Rheinfelden Zwei Funkgeräte, eine Wetterstation, ein Computer und ein Fernglas: Das und viele Ordner stellen die Ausstattung des Towers in Herten dar. Wegen einer neuen Regelung ist er nur noch selten regulär besetzt. Über eine enge Treppe erreicht man ihn. Zwar sind die Jalousien weit heruntergelassen, dennoch hat sich die Hitze in dem kleinen Raum gestaut. Von dort bieten große Fenster einen Überblick auf das Rollfeld und den Windsack, im Hintergrund ragen die Berge des Juras auf.

Auf dem Schreibtisch und ein Stück weiter höher auf der Fensterbank steht die Ausrüstung des Flugbetriebsleiters: zwei Funkgeräte – ein größeres Gerät, mit Mikrofon, und ein kleines, für die Hand – daneben ein Fernglas und ein Computer. Zur Sicherheit gibt es zwei Funkgeräte, falls eines ausfällt. Das Handfunkgerät kommt auch zum Einsatz, falls der Betriebsleiter den Tower verlassen muss. Dazu gibt es noch eine digitale Wetterstation, die die Temperatur, die Windstärke und Windrichtung und den Luftdruck anzeigt. Auf dem Computer sind die Flüge und Flugzeiten der Piloten und vieles mehr vermerkt. Dazu kommen noch mehrere Regale mit verschiedenen Ordnern.

Doch die Arbeit im Tower ist weniger geworden. Das liegt an einem EU-Gesetz, das auch für Deutschland den Flugbetrieb in der Sportfliegerei vereinfacht hat. Seit März 2025 gilt in Herten, dem Flugplatz der Luftsportgruppe Südwest, wie auf vielen weiteren Flugplätzen in Deutschland, sogenanntes „Fliegen ohne Betriebsleiter“. Das heißt, es sitzt niemand mehr im Tower und am Funkgerät, weil sich die Piloten im Flugplatzbereich untereinander per Funk selbst koordinieren. Wer starten oder landen will, gibt das auf einer festgelegten Frequenz durch. Ein solches Vorgehen ist in anderen Ländern in der Sportfliegerei schon länger üblich.

Nur wenn ein Pilot von auswärts Herten ansteuert oder dort starten will, ist der Funk und damit auch der Turm besetzt, um das Hauptflugbuch zu führen, in dem alle Flugbewegungen dokumentiert sein müssen. Dies müssen Piloten von auswärts dem Verein vorab ankündigen, denn eigentlich ist der Platz für Mitglieder gedacht. Und diese können ihre Flugzeiten und Daten über eine App auf dem Smartphone eingeben.

Mit der neuen Regelung muss der Pilot vor dem ersten Abflug des Tages auf dem Flugplatz in die Rolle des Betriebsleiters schlüpfen: Er prüft, ob die Start-und-Lande-Bahn auch frei von Hindernissen ist. Dafür steht auf dem Flugplatz ein Auto bereit, mit dem der Betriebsleiter beziehungsweise Pilot die Bahn langsam abfährt. Danach ist die Bahn freigegeben. Und in welche Richtung wird gestartet? Dabei richten sich die Piloten nach dem Wind. Nach Möglichkeit starten die Flugzeuge entgegen der Windrichtung, dadurch erhalten sie beim Abflug mehr Auftrieb.

Die neue Regelung bringt Vor- und Nachteile mit sich. So hat der einzelne Pilot mehr Freiheiten bei der Entscheidung, wann er fliegen möchte, und muss sich nicht mehr nach den Betriebszeiten im Tower richten. Andererseits sieht Vorsitzender Günter Lang zwei Nachteile. Da ist zum einen das Vereinsleben: Dadurch, dass es einen Betriebsleiter gab, der nur zu bestimmten Zeiten im Tower saß, trafen die Mitglieder öfter und zu festen Zeiten zusammen. Das habe das Gemeinschaftsgefühl und auch die Zusammenarbeit gefördert. Aber Zusammenhalt brauche es gerade in einem Verein wie der Fliegergruppe, in der Wert darauf gelegt wird, dass sich die Mitglieder einbringen und sich so gegenseitig das Fliegen ermöglichen.

Ein weiterer Minus-Punkt: Es sei nun jederzeit mit Flugbetrieb zu rechnen. Das ist gerade für Spaziergänger und Radfahrer wichtig zu wissen. Denn es gebe einige, die meinten, eine Abkürzung über das Rollfeld nehmen zu müssen. Das sei mit der neuen Regelung noch gefährlicher geworden, denn nun könne zu jeder Zeit ein Flugzeug starten oder landen, betont Günter Lang.