Abseits des täglichen Schulbetriebs im nahen Georg-Büchner-Gymnasium dürfte man die Neumarkter Straße für eine ruhige Wohnlage halten. Der Straßenverkehr auf der Nebenstraße ist überschaubar. Die nächste vielbefahrene Straße ist die Mouscron Allee. Geschäfte, Restaurants oder Kneipen gibt es nicht. Dennoch leiden Anwohner seit Jahren unter Lärm in der warmen Jahreshälfte, insbesondere in der Nacht. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität ist groß – Schuld sind quakenden Frösche.
„An eine Nachtruhe zum Schlafen mit offenem oder gekipptem, sogar geschlossenem Fenster, ist nicht zu denken“, sagt Norbert März. Ursache der Lärmbelästigung sind unzählige Frösche, die im Teich der 2015 errichteten Wohnanlage „Wohnen am See“ eine Heimat gefunden haben. Zu der Wohnanlage, die fünf Eingänge mit eigenen Hausnummern hat, gehört ein etwa 35 Meter langer und fünf Meter breiter Teich, der von hohen Gräsern umgeben ist. Die Terrassen und Balkone sind zum Teich hin ausgerichtet, ein Pfad führt am Wasser entlang zu einem Pavillon. Ein idyllischer Anblick.
Froschkonzert bei Dämmerung
Aber bei Dämmerung setzt das Froschkonzert ein. Lang gezogene, kehlige Töne wechseln sich mit einem schnell-trillernden, hohen Keckern ab. Das Quaken scheint aus allen Richtungen zu kommen. Laut März hat es dieses Jahr drei Wochen vor Ostern angefangen, in der zwischenzeitlichen Kälte setzten die Frösche aus, um Mitte Mai wieder loszulegen.
Das sagen Eigentümer zu den Vorwürfen:
Beim Bau der Anlage hatte man Sorgen wegen Mücken, aber an Frösche habe keiner gedacht, sagt März. Schon in den vergangenen zwei Jahren litten die Nachbarn unter dem Gequake. Ob die Bewohner der Wohnanlage mit dem Teich sich daran stören, kann er nicht beantworten. Die meisten Schlafzimmer sollen auf der anderen Gebäudeseite sein.
Beim Treffen mit März kommen weitere Nachbarn hinzu. Ein halbes Dutzend versammelt sich auf der Straße. „Das sind über 100 Frösche, so wie die letztes Jahr gelaicht haben“, heißt es. In ihrer Nachtruhe fühlen sich alle gestört. „Das sind nicht nur vier Wochen, das geht monatelang“, sagt eine Anwohnerin. Eine Nachbarin misst von ihrem gegenüber des Sees gelegenen Balkon die Lautstärke. Am 8. Mai hat sie um 21.30 Uhr 70 bis 77 Dezibel (dBA) notiert, am 20. Mai um 3.30 Uhr 69 bis 74 dBA.
„Scheinbar ist das ein guter Lebensraum“, meint Ulrich Faigle, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hochrhein auf Nachfrage. Amphibien bräuchten Insekten und Kleintiere als Nahrungsgrundlage und einen geschützten Ort zum Überwintern. Wenn das gegeben ist, wird der Lebensraum von Fröschen angenommen. „Wenn räuberische Fische im Teich wären, dann hätte es vermutlich auch weniger Frösche. Raubfische halten auch die Kaulquappen zurück“, erklärt Faigle.
Paarungszeit von April bis Juni
Das Quaken trete hauptsächlich während der Paarungszeit von April bis Juni und dann vor allem in der Dämmerung auf. Im Hochsommer würden Frösche nicht quaken. Problematisch ist, dass die meisten Amphibienarten unter Artenschutz stehen und für einen Eingriff eine Ausnahmegenehmigung benötigt wird. Die Tiere müssten in ein passendes Biotop umgesiedelt werden.
Andreas Metzger wohnt seitlich der Wohnanlage. Auch er hat nachts auf seinem Balkon schon Werte um die 65 dBA und höher gemessen. Im Internet hat er einen vergleichbaren Gerichtsfall aus Sachsen-Anhalt gefunden, in dem festgestellt wird, dass Geräuschimmissionen in Form von Froschlärm tagsüber 55 und nachts 40 dBA nicht überschreiten dürfen.
Hoffen auf Lösung
„Wir wünschen uns, dass das Quaken aufhört“, sagt März. „Wir haben nichts gegen die Anlage, die ist schön, aber es ist unumgänglich, dass der See weg kommt.“ März hofft auf ein Entgegenkommen von Hausverwaltung und Eigentümergemeinschaft. „Die müssen merken, dass sich die Situation zuspitzt.“ Vor Gericht will er nicht ziehen, aber: „Wenn die nicht aktiv werden, müssen wir aktiv werden.“