Seit Jahren soll der Stadteingang von der alten Rheinbrücke aus städtebaulich aufgewertet werden. Gewünscht war stets eine neue Lösung für den Zollpavillon und das dazugehörige Areal. Die Stadt hatte für das Vorhaben, das auch Innengastronomie und einen Biergarten vorsehen sollte, einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Eigentlich sollte das Preisträgerkonzept am 1. April von der Jury ermittelt und vorgestellt werden. Durch Corona war es erst am Donnerstag soweit. Einstimmig entschied sich die Jury für den Entwurf des Büros Schaudt Architekten aus Konstanz.

Ein zweigeschossiges Holzgebäude mit „kraftvollem Satteldach“ soll zusammen mit dem Haus Salmegg und dem denkmalgeschützten Sitz der Wohnbau ein Ensemble bilden. Das Gebäude, das laut Fachpreisrichter Eckart Rosenberger, Architekt aus Fellbach, zunächst an ein überdimensioniertes Fischerhaus erinnere, bei einem genaueren Blick aber seine volle Urbanität entwickele, bringt Zoll und Gastronomie zusammen. Das war tatsächlich der Sonderweg, den das Büro Schaudt gegangen ist, was als „mutig und selbstbewusst“ wahrgenommen worden war. Im der Straße zugewandten Teil des Gebäudes soll demnach der Zoll sitzen und weiter die Rheinbrückstraße und die alte Rheinbrücke im Auge halten. Dahinter liegt der Raum für die Gastronomie mit einem angeschlossenen Biergarten.
Blick auf Schweizer Rheinfelden
Während sich alle anderen der vier abgegebenen Entwürfe kleinteiliger und mit flachen Bauten darstellten, gefiel der Jury die markante Darstellung des hohen Gebäudes mit einem zur Straße queren Satteldach. Neben dem Haupthaus wird ein langgezogener Pergolabau mit Glaswand den Offenbereich zur Wohnbebauung im Osten abgrenzen. An dessen Ende am Rhein sollen Gäste und Touristen von einem Aussichtsturm aus den Blick auf Schweizer Rheinfelden genießen.

„Wir können ein exzellentes Ergebnis vorweisen“, freute sich OB Klaus Eberhardt bei der Vorstellung vor der Presse am Nachmittag. Mit dabei war Rosenberger als Vertreter der Fachpreisjury, die organisatorische Leiterin des Wettbewerbs, Isolde Britz von der Stadtbau Lörrach, und Rheinfeldens Stadtplanerin Christiane Ripka. Eberhardt fand, dass man für Rheinfeldens historisch bedeutendsten Stadteingang ein würdiges Entree schaffen wolle. Die Stadt habe dafür bereits viel getan mit dem Haus Salmegg, dem Wohnbau-Sitz und der fast fertigen Adelbergbebauung.
Das Zollhäuschen bot bisher noch Möglichkeiten. Mit der Zollverwaltung und der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sei man eng in Kontakt. Die Zollverwaltung war auch bei der Jurysitzung dabei und hatte sich dem Wunsch der Stadt angeschlossen, das 1363 Quadratmeter große Grundstück neu zu gestalten, das im Bereich des Sanierungsgebiets liegt.
Einige Vorgaben
Vorgaben waren der Erhalt der Zollfunktion, die Einrichtung von Gastronomie mit Außenplätzen und die Einrichtung von öffentlichen Toiletten. Neben einer architektonischen Lösung hatte sich die Stadt auch eine freiräumliche Lösung erhofft, für die Schaudt Architekten das Büro w+p Landschaften aus Berlin mit ins Boot geholt hatte. „Dass der öffentliche Raum im Vordergrund stand, war uns wichtig“, sagte Eberhardt.
Der Siegerentwurf hatte auch das Gelände genau beachtet. Laut Rosenberger sei dies neben dem „intelligenten architektonischen Lösungsansatz“ auch entscheidend dafür gewesen, dass der Entwurf einstimmig gewählt worden war. Rosenberger stellte die anderen Entwürfe von Hermann und Bosch, Stuttgart; Bäuerle Architekten, Konstanz und Nissen Wentzlaff Architekten, Basel, am Rande vor. „Kein Entwurf war schlecht, aber einer war bei allem am besten“, sagte er. Der von Schaudt Architekten vorgestellte Holzbau mit großzügiger Verglasung biete optisch keine Rückseite, sondern wirke von überall einladend. Aus all diesen Gründen würde die Fachpreisjury einstimmig empfehlen, den Verfasser des Siegerentwurfs mit einer Ausarbeitung zu beauftragen.
Bis man das erste Bier im Biergarten trinken kann, wird es also noch dauern. Denn zuvor ist der Grunderwerb vom Zoll zu klären, der Gemeinderat einzubeziehen und vieles mehr. „2022 haben wir Stadtjubiläum“, nannte Eberhardt ein sehr ehrgeiziges Ziel für eine Eröffnung. Zumal auch ein Investor gefunden werden muss, der das Projekt verwirklichen wird. Denn das wird die Stadt nicht selbst machen. „Ich muss Kindergärten bauen, keine Biergärten“, sagte er OB. Dass sich aber schnell jemand finden dürfte, da war er zuversichtlich: „Einen solchen gastronomischen Standort findet man sonst nirgends mehr in Rheinfelden“, war er überzeugt.