Mit seinem vor zwei Jahren erschienenen Kriminalroman „Das Ende des Laufstegs“ hat Martin Willi ein viel beachtetes Debut vorgelegt. Nun hat er „Skelett des Grauens“, der zweite Fall seiner Kommissarin Petra Neuhaus, nachgelegt.

Die von Natalia Dauer am Cello umrahmte Buchvernissage am Freitagabend in der Laufenburger Kultschüür, Willis „zweite Heimat“ (er ist dort Betriebsleiter und Theaterregisseur), stieß auf großes Interesse, obwohl es sich bei dem neuen Werk um alles andere als um leichte Kost handelt.

Denn Willi geht das Wagnis ein, über ein Thema zu schreiben, das an die Nerven geht: Kindesmissbrauch. Und er hat den Mut, die Geschichte in der Region anzusiedeln – was er auch schon mit seinem Erstling gemacht hat.

Der Ausgangspunkt der Geschichte liegt zwar in dem Dorf Hirschthal, erklärte er dem Publikum am Freitag, die Missbräuche seien jedoch im Mettauertal passiert – „wo genau, das lasse ich offen“, sagte er. Zu Beginn des 170 Seiten starken Romans weist jedoch nichts darauf hin.

Bei Bauarbeiten in Hirschthal wird ein kopfloses männliches Skelett ausgegraben. Der Fund bringt Kommissarin Petra Neuhaus auf den Plan. Schnell ist klar, dass ein Gewaltverbrechen zugrunde liegt, dass das Opfer brutal enthauptet worden war.

Einen Namen hat es auch bald: Christian Gautschi, zu Lebzeiten Landwirt im Mettauertal, der eines Tages vor zehn Jahren spurlos verschwunden war. Da sich damals keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen ergeben hatten, war die Suche eingestellt, der Fall abgeschlossen worden. Bis zu jenem Tag also, an dem seine Überreste in einer Baggerschaufel hingen.

Im Laufe ihrer Ermittlungen sieht sich Kommissarin Neuhaus essenziellen Fragen konfrontiert: Warum kam Gautschi auf so grausame Weise ums Leben? War er nicht das Opfer, sondern der Täter? Und wie kann sie das nach so langer Zeit herausfinden?

Martin Willi, der die Kommissarin Neuhaus schon in ihrem ersten Fall tief in die Abgründe der menschlichen Seele hatte blicken lassen, zieht in ihrem zweiten Fall die Schraube sogar noch an. Das wird schon am düsteren, in schwarz-weiß gestalteten Umschlag mit einer einsamen Figur an einer Straße und erst recht am blutrot getränkten Prolog deutlich.

Der Autor lotet die Grenzen des Ertragbaren aus. Seine Beschreibungen von Tätern und Opfern, von Persönlichkeitsstörungen und Todesängsten, von Gewalt und Ohnmacht sind nichts für schwache Nerven. Aus dem im Basler Münster-Verlag erschienenen Roman wird jedoch kein Horrortrip, weil es darin immer wieder menschelt wie im normalen Leben. Der Krimi ist klug konstruiert, mit parallelen, auf das Finale zulaufenden Handlungssträngen und etlichen Überraschungen.

Willi kann noch anders: Am Freitag präsentierte er druckfrisch das von ihm geschriebene und von seiner Frau Regina illustrierte Kinderbuch „Otto, die Blindschleiche, will Fußball spielen“ sowie den Gedichtband „Und noch immer singen die Vögel“.