lieblingsziegel von Künstlerin Riikka Tauriainen. | Bild: Mira Güntert

„Banal gesagt: Ich möchte mich als Kurator so verhalten wie das ideale Publikum“, sagt er. Natürlich – willkommen seien alle im Rehmann Museum. „Doch ich probiere es so zu machen, wie wir es den Leuten raten.“ Hiltbrunner ist engagiert. Möchte weiterdenken. Er stellt sich die Frage, was das Museum dem Fricktal und seiner Bevölkerung bieten kann. „Kunst ist zwar ästhetisch, jedoch auch immer eine gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung“, sagt er.

Neben seiner Stelle als Kurator arbeitet Hiltbrunner an einer Zürcher Kunstschule im Bereich Fundraising. Außerdem betreut er diverse Kunstarchive. „Die Arbeit in den Archiven ist eine grosse Bereicherung“, sagt Hiltbrunner. Dadurch würde er auf viele Kunstschaffende aufmerksam, die zwar ein Schattendasein führten, jedoch mit ihren Werken äußerst interessant seien. Das gebe ihm immer wieder den Mut, auch weniger berühmte Künstlerinnen und Künstler zu Ausstellungen einzuladen.

In der ‚Aargauer Zeitung‘ ist der Beitrag zuerst erschienen.