Horatio Gollin

Wegen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus können Sportvereine derzeit weder Training noch Wettkämpfe anbieten. Finanziell besonders hart trifft viele jedoch die Schließung der Vereinsgaststätten. In gewissen Fällen können deren Pächter staatliche Soforthilfe erhalten. Auch Kurzarbeit kann für Vereine eine Möglichkeit zum Ausgleich sein.

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Der plötzliche Stopp des Spielbetriebs und die Schließung von Gaststätten trifft die Sportvereine und Pächter hart. Die Einnahmen brechen weg. „Sportheim bis auf Weiteres geschlossen. Spiele im Amateurfußball bis mindestens 19. April wegen Corona abgesagt. Vermietungen im alten Sportheim bis mindestens 30. April nicht möglich“, schreibt etwa der Sportverein (SV) Karsau auf seiner Internetseite.

Auf der Suche nach einer finanziellen Lösung hatte sich der SV an den Stadtsportausschuss gewandt, berichtet der Stadtsportausschussvorsitzende Dieter Wild. „In Karsau wollten sie wissen, wie es mit Hilfen aussieht, da sie mit dem Vereinsheim erst vorletztes Jahr fertig geworden sind. Da ist alles auf Kante genäht“, sagt Wild, der sich wiederum an das Hauptamt der Stadt wandte. Von dort bekam Wild die Mitteilung, dass Sportvereine oder ihre Pächter sich an die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WST) Rheinfelden wenden können.

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Ein geschlossenes Vereinsheim treffe Vereine und Pächter aufgrund des Einkommensausfalls deutlich härter als die Absage von Veranstaltungen mit Startgebühren, meint Wild. Bei einem Vereinsheim laufen die Kosten weiter, während sportliche Veranstaltungen keine Fixkosten und je nach Vorlauf einer Absage auch nur wenige Verbindlichkeiten haben.

Einen genauen Einblick in die finanzielle Situation der Sportvereine hat Wild nicht. Neben den 38 im Stadtsportausschuss organisierten Vereinen gebe es noch rund ein Dutzend weiterer Sportvereine in der Stadt. Wild weiß, dass sich hier ein sehr gemischtes Bild ergibt, da die Rheinfelder Sportwelt überaus unterschiedlich strukturiert sei. Manche Vereine seien schon kleine Betriebe, die auch über größere Rücklagen verfügen, während kleinere Vereine finanziell „Spitz auf Knopf durchkommen“.

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Der SV Karsau ist auf die Einnahmen aus dem Spielbetrieb ausgerichtet. „Da die Gaststätte schließen musste, kann der Pächter keine Einnahmen mehr generieren“, erklärt Vorsitzender Alex Loritz. Dem Pächter wurde die Pacht erlassen, dadurch hat der Verein keine Einnahme mehr. Schwer wiegt auch, dass die zwei umsatzstarken Hocks am 1. Mai und am Vatertag ausfallen.

Loritz kritisiert, dass in den neuen Sportförderrichtlinien für besondere Umstände erhöhte Zuschüsse vorgesehen sind. „Diese hatten wir beim Bau unseres Sportheimes durch den Anschluss an das Kanalnetz mit 28.000 Euro. Dieses Geld war nicht eingeplant und ist leider auch nicht rückwirkend geltend zu machen.“ Mit der Sparkasse konnte eine Stundung des Darlehens für den Neubau um zwei Monate vereinbart werden. „Danach wird es eng“, sagt Loritz. „Wenn das Szenario länger als drei Monate bestehen bleibt, schließen wir auch den Heimfall nicht aus.“

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Auch der Fußballstadtverein (FSV) Rheinfelden hat seinem Pächter an der Richterwiese die Pacht erlassen, erklärt der Vereinsvorsitzende Patrick Da Rugna. Aus sportlicher Sicht sei die Einstellung des Spielbetriebs ärgerlich, da die Erste Mannschaft einen guten Lauf gehabt habe.

Finanziell fallen Eintrittsgelder und Werbeeinnahmen aus. „Aber wir kommen mit einem blauen Auge davon“, meint Da Rugna, da die Sponsoren dem Verein entgegenkommen und die Übungsleiter freiwillig auf ihre Gehälter verzichten. Die Zuschüsse der Stadt für den Neubau in Warmbach bleiben dem FSV trotz Haushaltssperre erhalten, diesbezüglich hat sich Da Rugna im Rathaus versichert.

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Die Einnahmen aus der Tennishalle fallen aus, sagt Dieter Model, Vorsitzender des Tennisclubs Rheinfelden. Der Pächter musste schon den Hilfskoch entlassen und auch die beiden selbstständigen Vereinstrainer haben einen Verdienstausfall. Für den Verein selbst befürchtet Model einen Ausfall von zehn bis 15 Prozent der Jahreseinnahmen. „Die Abschlagszahlungen laufen weiter, da wir, auch ohne auf den Außenplätzen zu spielen, diese bewässern müssen. Andernfalls verbrennt die oberste Schicht und der Schaden wäre dann sehr hoch“, erklärt Model. Er hofft, nach den Osterferien den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können. „Allerdings steht die Gesundheit im Vordergrund, sodass auch noch ein weiterer Monat durchaus für den Verein tragbar wäre“, so Model.

WST-Geschäftsführer Elmar Wendland weiß, dass die Vereinsgaststätten für viele Vereine wichtige Einnahmequellen darstellen. „Bei einer gewissen Selbstständigkeit können die Pächter Anträge auf Soforthilfen stellen. Bei haupt- und nebenamtlichen Angestellten wie Trainern könnte auch Kurzarbeitergeld greifen“, erklärt Wendland, der allen Vereinen zur Beratung über Unterstützungsprogramme zur Verfügung steht.

Wild hat derweil eine Pressemitteilung des Landesministerium für Kultus, Jugend und Sport an alle Sportvereine verschickt. Das Ministerium kündigt an, dass Mittel aus dem Solidarpakt III gezielt zur Unterstützung der Sportvereine eingesetzt werden sollen, damit es nicht zu einem Vereinssterben in der Folge der Corona-Krise kommt.