Wann die Freibäder in Waldshut und Tiengen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie öffnen können, ist derzeit noch ungewiss. Während Schwimmer und Sonnenanbeter auf die Eröffnung der diesjährigen Badesaison warten, steht im Waldshuter Freibad inzwischen auch die darauffolgende Saison auf der Kippe. Der Gemeinderat Waldshut-Tiengen will in der nächsten Sitzung darüber abstimmen, ob die Stadtwerke wie beabsichtigt die Sanierung verschieben dürfen.
Ursprünglich sollte mit dem Start der Bauarbeiten des stark sanierungsbedürftigen Freibads noch in diesem Jahr, nach Ende der Badesaison, begonnen werden. Zwar soll der Bauantrag noch in diesem Monat eingereicht werden. Doch aufgrund finanzieller Einbußen durch die Corona-Krise wollen die Stadtwerke erst im März oder April 2021 mit der Umsetzung des mit aktuell 3,34 Millionen Euro veranschlagten Projekts beginnen. Das Bad würde nach abgeschlossener Sanierung erst wieder zur Badesaison 2022 öffnen.
„Die Corona-Krise bedingt einen Umsatzrückgang“, sagte Geschäftsführer Siegfried Pflüger in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, wo er einen Überblick über den Planungsstand und den Zeitplan für die Waldshuter Freibadsanierung gab. Die Stadtwerke verbuchen seit Beginn der Corona-Krise laut Pflüger einen deutlich niedrigeren Umsatz beim Strom sowie keine Einnahmen beim Bäder- und Fährbetrieb und am Zollhof. Insgesamt rechnet der Geschäftsführer mit einem Verlust von derzeit geschätzten 532.000 Euro.
Dass die Freibadsanierung in Waldshut nach den Plänen der Stadtwerke nun während einer Badesaison und nicht zwischen zwei Saisons ausgeführt werden soll, sorgte im Gemeinderat für Diskussionen. Adelheid Kummle, Stadträtin der Freien Wähler, kritisierte, dass die Stadtwerke in Eigenregie über die Verzögerungen entscheiden wollten und nicht der Gemeinderat. „Das finde ich nicht korrekt“, sagte sie.
Philipp Frank, der in seiner Funktion als Oberbürgermeister auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke ist, entgegnete, dass es sich bei der Sanierung um eine Investitionsmaßnahme der Stadtwerke handele, die von der Gesellschafterversammlung mitgetragen werde. „Eine Verzögerung um fünf bis sechs Monate halten wir für vertretbar“, fügte Frank hinzu.

Der OB merkte zudem an, dass es sich bei der Verschiebung des Sanierungsbeginns im Gegensatz zur Abstimmung des Gemeinderats, ob das Freibad geschlossen oder saniert wird, und die 2018 einen Bürgerentscheid zur Folge hatte, um keine Grundsatzentscheidung handele. Die Stadtwerke könnten deshalb ohne Gemeinderatsbeschluss entscheiden.
Gleichwohl stehe es Adelheid Kummle zu, so Frank, dazu einen Antrag zu stellen, was diese am Ende des Tagesordnungspunkts tat. Mit großer Mehrheit stimmten die Mitglieder des Gremiums dem Antrag zu. In der kommenden Sitzung werde das Kommunalparlament über die Verschiebung der Freibadsanierung entscheiden, kündigte Frank an.
Zuvor gab der CDU-Stadtrat Peter Kaiser zu Bedenken, dass sich viele Familien aufgrund der Corona-Krise keinen Urlaub mehr leisten könnten. „Für sie wäre es gerade im Sommer wichtig, das Bad offen zu halten“, sagte er und wollte von Siegfried Pflüger wissen, ob es möglich sei, die Sanierung erst im September 2021 zu beginnen.
Der Geschäftsführer erinnerte in seiner Antwort an die Sanierung des Freibads Tiengen, die einen „sportlichen Zeitplan“ gehabt habe und die schließlich erst in diesem Jahr und nicht wie ursprünglich geplant im August 2019 abgeschlossen werden konnte. „Außerdem wissen wir nicht, wie intensiv der Winter wird“, nannte Pflüger ein weiteres Argument gegen einen Sanierungsstart in Waldshut im September 2020. Dennoch, so der Stadtwerke-Chef, sei „der Termin nicht in Stein gemeißelt“.
Die SPD-Stadträtin Claudia Hecht schlug vor, einzelne Bauabschnitte aufs Frühjahr 2021 vorzuverlegen und andere auf den darauffolgenden September zu verschieben, um die Badesaison zu retten. Pflüger räumte ein, dass dies durchaus einen Gedankengang wert sei, sich aber beispielsweise aufgrund der großflächigen Erdaushubarbeiten rund um die Becken nicht rechnen dürfte.