Heinz Vollmar

Prickelnde Schaumweine, Champagner oder Sekt haben ihre Liebhaber. Vor allem trocken ausgebaute Winzersekte, die in Flaschengärung reifen, erfreuen sich immer größer werdender Beliebtheit. Die Interessengemeinschaft Weinbau Herten (IG Weinbau) kann davon ein Lied singen, denn seit die Hobbywinzer neben den Weinen auch noch Sekt herstellen, hat geradezu ein Run auf das „prickende Vergnügen“ eingesetzt.

Hefedepot aus dem Falschenhals entfernt

Am Wochenende wurde der Nobling-Sekt Jahrgang 2017 im Winzerkeller des Hauses Rabenfels degorgiert, was soviel bedeutet, dass dazu ein Hefedepot aus dem Flaschenhals entfernt werden muss. Dass sich hinter der Herstellung des Winzersektes auch eine Wissenschaft verbirgt, erklärten im Winzerkeller neben Kellermeister Dietmar Leipert, der Vorsitzende der IG Weinbau, Jürgen Reiske, auch dessen Stellvertreter Jan Sigmund minutiös.

2000 Flaschen reifen heran

Einen ersten Überblick kann man sich darüber hinaus in der sogenannten „Zollzone“ des Hauses Rabenfels verschaffen, wo zurzeit der Sekt des Jahrgangs 2018 auf der Grundlage von Nobling- oder Rosé-Weinen in 2000 Flaschen lagert, um heranzureifen. Dies geschieht während einer gesetzlich vorgeschrieben Dauer von neun Monaten. Zuvor war den Weinen Zucker und Hefe für die zweite Gärung zugeführt worden, wie Jan Sigmund erläutert. Außerdem erinnert er daran, dass die IG Weinbau pro Flasche 1,02 Euro an Steuern zu berappen hat, eine Steuer, die nur bei traditioneller Flaschengärung anfalle. Für den Laien erklärt sich spätestens dann auch der Begriff „Zollzone“ für den Lagerbereich des Winzersektes.

Sekt wird kräftig durchgerüttelt

Hoch interessant ist nun das weitere Vorgehen bei der Herstellung des Winzersekts, denn exakt nach neun Monaten werden die Sektflaschen in die zur Verfügung stehenden Rüttelbretter gesteckt, um dort über 21 Tage täglich nach einem eigens dafür vorgesehenen Rüttelprogramm gerüttelt zu werden. All dies geschieht von Hand und sorgt dafür, dass die Hefe auf welcher der Sekt heranreifen konnte, schonend in den Flaschenhals transportiert werden kann.

Der Schliff vor der Verkorkung

Und so geht es dann weiter: Obmann Michael Schonhardt taucht die Sektflaschen mit dem Flaschenhals nach unten für etwa 15 Minuten in ein minus 25 Grad kaltes Eiswasser, damit sich die Hefe im Flaschenhals mit einem Eispfropfen umgeben kann. Das eigentliche Degorgieren bei dem der provisorische Kronkorken der Sektflaschen entfernt wird und der gefrorene Hefepfropfen herausschießt, geschieht mit einer Maschine, die Kellermeister Dietmar Leipert bedient. Er sorgt im Anschluss auch für die Dosage, jener Wein-Zuckerlösung, die dem Sekt vor der Verkorkung den nötigen Schliff verleiht und daneben als Ausgleich für den Flüssigkeitsverlust in den Flaschen beim Degorgieren sorgt.

Mit wiederverschließbaren Sektverschlüssen versieht danach der Vorsitzende Jürgen Reiske die Flaschen, bevor sie eine Manschette erhalten und etikettiert für den Verkauf vorbereitet werden.

Nach einer Rüttelliste werden die Sektflaschen über 21 Tage hinweg gerüttelt. Der Druck in den Flaschen wird dabei geprüft.
Nach einer Rüttelliste werden die Sektflaschen über 21 Tage hinweg gerüttelt. Der Druck in den Flaschen wird dabei geprüft. | Bild: Heinz Vollmar

Bürger zeigen sich interessiert

Dass das Degorgieren des Winzersektes noch immer etwas ganz Besonderes darstellt, zeigt sich am Samstag auch am Interesse einiger Bürger, die im Haus Rabenfels vorbeischauten, um sich vor Ort über die Arbeit der Hobbywinzer und die Herstellung des Winzersekts zu erkundigen.

Der Winzersekt, Jahrgang 2017 kann ab sofort bei Winzer Stefan Mehlin, Augsterstr. 33, Herten, unter Telefon 07623/45 25 bezogen werden.

Termin: Das Rebblütenfest findet am 1. Juni am Haus Rabenfels statt, Beginn 16 Uhr. Die Öffentlichkeit kann dabei die Weine der IG Weinbau probieren. Es gibt Rebrundgängen und Weinverkostung im Steinacker-Gebiet.