Auch im Grenzstädtchen Laufenburg kehrte heute ein weiteres Stück Normalität ein. Am Alten Zoll in der Altstadt ist der Grenzverkehr wieder möglich. Besonders hier ist dies eine emotionale Sache. Viele Laufenburger empfinden die beiden Rheinseiten als zusammengehörig.

„Als die Brücke gesperrt war, lebten wir hier in der Altstadt quasi in einer Sackgasse. Das war schlimm! Für mich sind die Laufenburger der anderen Rheinseite genauso Nachbarn wie die rechts und links neben mir,“ macht sich Monika Ebner-Oeschger, Inhaberin des Modegeschäft Ebner, Luft. So wird die Brücke, die die beiden Laufenburg verbindet am frühen Montag auch rege genutzt. Viele Passanten nutzen die Gelegenheit mal wieder rüber zu gehen. Einfach nur so, ohne wichtigen Anlass. Welch ein Luxus!
Auch Michael Arnold, der auf der Schweizer Seite lebt, freut sich darüber, dass er mit seinem Hund Paul nun wieder eine Runde über beide Rheinufer von Brücke zu Brücke drehen darf. Als Deutscher mit Wohnsitz in der Schweiz erlebte er die Grenzschließung auf besondere Weise: „Ich durfte schon rüber, habe es aber am Schluss nicht mehr gemacht, der ganze Hickhack am Zoll war mir zuviel!“, räumt er ein. So wird vielen klar, was es bedeutet und was verloren geht, wenn man in Europa wieder Grenzen zieht.

Trubel im Laufenpark
Die Geschäfte im Laufenpark erleben mit der heutigen Grenzöffnung eine spontane Rückkehr zu alten Zeiten. Schon an den Parkflächen ist zu erkennen, die Schweizer kommen wieder, und sie haben darauf gewartet. Nur wenige Parkplätze waren bei Aldi, Lidl, DM und Co. überhaupt noch frei, ganz anders als in den letzten Wochen, in denen sich die wenigen Kunden die Parkplätze aussuchen konnten. Wie Familie Arifi aus Zürich, die sich darüber freute wieder in der Drogerie Hygiene- und Babyartikel zu bekommen, nutzte auch Shepejtin Mamaj, der in der Schweiz in Sulz lebt, wie viele seiner Landsleute die erste Möglichkeit und suchte mit seiner Frau den Laufenpark auf. Über drei Monate seien sie nun nicht mehr hier einkaufen gewesen, erzählte er, sonst sei dies wöchentlich geschehen. In diesen drei Monaten habe er dann natürlich in der Schweiz eingekauft: „Ich schätze, dass ich dadurch für die alltäglichen Einkäufe um die 60 Prizent mehr ausgeben musste.“
Ansturm auf den Paketshop
Die Firma europaketshop.ch in Laufenburg erlebt mit der Grenzöffnung zur Schweiz heute sogar einen bisher unbekannten Ansturm. 26.000 Sendungen warten auf die Schweizer Kunden, die ihre Pakete durch die Grenzschließungen bisher nicht abholen konnten.

Der Paketshop empfängt für Schweizer Kunden Sendungen, da viele europäische Versand- und Onlinehändler nicht in die Schweiz liefern. Die Kunden der Paketshops am Hochrhein wohnen bis weit in die Innerschweiz. Fuat Bulut, Geschäftsführer der Laufenburger Filiale, ordnet die Situation ein: „In einer normalen Woche bearbeiten wir um die 1000 Sendungen. Dies haben wir allein heute Morgen schon übertroffen.“ Er schätzt, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis wieder Normalität einkehrt. „Das Hin und Her mit der Grenzöffnung hat viele Kunden irritiert, sie waren sich nicht sicher, ob sie nun doch schon Montag einreisen dürfen,“ fügt er hinzu und lacht, da sein Telefon schon wieder klingelt.