Der Duft von Tabak hängt noch immer in der Luft im Wuhrmann-Gebäude an der Kaiserstraße 23. Seit 2008 werden dort zwar keine Raucherwaren mehr hergestellt, aber die alte Zigarrenfabrik ist voller Leben. Neben einem Rudolf Steiner-Kindergarten, Künstler-Ateliers und Therapie-Räumen ist im geschichtsträchtigen Gemäuer seit 2009 die Bürogemeinschaft Brasil Corona untergebracht. Corona? Damit ist natürlich nicht die heutige Pandemie gemeint, welche die ganze Welt in Atem hält. Der Name verweist vielmehr auf die Geschichte der Liegenschaft: Brasil Corona hieß eine der Zigarren, die Wuhrmann im Angebot hatte.

Im zweiten Stock, auf rund 130 Quadratmetern, ist die Bürogemeinschaft untergebracht. Hier wurden früher die Zigarren verpackt. Heute wird in diesem Raum auch gearbeitet – aktuell teilen sich vier Kleinunternehmen den Platz, der nicht durch Türen oder Wände unterteilt ist: ein Grafiker, ein Texter, ein Planer und eine Biologin/Mediatorin. Seit Beginn sind Tom Steiner und Roland Schär dabei.

Gemeinsame Nutzung der Räume

„Wenn man alleine zuhause arbeitet, fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf. So sind wir auf die Idee gekommen, hier eine Bürogemeinschaft zu gründen“, erzählt Steiner. Es gab in den vergangenen Jahren einige Wechsel. „Es war immer eine sehr gemischte Gruppe. Das ist inspirierend“, findet Roland Schär. Jeder arbeitet zwar für sich und auf eigene Rechnung, doch durch die gemeinsame Nutzung der Räume entsteht ein Austausch. So verwundert es nicht, dass sich im Zentrum des Raumes eine Lounge mit zwei Sofas befindet, wo man gemeinsam einen Kaffee trinken und sich unterhalten kann – wenn es die Corona-Situation wieder zulässt.

Stück Lebensqualität

„Dieser Arbeitsplatz ist ein Stück Lebensqualität; es hat auch mit Psychohygiene zu tun. Ich komme hier sehr gut in einen Arbeitsmodus und es gibt immer wieder gute Gespräche“, erklärt Christine Ziegler, die seit 2018 dazu gehört. Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Marcel Baud, der seit 2017 dabei ist: „Ich hatte zuvor ein Schreibatelier für mich allein. Doch irgendwann habe ich gesagt, dass ich so nicht mehr arbeiten möchte. Es fehlte einfach der Austausch.“

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Es kommt gelegentlich auch vor, dass zusammengearbeitet wird. So haben Schär und Baud bei verschiedenen Projekten kooperiert. „Jemand hat es mal als Arbeits-WG beschrieben. Ich glaube, das trifft es ganz gut“, sagt Christine Ziegler. Denn neben der Arbeit gehören Kultur und Austausch dazu. So werden – in normalen Zeiten – regelmäßig Konzerte und andere Veranstaltungen organisiert. „Unsere Arbeit ist unser Leben, aber Leben ist mehr als arbeiten“, sagt Tom Steiner. Sechs Plätze bietet Brasil Corona, derzeit sind zwei frei – das liegt wohl am anderen Corona. „Bisher war die Nachfrage immer sehr gut“, erklärt Schär.