Jürgen Scharf

Vom Leben einer eigenwilligen und unangepassten Frau erzählt die erste Biografie über die „Schlössle-Madame“ Mary Codman. Die Laufenburger Autorin Petra Gabriel, die an zwei Abenden ihr druckfrisches Buch im Schlössle, dem einstigen Domizil der Ehrenbürgerin, zusammen mit einem halbstündigen Film vorstellen konnte, bringt die reiche Amerikanerin und Mäzenin „uns Heutigen nah“.

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Bürgermeister Ulrich Krieger musste niemandem erklären, wer Mary Elisabeth Belknap Codman war. Sie sei „mit Abstand die herausragendste weibliche Persönlichkeit unserer Stadt“. Die Abschiedszeremonie nach ihrem Tod habe eindrucksvoll gezeigt, welche Wertschätzung sie genossen habe. Spüren könne man das Vermächtnis am besten in ihrem ehemaligen Wohnhaus, dem Schlössle. Vom Ergebnis des Buchprojekts zeigte sich Krieger sehr angetan, es „könne sich sehen lassen“.

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Gabriels Recherchen hätten eine Vielzahl neuer Erkenntnisse über das Leben Mary Codmans hervorgebracht. Dass die Stadt ein solches Buch in Auftrag gebe, sei nicht selbstverständlich, bedankte sich Petra Gabriel für das „große Vertrauen“. Die Autorin gestand, dass sie sich mit einigem Respekt an diese Biografie – übrigens ihre erste – gesetzt habe. Denn eine „Frau dieses Kalibers war nicht nur nett“. Das sei aus vielen Gesprächen und Interviews ersichtlich geworden, auch aus Bristol, Codmans erster Wohnstätte. Die Autorin las das Kapitel „Zwei Welten“, das die Persönlichkeit Codmans, die aus dem Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ kam, und die damalige Zeit näherbringt. Aufschlußreich ist die zeitgeschichtliche Einordnung der Herkunft und der Gesellschaftsschicht, aus der Mary Codman stammt.

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Sie hätte das Buch nicht schreiben können ohne die Menschen, die noch darüber erzählen konnten, so Gabriel. Der begleitende Dokumentarfilm, der im Panoramasaal gezeigt wurde, war zunächst gar nicht geplant. Gedreht hat ihn Frowald Rünzi, während Petra Gabriel Gespräche mit Menschen geführt hat, die von Mary Codman bis heute fasziniert. Darunter ist mit Erwin Rehmann sogar ein Zeitzeuge, der sich mit 98 Jahren an eine schwarze Kutsche mit der mondämen Madame im Pelz erinnert. Neben Stadtarchivar Martin Blümcke, der über den Besuch der Großherzogin Luise in Laufenburg erzählt, kommt auch Hannes Burger vom Museum Schiff zu Wort, der über den von Codman gestifteten „Adler“ spricht, der gar nicht „deutsch“ aussehe. Renate Brutsche, Seniorwirtin vom „Rebstock“, verrät etwas über einen großen Schrank und eine geheimnisvolle schwarze „Schlössle-Schachtel“ mit Briefen und Reisedokumenten.

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Filmemacher Rünzi sprach von einer aufregenden Zeit der Dreharbeiten „im Fahrwasser von Petra Gabriel“. Die Musik zum Film stammt von Codmans zweitem Ehemann Robert Freund, aufgenommen mit Gabriela Fahnenstiel am Flügel. Die junge Pianistin ist eigens aus Amerika in die alte Heimat gereist, um auch bei der Buchvorstellung drei Preludes von Freund zu spielen. Coronabedingt gab es keine Pause, auch die Möglichkeit zu Small Talk war eingeschränkt, mit nur 25 Zuhörern waren die Abstände großzügig bemessen. Unter den Besuchern war mit Markus Meder aus Meßkirch der Enkel der Gesellschafterin von Mary Codman, Anna Meder, der auch Fotos für das Buch beigesteuert hat.