Claudia Gempp

Vielerorts müssen Traditionsgeschäfte schließen, weil es keinen Nachfolger gibt. Eine gute Nachricht gibt es hingegen für alle Radfahrer in Rheinfelden und darüber hinaus: Gordon Pflüger von „Radsport-Pflüger“ ist zwar im Alter von 74 Jahren und nach 50 Jahren als Meister seines Fachs in den Ruhestand getreten, hat aber nach langem intensiven Suchen gleich zwei Personen gefunden,die den Betrieb seit Januar weiterführen: Karin Moreno-Gut aus Lörrach und Michael Härtner aus Steinen, beide versierte Radfahrer. Sie setzen das Fahrradreparatur-Handwerk fort.

Noch täglich im Geschäft

Der Konstruktions-Werkstattleiter und Kenner der Materie kümmert sich um die technischen Angelegenheiten, seine Partnerin übernimmt den kaufmännischen Bereich und den Verkauf. Beide haben „sehr positive ersten Reaktionen“ erfahren, zumal viele Kunden lange in großer Sorge gewesen seien, dass das Geschäft schließen würde. Für eine Übergangszeit ist Pflüger zur Unterstützung noch immer täglich im Geschäft anzutreffen, aber auch, um sich von seiner treuen Kundschaft zu verabschieden, „das bin ich ihr einfach schuldig“.

Junges Paar übernimmt Werkstatt

Er hätte zwar „gerne noch weiter gemacht, weil ich immer mit viel Herzblut dabei war“, aber so um die 70 rum seien die ersten Gedanken aufgekommen wegen eines Nachfolgers. Das junge Paar, das von Pflügers Plänen erfahren hatte und von sich aus auf ihn zugekommen sei, „entsprach „meinen Vorstellungen“. Ob nur eine kleine Schraube zu ersetzen war oder die Reifen aufpumpen bis zur großen Reparatur und Wartung der von ihm verkauften Fahrräder: Ohne viele Worte nahm Pflüger das „Problem“ in die Hand und das schätzten die Kunden. Jetzt kann Pflüger neben der beachtlichen Entwicklung des Drei-Gang-Zweirads bis zum High-Tech-E-Bike auch auf eigene Erfolge im Radsport zurückblicken.

Schon als Jugendlicher in der Radsportverein

Schon in der Kindheit war er mit dem Fahrrad verwurzelt, da der Großvater in Nollingen ein kleines Fahrradgeschäft betrieb und der Enkel ihm oft geholfen habe. Als Jugendlicher kam er zum Radsportverein Rheinfelden und fuhr zehn Jahre lang aktiv Rennen mit beachtlichen Platzierungen, wie unter anderem 1967 der Sieg beim Rundstreckenrennen in Wyhl am Kaiserstuhl oder der vierte Platz im selben Jahr beim legendären Rheinfelder Rad-Kriterium – einen so guten Platz hätte zuvor noch kein einheimischer Rennfahrer erlangt, erinnert sich Pflüger voller Stolz. Ebenso sind ihm viele Touren in Erinnerung geblieben, die er Ende der 70er- Anfang der 80er Jahre mit anderen Hobbyfahrern bis über die Alpen oder Dolomiten unternommen hat. Seine Rennräder hat er immer selber repariert und dabei gelernt „präzise zu arbeiten“.

Nachfrage nach Rennrädern steigt

Das habe ihm so viel Spaß bereitet, dass er es dies auch beruflich ausüben wollte. Als der Großvater 1970 starb, hat der gelernte Kaufmann dessen Nollinger Geschäft fünf Jahre lang nebenberuflich weitergeführt bis er 1975 in der Elsa-Brändström-Straße auf 40 Quadratmetern den ersten eigenen Fahrradladen eröffnen konnte. Zum Tagesgeschäft gehörten „ganz normale“ Fahrräder mit drei Gängen und Rennräder. Die Nachfrage nach Rennrädern sei 1977 durch den kurzen Etappensieg des 22-jährigen deutschen Rudi Thurau bei der Tour de France enorm gestiegen.

Der Umzug 1987 in die Friedrichstraße brachte eine Vergrößerung des Ladens auf 250 Quadratmeter mit sich. Hier bot Pflüger nach und nach das „volle Fahrrad-Programm“. Anfang der 90er Jahr seien plötzlich alle aufs Mountainbike umgestiegen, das hat sich heute etabliert. Gordon Pflüger will sich im Ruhestand „nicht aufs Sofa zurückziehen“. Neben der geplanten Gartenarbeit „werde ich Fahrradfahren, so lange es noch geht“.