„Für mich ist momentan die Zeit der Projekte. Solche, die ich am heimischen Schreibtisch planen kann, aber auch solche, die Hoffnung machen auf eine Rückkehr zur Bewegungsfreiheit“, sagt Schriftstellerin Petra Gabriel. Denn soviel ist klar: Corona-Pandemie und Lockdown bieten zwar reichlich Zeit, aber wie viele Bereiche der Kulturbranche bekommen auch Schriftsteller die Auswirkungen der Beschränkungen immer stärker zu spüren.
Ihr fehle vor allem die Interaktion mit ihren Lesern, wie sie beispielsweise auf Lesungen zustande kommt, sagt Petra Gabriel. Auch fehle damit eine wichtige Plattform, um die neuen Bücher bekannt zu machen und einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Als eine Art Ausgleich hat Gabriel einen Podcast entwickelt und schon einige Folgen aufgenommen. Denn: „Wenn es nicht persönlich geht, dann eben virtuell.“ Die Sendungen liefern Hintergrundinformationen zu den erschienen Büchern und rücken auch schon mal den ein oder anderen geschichtlichen Mythos gerade.
Grundsätzlich sei die Home-Office-Situation für sie ohnehin nicht neu, sagt Gabriel. Sie habe die Abenteuer im Kopf. „Das Schreiben hilft außerdem, von all dem Negativen abzulenken“, betont sie. Allerdings fehle ihr manchmal der Input von außen und die Inspiration, die beim Schreiben so wichtig sind. Auch die Nutzung gewisser Möglichkeiten sei gerade beschränkt.
Nichtsdestotrotz kann Petra Gabriel Neues aus ihrer Schreibstube vorweisen. Im Anschluss an die von ihr verfasste Biografie über Mary Codman hätten sich viele Menschen bei ihr gemeldet, die noch einiges über die „Schlösslemadame“ zu erzählen wissen. Dies seien vor allem Nachfahren ehemaliger Angestellter. Die Geschichten seien als Ergänzungen zu der Biographie zu verstehen.
Und generell ist das Kapitel Codman für Gabriel noch nicht abgeschlossen. So hatte sie geplant, im Zuge ihrer Recherchen zum Leben der „Schlösslemadame“ mit einem Schiff nach Amerika überzusetzen, da es gerade in Bristol noch sehr viel über Codman zu erforschen gebe. Schließlich habe diese ihr halbes Leben dort verbracht, bevor sie nach Laufenburg gekommen ist. Diese Reise wollte Gabriel, die sich selbst das „Nomaden-Gen“ attestiert, mit einem Abstecher nach Kalifornien verbinden, wo es einen Berg und einen Fluss gibt, die „Gabriel“ in ihrem Namen haben. Denn Petra Gabriel beschäftigt sich zudem mit der Herkunft ihres Namens und wo dieser überall zu finden ist. Diese Reisen musste sie jedoch coronabedingt zunächst auf Eis legen.
Auch die Veröffentlichung eines weiteren Buchprojektes, eines Agentenkrimis über die Russin Olga Leonova, die zeitgleich im Umfeld von Mary Codman gelebt hat und diese wahrscheinlich kannte, musste verschoben werden. „Es wäre schade, wenn kaum jemand etwas von diesem Buch mitbekommen würde“, so Gabriel. Auch dieses soll unter Konzentration auf die Auswirkungen der russischen Revolution auf Laufenburg wie der Durchfahrt von Lenins Zug eine weitere Facette der regionalen Geschichte behandeln.
Doch was fasziniert die Autorin eigentlich so sehr an der Geschichte Laufenburgs? „Schon in meiner Kindheit wollte ich immer genau wissen, warum die Dinge so sind, wie sie sind.“, sagt Gabriel. Ihre Neugierde und das verlockende Gesicht der historischen Altstadt Laufenburgs kombiniert haben sie für diese Thematik begeistert. Auch die Menschen und Lebensgeschichten, auf die man bei der Recherche eines historischen Stoffes stößt, veranlassen sie immer wieder aufs Neue, in diese Richtung zu schreiben.
Als Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller weiß Gabriel, wie stark die Corona-Pandemie diese Branche getroffen hat. „Gerade die jungen Leute, die mit ihren Geschichten beginnen wollen, werden durch diese Situation stark ausgebremst“, sagt sie. Daher bleibt zu hoffen, dass der direkte Draht zu einer interessierten Öffentlichkeit bald wieder hergestellt werden kann.