Der erste Name des Schiffes lautete „Rheinfelden“, gebaut wurde es direkt gegenüber vom Wyhlener Altrheinufer. Dort, wo heute der Campingplatz Kaiseraugst angesiedelt ist, betrieb die Albert Buss AG aus Basel, zu der auch der Eisenbau Wyhlen gehörte, von 1919 bis 1935 eine Werft. 1920 begann dort der Bau von Frachtkähnen für die schweizerische Schleppschifffahrtsgenossenschaft.

Diese waren speziell dafür ausgelegt, mit möglichst geringem Tiefgang große Lasten aufnehmen zu können, bis zu 840 ¦Tonnen. Die beiden ersten Kähne, benannt als „Ergolz“ und „Birs“, wurden im November 1921 zu Wasser gelassen.

Im Frühjahr 1925 lag das Schiff für den endgültigen Ausbau noch mehrfach am Ufer vor der Werft.
Im Frühjahr 1925 lag das Schiff für den endgültigen Ausbau noch mehrfach am Ufer vor der Werft. | Bild: ETH Zürich, Luftbildarchiv

Weniger stabil verlief dagegen die Personenschifffahrt. Begonnen hatte sie bereits 1832. Damals war Ende Juli das Dampfschiff „Stadt Frankfurt“ in Basel eingetroffen und hatte am 29.¦Juli sogar die erste Ausflugsfahrt mit Ratsherren nach Grenzach unternommen.

Drei Stunden dauerte die Fahrt bis unter den Hornfelsen. Doch mit der Fahrgastschifffahrt ging es auf und ab. Anfang des 20.¦Jahrhunderts unterstützte der Basler Ingenieur und Nationalrat Rudolf Gelpke die Personenschifffahrt, doch der Erste Weltkrieg setzte diesen Bemühungen wieder ein jähes Ende. Nach diesem Stillstand stürmten ab 1919 die Fahrgäste alle sich bietenden Möglichkeiten für Schiffsfahrten. Nun setzte sich Gelpke für eine eigene Gesellschaft ein, diese wurde 1924 gegründet, die Basler Personenschifffahrtsgenossenschaft, kurz BPG. Um die Nachfrage zu bewältigen, erteilte sie der Buss-Werft in Augst den Auftrag zum Bau eines Motorschiffes. Am 17.¦April 1925, nur drei Tage nach dem Stapellauf, fand schon die erste Probefahrt statt, damit es während der in diesen Tagen stattfindenden Mustermesse zumindest schon einmal vorgeführt werden konnte.

18.252 Fahrgäste im ersten Betriebsjahr

Im Sommer ging das 31,5¦Meter lange Schiff in Betrieb. Mit seinen zwei 80-PS-Motoren von Sulzer erreichte es bei voller Besetzung mit 200¦Personen eine Geschwindigkeit von 21,4¦Kilometern pro Stunde. Stromaufwärts von Basel bis Rheinfelden benötigte es 120¦Minuten, mit der Strömung zurück nur 75¦Minuten.

Schiffsfahrten gehörten in jenen Jahren zu den beliebtesten Vergnügungen, häufig gab es Drängeleien, mitunter sogar Prügeleien. Allein im ersten Betriebsjahr beförderte die BPS 18.252¦Fahrgäste. Inzwischen hatte sich eine zweite Gesellschaft gegründet, die Basler-Rheinschifffahrt AG war erfolgreicher und die BPG ging pleite. Die neue Gesellschaft übernahm das Motorschiff „Rheinfelden“. 1932 erhielt das Schiff neue Motoren. Nach der Zwangspause für die Personenschifffahrt im Zweiten Weltkrieg setzte 1946 erneut ein Ansturm auf die wieder verkehrenden Schiffe ein.

1947 Umbau in Belgien

1947 erfolgte auf einer Werft in Belgien ein Umbau inklusive einer Verlängerung des Rumpfes. 1954 baute eine Werft in Mainz-Mombach ein Oberdeck darauf. Damit konnten dann 600¦Personen mitfahren. Ältere Einwohner erinnern sich noch daran, wie sie in den 1960er Jahren als Kinder erfreut waren, wenn das MS „Rheinfelden“ am Strandbad vorbeikam, denn das Herumtoben in der Welle war ein Erlebnis.

Inzwischen führte die neue Basler Personenschifffahrtsgesellschaft den Betrieb und hatte neue Schiffe beschafft, auch die MS „Lallekönig“ und „Stadt Basel“.

Die MS „Rheinfelden“ wird verkauft

Dann fiel die Entscheidung, die MS „Rheinfelden“ zu verkaufen. Die Reederei Goedert in Breisach, erwarb das Schiff und benannte es um in „Schloss Munzingen“. So konnten viele Fahrgäste aus dem Dreiländereck weiterhin auf ihrem gut bekannten Schiff fahren. 1993 wurde es nochmals modernisiert, auch mit einem Salon komfortabler ausgestattet. Dabei erreichte es seine heutigen Maße von 41,6¦Meter Länge und 6,20¦Meter Breite, zugelassen für 250 Fahrgäste.

Das könnte Sie auch interessieren

2011 wechselten noch einmal Besitzer. Nun fährt es bei der Bremer Reederei Hal över und heißt „Gräfin Emma“, benannt nach einer Stifterin des Bremer Doms und Wohltäterin im 11. Jahrhundert. Jetzt schippert das Schiff für Hafenrundfahrten über die Weser. Bei den Fahrgästen in Norddeutschland ist das 100-jährige MS „Rheinfelden“ sehr beliebt, weil es eben ein Ausflugsschiff mit nostalgischem Flair ist.