Rheinfelden Sie sehen aus wie ein Apfelbutzen, eine verschrumpelte Karotte und Eierschalen oder aber wie eine Plastiktüte, ein Zigarettenstummel und ein Blumentopf – elf verschiedene Abfallmonster gibt es, die die Abfallwirtschaft als Eigenbetrieb des Landkreises Lörrach im Jahr 2021 kreierte, um darauf hinzuweisen, welche Abfälle in die Biotonne gehören und welche nicht. Elf Abfallmonster, die seit Montag die zuvor kahle, graue Wand am Eingang des Recyclinghofes in Herten schmücken, gemalt mit Spraydosen von Künstler Fabian Bielefeld und 13¦Schülern der siebten und achten Klasse der Eichendorff-Schule in Rheinfelden.
Während jeweils vier Stunden am Sonntag- und Montagvormittag sprayten die Jugendlichen die Monster auf die brusthohe Betonmauer, die den höhergelegenen Recyclinghof von der Fahrbahn der Warteschleife trennt, links die guten Monster vor einer grünen Landschaft, rechts die bösen Monster entsprechend vor einer kranken, vergifteten Landschaft. Bielefeld, selbstständiger Graffitikünstler aus Freiburg, zeichnete die Umrisse vor, die Schüler malten sie aus. Dabei wurden illegale Graffiti überdeckt, die sich an der Wand befanden. Während des Projekts klärte Bielefeld die Schüler über die gesetzliche Situation im Hinblick auf Graffiti auf. Legale Möglichkeiten zu sprayen gibt es auch in seinen Workshops.
Das Graffiti-Projekt auf dem Recyclinghof war von der Abfallwirtschaft des Landkreises ausgeschrieben worden. Die Initiatoren des Projekts sind die Medienverantwortlichen der Abfallwirtschaft, Anna Sebastian und Johannes Steffan. Eigentlich gehören die Abfallmonster nicht auf den Recyclinghof, geben die beiden zu; schließlich kann man den Biomüll dort nicht entsorgen. Zum einen seien die Monster aber ein auffälliges, buntes Motiv, zum anderen sollen sie Werbung für die Biotonne machen und die Bürger sensibilisieren. Seit Monatsanfang seien die gesetzlichen Auflagen verschärft worden, was nicht in den Biomüll gehöre, verweist Anna Sebastian auf die Regeln.
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Neben der Auffahrtsrampe sind auf der Mauer, die geradeaus im Sichtfeld der wartenden Autofahrer steht, deshalb auch Plastiktüten, auch biologisch abbaubare, hinter einem dicken roten Verbotszeichen aufgemalt. „Kein Plastik“ steht daneben. Die Mauer der Abfahrtsrampe schmückt hingegen das Wort „Danke“ in großen orangenen Lettern.
Lisa Peter und Anja Ritzenthaler, die Klassenlehrerinnen der Doppeljahrgangsklassen 7/8a und 7/8b, bewarben sich sofort für das Projekt, als sie davon erfuhren. „Wir nahmen zu der Zeit im Kunstunterricht gerade den Graffitikünstler Banksy durch“, berichtet Peter. Sie freut sich, wie geschickt ihre Schüler mit der Dose umgehen. Die Begeisterung und vor allem die Ausdauer, die sie dabei an den Tag legten, seien nicht selbstverständlich für die Schüler der sonderpädagogischen Schule. Versorgt wurden die Jugendlichen von der Kreis-Abfallwirtschaft mit Brezeln, Getränken und Musik aus der Box.
Das Projekt in Rheinfelden-Herten ist laut Anna Sebastian einzigartig: „Herten bot sich an, weil die Flächen dafür vorhanden sind. Es ist außerdem der einzige Recyclinghof, der der Abfallwirtschaft komplett gehört und nicht gepachtet ist.“ Ein weiteres Projekt komme frühestens in ein paar Jahren wieder infrage, wenn der neue Recyclinghof in Weil am Rhein gebaut sei.
Die jungen Künstler sind am Montag gegen 10.30¦Uhr schneller fertig mit dem gesamten Projekt als ursprünglich geplant. Künstler Fabian Bielefeld sprayt als Letztes noch die Umrisse der blauen Buchstaben nach, die auf einer weiteren kleinen Mauer bei der Ausfahrt kundtun: Graffiti-Projekt Eichendorff-Schule Klasse 7/8, Mai 2025. Für die Klassenlehrerin Lisa Peter ist das Graffiti-Projekt damit abgeschlossen. Die Schüler haben sich im Unterricht inzwischen Picasso zugewandt.