Der Hotelbranche sind wegen der Corona-Krise von einem Tag auf den anderen die Einnahmen weggebrochen. Urlauber und Messebesucher sind nicht mehr unterwegs. Die Beherbergung von Gästen ist, abgesehen von Dienstreisenden, nicht gestattet. Viele Hotels haben Restaurants, die ebenfalls nur noch unter erschwerten Bedingungen arbeiten können. Ab 1. Juli soll immerhin für ein Jahr die Mehrwertsteuer für die Gastronomie von 19 auf sieben Prozent reduziert werden, um die Betriebe zu unterstützen.
Alexandra Mussler ist froh, dass das Hotel-Restaurant „Storchen“ in Riedmatt wieder zwei, drei Gäste hat. Nur wenige Firmen hätten derzeit Dienstreisende wie Monteure. Über Ostern hatte sie gar keine Gäste. Die besondere Schwierigkeit der Branche ist, dass sich eine Hotelübernachtung nicht wie Waren lagern lässt, um sie später zu verkaufen, erklärt sie. Ein nicht belegtes Zimmer bedeutet keine Einnahme. „Da die großen Firmen alle im Moment nicht reisen, sind nur sehr wenige Gäste von eher kleineren Betrieben unterwegs“, bestätigt Oliver Börner vom Landgasthof „Maien“ in Eichsel. Im Landgasthof lag die Auslastung in den letzten vier Wochen bei sieben Prozent.
Im Hotel „Eckert“ in Grenzach betrug die Belegung im März noch 25 Prozent und im April dann nur noch zehn Prozent, berichtet Rainer Wiedmer. „Das ist achtmal schlechter als vor der Corona-Krise.“ Hinzu kommt, dass das Vier-Sterne-Hotel die Preise um 30 Euro pro Nacht gesenkt hat, um überhaupt Gäste zu bekommen. Katrin Scheibner vom Hotel „Villetta„ in Grenzach geht von einer Belegung von fünf bis zehn Prozent aus. Und Felix Düster vom Rührberger Hof in Rührberg meint, dass die Anzahl der Gäste so gering sei, dass es sich eigentlich nicht rechne.
In Riedmatt bleibt das Restaurant geschlossen. „Das geht im Moment nicht“, meint Mussler. Da sie nicht selbst in der Küche steht, wären die Kosten für den Koch zu hoch. Zudem sei mit der geschlossenen Grenze zur Schweiz auch der halbe Kundeneinzugsbereich weggebrochen. Der Maien bietet einen Take-Away-Service an, der am Wochenende gut angenommen wird. „Allerdings ist die Resonanz an den Wochentagen eher verhalten“, meint Börner. Wenn sich die Nachfrage nicht erhöht, sei es wirtschaftlich nicht sinnvoll, den Abholservice unter der Woche weiter anzubieten.
„Wir waren zusammen mit unserer Inzlinger Krone einer der ersten Betriebe, die sofort einen Abhol- und Lieferservice begonnen haben“, erklärt Wiedmer vom Hotel „Eckert“. Der Lieferservice ist auch beim Online-Anbieter Lieferando gelistet. Das Angebot beginnt bei Hausmannskost und reicht bis zu anspruchsvollen Fine- Dining-Gerichten. Es gibt Wochenspecials und Vier-Gänge-Menüs. Felix Düster berichtet, dass sie jetzt einen Foodtruck betreiben, der in Lörrach platziert ist. Der Rührberger Hof bietet zudem seit kurzem einen Abholservice und Düster denkt auch über einen Lieferservice nach.
Kurzarbeit angemeldet
Alle Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet, Corona-Soforthilfe beantragt oder schon erhalten sowie andere Ausgaben heruntergefahren. Der Maien hat die Tilgung von Krediten ausgesetzt, allerdings musste der Landgasthof schon einen neuen Kredit aufnehmen, um die laufenden Kosten zu decken. Der „Rührberger Hof“ ist zwar als einer von wenigen Hotelbetrieben gegen Pandemien versichert, allerdings hat die Versicherung angekündigt, nur 25 Prozent der Versicherungssumme zu zahlen, da der Staat schon Corona-Soforthilfe zur Verfügung stellt. Düster kann das nicht nachvollziehen, denn damit wäre die Corona-Soforthilfe keine Unterstützung der Hoteliers, sondern eine für Versicherungen.
Sorge vor erneuter Schließung
Mussler ist froh über die Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie. Einerseits hofft sie auf eine Normalisierung, andererseits befürchtet sie eine erneute Schließung, sollte sich der Virus wieder stärker verbreiten. „Wenn ich Aussagen von verschiedenen europäischen Tourismusverbänden über die Entwicklung in den nächsten Jahren anschaue, wird mir übel“, so Wiedmer. Optimistisch Berechnungen gehen davon aus, dass die Umsätze erst im September 2022 wieder die Größenordnung von 2019 erreichen. „Die Schließung bedeutet für uns einen Kampf ums Überleben“, sagt Düster, der aber auch die Chance sieht, neue Wege zu beschreiten. Börner bezeichnet die Schließung als „existenzbedrohend“. Ohne weitere Hilfsgelder halte der Landgasthof höchstens noch ein paar Wochen durch. Scheibner bestätigt, dass die Gastronomen nicht wissen, wie lange sie noch durchhalten können.