Rheinfelden Strom und Wasser als essenzielle Ressourcen der Menschen für den Betrieb und die Versorgung von Haushalten und Unternehmen werden heute wie selbstverständlich konsumiert. Sie erscheinen den Verbrauchern als schier unerschöpflich. Dass sich hinter der immer zur Verfügung stehenden Strom- und Wasserversorgung eine komplexe Technik und Steuerung sowie eine rund um die Uhr funktionierende Kontrolle durch Fachleute verbirgt, wissen nur wenige; das vollzieht sich für die Bürgerinnen und Bürger weitestgehend im Verborgenen. Ein Ort in diesem System ist die Verbundleitstelle der Naturenergie Netze GmbH in Rheinfelden.

Dass es sich bei der Verbundleitstelle und dem Areal der Naturenergie tatsächlich um sensible kritische Infrastruktur handelte, wird spätestens beim Eintritt in das Werksareal an der Schildgasse deutlich. Zwar ist das große Tor am Eingang des Geländes geöffnet, aber man sieht, dass bereits hier Überwachungskameras den gesamten Eingangsbereich im Blick haben. Der stellvertretende Fachbereichsleiter Netzinformationstechnik, Michael Schneider, und die Teamleiter Nachrichtentechnik und Verbundleitstelle, Thomas Schneider sowie Andreas Wolf, offenbaren dann sehr schnell im Gespräch mit dieser Zeitung die enorme Komplexität der Stromerzeugung wie auch der entsprechenden Steuerung und deren Sicherheit.

Die Verbundleitstelle ist ein Herzstück im Transportsystem für den Strom und ist mit dafür verantwortlich, dass die Endverbraucher rund um die Uhr Strom zur Verfügung haben. Dafür ist sie mit der entsprechenden Infrastruktur verbunden, wie Strommasten, Freileitungen, Erdkabeln, Umspannwerken, Schaltanlagen und Ortsnetzstationen – bis zu den Hausanschlüssen und -netzen. Die Verbundleitstelle in Rheinfelden steuert, wie die Mitarbeiter darstellen, das gesamte Stromnetz in Südbaden. Die Leitstelle sei an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt und das müsse auch so sein. Zugleich ist die Leitstelle Störrufannahme für Wasser, Gas und Fernwärme.

Doppelstrukturen zur Sicherheit

Zu erfahren ist von den Fachleuten auch, dass zur Sicherheit aller Steuerungsfunktionen eine sogenannte systeminterne Redundanz, was so viel bedeutet wie eine Doppelung wichtiger Komponenten, besteht. Gibt es zum Beispiel einen Defekt in der einen Anlage, tritt die andere an deren Stelle. Dies betreffe sowohl die Hard- und die Software als auch die Netzwerke und die Stromversorgungskomponenten selbst. Sogar für die Leitwarte gibt es eine Zusatzeinheit mit ausgelagerten Bedienplätzen, sodass die komplette Betriebsführung bei Nichtbegehbarkeit oder bei Störungen der Hauptwarte vom zweiten Standort in Donaueschingen und einem dortigen Emergency-Center aus übernommen werden kann.

Das Netzleitsystem, das an die Leitwarte in Rheinfelden angeschlossen ist, verfügt über 400.000 Datenpunkte, 39¦Umspannwerke, 4550¦Trafostationen, 150 Schaltstationen sowie 35¦erweiterte Ortsnetzstationen. Etwa 10.000¦Messwerte werden erfasst, circa 68.000 Meldungen und rund 7000¦Befehle sind im Alltag normal. Dass all dies mit einem enormen Sicherheitsaufwand verbunden ist, der höchsten Standards genügen muss, wird in den entsprechenden Zertifizierungen deutlich. Diese werden sowohl von der Deutschen Managementsystem Zertifizierungsgesellschaft als auch von der nationalen Akkreditierungsbehörde der Bundesrepublik Deutschland und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik garantiert. Die jüngsten Auditierungen wurden in diesem Jahr ausgesprochen.

Die Leitstelle ist auch Mittelpunkt des digitalen Wandels beim Energieversorger Naturenergie. Im Zuge der Digitalisierung des Stromnetzes werden zurzeit zum Beispiel 110-Kilovolt-Hochspannungsleitungen mit Lichtwellenleiter-Luftkabeln (LWL) ausgestattet. Diese dienen einerseits dem Blitzschutz, andererseits als leistungsfähige Datenleitung zur Übertragung von Informationen und Steuerbefehlen im Netzbetrieb. Außerdem werden die neuen Glasfaserstrecken für die interne Kommunikation genutzt. Die Leitstelle, die für die meisten Menschen eher im Hintergrund arbeitet, hat eine elementare Wirkung für die Bevölkerung, denn Strom ist ein nicht mehr wegzudenkender Teil des Alltagslebens für die Menschen.