Rolf Reissmann

Dass vieles im Wald nicht so ist, wie es sein sollte, wussten die Gemeinderäte bereits seit zwei Wochen, denn das hatte Revierförster Thomas Hirner bei der Beratung des Forstwirtschaftsplanes für 2020 erklärt. Doch die Gemeinderäte wollten Missstände und Gelungenes gerne direkt sehen und machten sich zu einer Waldbesichtigung auf.

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In diesen Wochen wird viel mehr Holz geschlagen, als eigentlich vorgesehen war, die Borkenkäfer sind schuld daran. Unter günstigen Bedingungen umschließen Fichten – nur sie werden von diesen Schädlingen befallen – einen solchen Käfer, sobald er sich durch die Rinde gebohrt hat, mit Harz. Dann hat das Käferleben ein Ende und es kommt nicht zur Vermehrung. Doch durch Hitze und Trockenheit geschwächt, erzeugen Fichten nicht mehr genügend Harz und die Käfer toben sich unter der Rinde aus. Die Folge ist dann, dass die Gänge, die die Käfer für ihre Brut anlegen, die Wasserführung unterbrechen, der Baum stirbt ab.

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Erst vor etwa vier Wochen musste deshalb auf einem gut zwei Hektar großen Areal ein Fichtenwald gefällt werden. Dann geht es nur noch darum, die Stämme so schnell wie möglich aus dem Wald zu fahren. Allerdings gibt es derzeit kaum noch angemessenes Entgelt für Fichtenholz. „Waren es vor wenigen Jahren noch 90 Euro pro Festmeter, liegen wir jetzt bei etwa 36 Euro“, erklärte Bernhard Schirmer, Leiter des Forstbezirkes Kandern-Schopfheim. „Außerdem sind die Sägewerke in ganz Mitteleuropa überfüllt, so dass momentan nur der Export nach China oder Korea noch etwa Erlös bringt.“ Im Schwörstädter Revier nehmen Fichten etwa 32 Prozent der Fläche ein, entsprechend schwerwiegend sind die notwendigen Eingriffe.

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Revierförster Thomas Hirner zeigte auf eine Reihe großer Fichten, etwa 70 Jahre alt. Sie werden in den kommenden Wochen fallen. Doris Schütz erkundigte sich danach, ob die vom letzten Hieb liegen gebliebenen Reisighaufen zu Brutstätten für neue Käfergenerationen werden. Das sei nicht so, erklärten beide Förster. Denn in Dünnholz siedeln sie sich nicht an, sie benötigen schon eine Mindeststammstärke von rund 20 Zentimetern Durchmesser. Der auch „Kupferstecher“ genannte Käfer bevorzugt etwas jüngere Bäume, die als „Buchdrucker“ bezeichneten Insekten bohren sich in ältere Fichten. Das Restholz aber verwittere ohne Insektenbefall und gebe Humus. Die vor einigen Jahren noch robusten Wälder seien jetzt anfällig geworden, denn bereits seit den späten 90er Jahren folge ein heißer Sommer auf den anderen und der Wasserausfall führe eben zu bleibenden Schäden.

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Erfreuliches dagegen gab‘s am zweiten Standort: Auf einer Kahlfläche, Folge eines Sturms, wird ein Roteichenwald gepflanzt, inklusive Umzäunung, um Wildverbiss zu vermeiden. Da die 160 Hektar Gemeindewald von Schwörstadt stark gegliedert sind und von zahlreichen Wildwechseln berührt werden, ist die Anfälligkeit der Jungkulturen auch durch dieses Risiko stark gefährdet. Neben drei großen Waldarealen sind es immerhin nahezu zehn kleinere Waldstücke, die der Gemeinde gehören. Deshalb gaben die Förster erneut die Empfehlung, wenn sich Gelegenheit biete, dazwischen liegende Waldflächen zu erwerben, um damit Zusammenhang zu schaffen. Perspektivisch gehe es gar nicht darum, auf Fichten völlig zu verzichten, aber sie sollten in einem gesunden Verhältnis zu anderen Baumarten stehen. 

Douglasie wird an Bedeutung gewinnen

„Wir können nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen von etwa 17 Baumarten ausgehen, die für die südbadischen Verhältnisse geeignet sind“, erklärte Bernhard Schirmer. „Auf jeden Falle wird die Douglasie an Bedeutung gewinnen, weil sie relativ gut mit Trockenheit zurechtkommt.“ Matthias Kipf erkundigte sich danach, ob die schnell wachsende Douglasie von den unteren Ästen befreit werden müsse, um gutes Holz zu erhalten. Ja, erklärte Revierförster Hirner, etwa bis auf zehn Meter Höhe sollte geastet werden. Ein Dilemma bleibt nach wie vor das Eschentriebsterben. Diese von einem Pilz verursachte Schwächung des Baumes fördert andererseits, dass von unten her der Hallimasch nach oben siedelt. Da kann es passieren, dass plötzlich stabil aussehende Bäume umfallen. Doris Schütz erinnerte an die vor gut 30 Jahren eingetretenen Waldschäden durch sauren Regen. Diese Ursache sei wesentlich einfacher zu beseitigen gewesen, weil die Ursache in der Industrie lag und die Luftbelastung dank technischer Anlagen erheblich verbessert wurde.