Sabine Ehrentreich

Zahllose Krimis flimmern Abend für Abend über die Bildschirme und nähren Vorstellungen des Publikums von der Arbeit der Polizei, die mit der Realität meist wenig zu tun haben. Manches, was die Fernsehkrimis vermitteln, ist allerdings von den Fakten gedeckt – etwa die deutlich gewachsene Rolle der Kriminaltechnik. Dieser Bereich habe für die Aufklärung von Verbrechen „in den letzten Jahren extrem an Bedeutung gewonnen“, sagt Robert Gsell, Standortverantwortlicher bei der Lörracher Kriminaltechnik.

Die Stelle hat ihre Räume zwar im frisch sanierten Gebäude des Polizeireviers in der Weinbrennstraße, gehört aber organisatorisch nicht zum Lörracher Revier, sondern zum Polizeipräsidium Freiburg und ist eine Außenstelle der Zentralen Kriminaltechnik (ZKT). Von den rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die ZKT des Präsidiums insgesamt hat, sind elf in Lörrach, drei davon sind Frauen. Rund um die Uhr gibt es Kollegen in Rufbereitschaft, die einen Dienstwagen mitführen und auch nachts ausrücken müssen, wenn sie im Südbereich angefordert werden – der umfasst die Landkreise Lörrach und Waldshut. Nicht nach jedem Ereignis müssen die Spuren noch in der Nacht gesichert werden, unter anderem bei Kapital- und Sexualdelikten ist das aber nötig.

"Wir machen hier im Prinzip alles"

Lörrachs Kriminaltechnik ist für sämtliche Deliktfelder da. „Wir machen hier im Prinzip alles“, sagt Gsell – von der Sachbeschädigung bis zum Tötungsdelikt reicht die Zuständigkeit. Anders als es Fernsehkrimis suggerieren, gibt es aber eine Trennung zwischen der sichernden und der auswertenden Kriminaltechnik. In Lörrach und vergleichbaren Abteilungen der Präsidien werden Spuren gesichert, etwa Finger-, Schuh- und Werkzeugspuren, die den Ermittlern oft weiterhelfen. So konnte jetzt eine Serie von Kindergarteneinbrüchen auch anhand von Spuren aufgeklärt werden, die Schuhe hinterlassen hatten. Auch die Rekonstruktion der Tat gehört zu Handwerkszeug, in einigen Fällen werden da sogar Schauspieler zugezogen.

Zur Ausstattung der Lörracher KT gehören unter anderem Tatortzelte, Leuchten und das wohl modernste Labor in Südbaden, so Gsell. Im Labor, das nur ein bestimmter Personenkreis betreten darf, werden etwa Spuren auf Gegenständen sichtbar gemacht und Vieles mehr. Zur Kriminaltechnik in Lörrach gehört der Erkennungsdienst, es werden Phantombilder angefertigt, Dokumente geprüft. Die Auswertung der Spuren, etwa DNA-Analysen, toxikologische Untersuchungen, die Bewertung von Schmauchspuren oder Textilfasern leisten dann Wissenschaftler beim Landeskriminalamt in Stuttgart, das LKA zieht bei Bedarf andere Labors hinzu. Spurensicherung und -auswertung sind wiederum getrennt von der Ermittlungsarbeit. Den „objektiven“ und den „subjektiven“ Bereich nicht zu vermischen, sei wichtig, auch wenn es zur Verhandlung kommt, betont Gsell.

Spurensicherung nach einem Einbruch.
Spurensicherung nach einem Einbruch. | Bild: Carsten Rehder/dpa

Viele Verbrechen werden inzwischen mit Hilfe technischer Mittel aufgeklärt, sagt der erfahrene Kriminalhauptkommissar – dafür werde ein hoher Aufwand getrieben und viel Zeit investiert. Bei schweren Kapitalverbrechen kann sofort Verstärkung angefordert werden. So war die Kriminaltechnik Lörrach etwa vor Ort, als in Freiburg der Tatort nach dem Tötungsdelikt auf der Haid gesichert wurde. Die Möglichkeiten der Kooperation sind aus seiner Sicht mit der Polizeireform deutlich besser geworden.

Zum Tätigkeitsbereich der KT gehört auch die kriminaltechnische Leichenschau etwa nach Selbsttötungen und bei nicht natürlichen oder unklaren Todesarten. Im Bereich des Präsidiums Freiburg sind das regelmäßig mehr als 500 Fälle im Jahr. Wird ein Gerichtsmediziner zugezogen, kommt der aus Freiburg. So eine Arbeit ist nicht jedermanns Sache. Doch seine Aufgaben, zu denen eben auch dieser Bereich gehört, seien nicht nur wichtig, findet Robert Gsell, sondern auch komplex und hochinteressant.