Einer couragierten Autofahrerin ist es zu verdanken, dass zwölf Entenküken, deren Mutter totgefahren wurde, überlebt haben. Die Aktion rief bei manch anderen Verkehrsteilnehmern Unverständnis hervor. Laut Polizei darf man im Namen des Tierschutzes aber anhalten – nur muss die Verhältnismäßigkeit stimmen.
Donnerstag, halb eins Mittag. Auf der B 316 von der Autobahnausfahrt Mitte bis zum Asag-Kreisel staut sich der Verkehr. Ganz vorne, in der Höhe der Wiechsmühle, steht ein roter Kleinwagen, dessen Besitzerin aussteigt. Ein Auto vor ihr hat eine Ente überfahren, die liegt tot und blutend auf der Straße, ihre zwölf Küken laufen aufgeregt um sie herum. Die Fahrerin des Wagens heißt Kerstin Hammer. Ihr ist sofort klar, dass sie helfen muss. Im Wagen hat die Rheinfelderin eine Tasche, in der sonst die beiden Yorkshire-Terrier transportiert werden.

„Der Autofahrer, der in der Gegenrichtung gefahren ist, wollte einfach über die Küken weiterfahren“, sagt Hammer schockiert. Als sie ihn zum Halten auffordert, sieht sie, dass der Mann ihr einen Vogel zeigt. Dann fährt er weiter. Ein junger Mann, drei Autos hinter Hammer, steigt ebenfalls aus und hilft ihr als einziger dabei, die kopflos herumrennenden Küken weg von der toten Mutter und schließlich von der Straße die Böschung herunter zu treiben. Dort wird ein Küken nach dem anderen eingefangen, was sich als schwierig erweist, weil die jungen Enten ganz schön flott sind. Doch wohin mit den Tieren? Gerhard Richter von der Wiechsmühle kommt hinzu. Er schlägt der Frau vor, die Küken zu ihm zu bringen. Er will ihnen einen Verschlag bauen und zusehen, dass es den Küken gut geht. Er entfernt auch die tote Ente von der Fahrbahn. Hammer ist froh, dass jemand hilft.
Ein besonderer Dank gilt auch dem jungen helfenden Mann, dessen Name unbekannt geblieben ist. „Auf normalen Straßen darf ein Autofahrer selbstverständlich anhalten und Tiere in Not retten, wenn er dabei weder sich noch andere gefährdet“, erklärt ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Anders sehe das auf Autobahnen aus. „Der Rettungseinsatz muss verhältnismäßig sein.“ Da die B 316 trotz des vielen Verkehrs keine autobahnähnliche Straße sei, war Hammers Einsatz richtig. Man solle vorausschauend agieren und keine Vollbremsung hinlegen, wenn man ein Tier in Not sehe, rät der Sprecher. „Wir werden zu allen möglichen Einsätzen mit Tieren gerufen“, schildert der Polizist. Und man rücke immer aus und versuche zu helfen. „Egal, ob für ein Küken oder zwölf.“