Rheinfelden Der Rhein hat schon viele Kunstschaffende fasziniert. Auch Constanze Raach, die eine Doppelausstellung mit Sonja Keppler im Haus Salmegg bestückt, ließ sich von diesem Fluss zu ortsbezogenen Arbeiten inspirieren. So entstand die mehrteilige Installation „Rheingold“, die mit Rheinfelden und dem Rhein zu tun hat.

Die Künstlerin aus Pforzheim hat im Vorfeld recherchiert über den Rhein als Wasser- und Handelsweg, das historische Leben und Arbeiten am Fluss und Menschen, die in früheren Jahrhunderten bei der Arbeit, bei Boots- oder Badeunfällen ertrunken sind. Einblicke in diese Thematik erhielt Raach von Museumsleiterin Maren Siegmann vom Museum in der Alten Schule Efringen-Kirchen. Früher, so erfuhr sie, hätten am Rheinufer liegengebliebene Kleidungsstücke darauf schließen lassen, dass die Menschen wohl im Fluss ertrunken sein mussten. Seit 1770 habe man in öffentlichen Anzeigeblättern nach vermissten Personen gesucht. Man habe versucht, die angeschwemmten Toten durch die Kleidung zu identifizieren oder anhand der zurückgelassenen Kleidung oder von Stoffstücken die Identität der im Rhein verschwundenen Personen herauszufinden.

Sei dies nicht zeitnah möglich gewesen, so habe man Stoffproben aufgehoben, wie im Fall der Maria Rosa Kümmerlin aus Rheinfelden, die im Jahr 1840 ertrunken ist und auf einer Rheininsel bei Efringen aufgefunden wurde. Aus Rheinfelden wurde eine Suchanfrage an die Rheinanlieger verschickt, der eine Stoffprobe beilag. Raach hat das Geschehen um die Rheinfelderin, die im Rhein den Tod fand, in bildnerischen und installativen Werken thematisiert. So sind zwei Bilder, betitelt „Maria Rosa – verloren im Rhein“, entstanden. Constanze Raach hat dafür ein Foto verwenden können, auf dem ein Fetzen Wollstoff abgebildet ist. Das Stoffstück, archiviert im Gemeindearchiv Efringen-Kirchen, steht stellvertretend für die im Rhein Verschwundenen, nach denen gesucht wurde.

Inseln für die Toten

Außerdem sieht man ein Stück des Verlaufs des Rheins, vom Schweizer Ursprung bis zum Bodensee. Im anderen Werk ist die Abbildung eines historischen Schriftstücks des Bezirksamtmanns von Rheinfelden zu sehen, ein Dokument über die Fahndung nach Maria Rosa Kümmerlin, ebenfalls aus dem Gemeindearchiv Efringen-Kirchen, und ein übermaltes Stoffteil. Auch ein Verweis auf Totengriene, flache Inseln im Rhein, wo früher angespülte Tote begraben wurden, findet sich in dieser Arbeit. In einer anderen Installation mit weißen Stofffetzen an einem Reif und am Boden drapierten weißen Tüchern verweist Raach auf Textilien als Spuren, die vom Menschen übrig bleiben. Die Stoffe sind so drapiert, als hätte jemand sein Kleid dort abgelegt.

„Sechsländerfluss – der Rhein“ ist ein Objekt aus sechs Halbliterflaschen, gefüllt mit Rheinwasser vom Rheinfelder Inseli und Kieseln, die mit Acrylgoldfarbe bemalt sind. Die Flaschendeckel sind mit den jeweiligen Landesflaggen der Länder bemalt, durch die der Rhein fließt. Im vierminütigen Video „Rheingold“ beschäftigt sich Constanze Raach mit dem Goldwaschen im Rhein, wobei ebenfalls Rheinfelden eine Rolle spielt. Man sieht Wasser, über Gestein fließend und sprudelnd, bewegte Bilder, die sich mit einer Karte vom Bereich Rheinfelden überblenden. Außerdem erscheinen Pläne des Inseli mit dem vermuteten Umriss der einstigen Burg Stein, der flachen unteren Insel und dem ehemaligen Rheintor der Stadtbefestigung.

Im Video tauchen auch die Geräte auf, die es zum Goldwaschen braucht, und man sieht die Künstlerin, die sich bei einem Geologen theoretische und praktische Kenntnisse aneignet, in Aktion beim Goldwaschen am Flussufer. Das Video deutet den Verlauf des Rheins, vom Gebirge aus kommend, an, die Bilder überlagern sich mit Dokumenten aus Rheinfelden als lokalen Bezügen zum Ausstellungsort.

Die Ausstellung im Haus Salmegg, Rheinbrückstraße¦8 in Rheinfelden, ist noch bis 7.¦September jeweils samstags und sonntags in der Zeit von 12 bis 17¦Uhr zu sehen.