Rheinfelden Die Höhlen und Spalten zwischen den Steinen nutzt die Mauereidechse als Winterquartier und im Sommer als kühlen Ruheort; in den Sandlinsen legt sie ihre Eier ab. In Totholzbäumen und -haufen finden bis zu 300¦Käferarten einen Lebensraum; Fledermäuse verschlafen heiße Tage in den Spalten der Baumstämme. Die Ebereschen ernähren mit ihren Beeren bis zu 117¦Vogelarten; Wildbienen und Schmetterlinge finden Nahrung zwischen den Obstbäumen, Sträuchern und Knollenpflanzen. Staketenzäune halten Katzen von der Jagd ab.

Der neue Trockenmauer-Biotopkomplex beim Sportplatz des SV Karsau, der am Montag eröffnet wurde, befindet sich an der Böschung zwischen dem Spielfeld und dem Riedmatthöhlenweg. Die Trockenmauern sind terrassenförmig übereinander angeordnet: Auf einer Breite von 120 Metern ergibt das über 550 Laufmeter Mauer. Die Magerwiese hat eine Fläche von 3500¦Quadratmetern. Außerdem wurden im Biotop zehn Bäume historischer Kulturobstsorten gepflanzt, vier Totholzbäume, 20¦Holzhaufen sowie Sandlinsen, Steinverstecke und Totholzhaufen angelegt. Spaziergänger und Naturliebhaber können das Biotop in Ruhe auf zwei Sitzbänken genießen, die von den Karsauer Bürgern August und Irmgard Maria Dresel gespendet wurden.

Christoph Schmidt vom Planungsbüro Pro Eco aus Öflingen sprach beim Apéro zur Eröffnung der Stadt Rheinfelden seine Anerkennung aus: „Es ist schön, dass man in Rheinfelden umfassend denkt.“ Die Flächen seien rar; der Boden sollte nicht nur einfach genutzt werden. „Auf einer kleinen Fläche haben Sie viel ökologischen Nutzen generiert“, sagte Schmidt: „Das hätte sonst einem Bauern den halben Hof gekostet.“ Neben Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Grünamtsleiter Patrick Pauli waren bei der Eröffnung Vertreter des Ortschaftsrats, des SV Karsau, der ausführenden Gärtnerei und der beteiligten städtischen Ämter anwesend.

Der stellvertretende Ortsvorsteher Uwe Wenk hielt das Biotop ebenfalls für eine „sehr gute Sache“; es sei in der Karsauer Bevölkerung viel gelobt worden. Kritik habe es allerdings prinzipiell am System des Ökokontos gegeben: Die Stadt erhält für das Biotop vom Land 600.570¦Ökopunkte auf ihr Konto gutgeschrieben. Da es sich beim Biotop nicht um eine Ausgleichsmaßnahme für konkrete Baumaßnahmen innerhalb der Stadt handelt, wird diese freiwillige Ökosystemleistung durch das Punktesystem rückfinanziert: Gemeinden, die weniger Platz für Ausgleichsmaßnahmen haben, können diese Punkte abkaufen. Die Ökopunkte verdeutlichen auch die Werthaftigkeit des Biotops, von der Schmidt sprach: Das Alt- und Totholzkonzept im Stadtwald generierte auf der ungleich größeren Fläche von 1200¦Hektar lediglich 950.000¦Ökopunkte.

Ausgewählt wurde der Standort laut Pauli, weil der Sportplatz eine Zäsur zwischen dem Waldrand und der Streuobstwiese südlich der Straße auf der ehemaligen Allmende im Gewann Neuland bilde. Zuvor habe die dortige Fettwiese, die regelmäßig gemulcht wurde, durch angereicherte Nährstoffe im Boden zu einer Artenverarmung geführt. Stickstoffliebende Pflanzenarten hätten die Fläche dominiert und die Artenvielfalt von Flora und Fauna eingeschränkt.

Den Antrag für das Projekt stellte die Stadt im Mai 2022; die Genehmigung erteilte das Landratsamt zwei Jahre später. Der Baubeginn verzögerte sich wegen damals starker und anhaltender Regenfälle bis in den Spätsommer 2023. Die Kosten belaufen sich auf 226.000¦Euro. Grünamtsleiter Pauli hat ein Projekt für ein weiteres Trockenmauerbiotop für die Böschung am nördlichen Spielfeldrand angemeldet und hofft nach der Genehmigung auf einen Baubeginn im Herbst 2026. Der SV Karsau unterstütze auch dieses Projekt sehr, weil der Hang rutsche, erklärte Vorsitzender Thomas Zumkeller.