Rheinfelden Der betreute Taubenwagen an der Werderstraße in Rheinfelden, in dem mittlerweile etwa 40¦Tiere leben, wird von fünf Ehrenamtlichen des Vereins Stadttaubenfreunde Rheinfelden betreut. Diese kümmern sich um die täglich anfallenden Arbeiten, wie die Reinigung des Wagens und das Auffüllen von Futter- und Wasserbehältern. Ein zentrales Anliegen des Vereins ist die Beratung von Bürgern.

Immer wieder melden sich Menschen, die sich durch Tauben auf ihrem Balkon gestört fühlen. „Wir geben Tipps, wie man Tauben mit Netzen fernhalten kann. Diese sollten aber fest verspannt sein, sonst können sich die Tiere darin verfangen“, erklärt eine Ehrenamtliche. Des Weiteren werden zum richtigen Umgang mit Nestern auf den Balkonen Flugblätter in der Innenstadt verteilt. Da sich die Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich und in ihrer Freizeit um die Tauben kümmern, können sie keine weitergehende Hilfe als beratende Unterstützung leisten. „Auch wenn das bei manchen Bürgern für Unverständnis sorgt. Wir bringen keine Netze an, wir entfernen keine Taubennester und wir reinigen auch keine Balkone. Dazu fehlt uns einfach die Zeit.“

Dass Aufklärung schon bei Kindern wichtig und richtig ist, zeigte der Besuch des Spiel- und Kulturhauses Tutti-Kiesi in der vergangenen Woche. Eine neugierige Kindergruppe war zu Gast und brachte nicht nur großes Interesse, sondern auch schon einiges Vorwissen über Stadttauben mit. Mit offenen Augen und vielen Fragen erkundeten die Kinder den Wagen und erfuhren spannende Details über das Leben der Tauben in der Stadt.

Die am und um den Wagen angebrachten Glitzerbänder weckten das Interesse der Kinder. Die an eine 80er-Jahre-Disco erinnernden Bänder erfüllen den Zweck, die Tauben vor Sperbern zu schützen. Dieser stellt eine der größten Gefahren für die Tiere dar, da er ein geschickter Greifvogel ist, der regelmäßig Jagd auf Tauben macht. Zehn der im Wagen lebenden Tauben sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Um ihn abzuhalten, setzen die Ehrenamtlichen deshalb auf diese etwas ungewöhnliche Schutz-Methode für Tauben.

Ein Ei darf ausgebrütet werden

Durch den Verlust der Tauben haben sich im Wagen neue Paare gebildet. Damit diese sich auch dauerhaft im Taubenwagen ansiedeln, durften sie jeweils ein Ei ausbrüten. Zwei Küken waren bereits geschlüpft, was die Kinder besonders faszinierte. Sobald dieser Nachwuchs ausfliegt, wird er dazu beitragen, Stadttauben aus der Umgebung anzulocken – ein wichtiger Teil des Projekts, bei dem Tauben artgerecht betreut und gleichzeitig die Population in der Innenstadt reguliert wird.

Ein zentrales Element ist der sogenannte Eiertausch: Statt wild gelegter Eier bleiben im Taubenhaus kontrollierte Gelege, wodurch die Zahl der Tiere langfristig reduziert werden kann, ganz ohne Schaden für die Tiere. In den vergangenen vier Monaten wurden 34¦Eier gegen Gipsattrappen ausgetauscht. Ein wichtiges Thema war auch das Füttern der Tauben. Viele Kinder wussten bereits, dass das Füttern im öffentlichen Raum nicht erlaubt ist und insbesondere das Füttern von Brot die Tiere krank machen kann. Im Taubenwagen wurde ihnen erklärt, welche Nahrung artgerecht ist und dass ein Fütterungsverbot nur in Städten Sinn macht, in denen es betreute Taubenhäuser oder zumindest offizielle Futterstellen für die Tiere gibt. Durch das Angebot des Taubenwagens in Rheinfelden haben die Tiere eine saubere, gesunde Alternative zur Futtersuche auf der Straße.

Solche Begegnungen, wie diese mit den Kindern, zeigen, wie wichtig Aufklärung und Beteiligung schon im jungen Alter ist. Die Kinder verließen den Taubenwagen nicht nur mit neuen Eindrücken, sondern auch in dem Bewusstsein, dass Stadttauben und Mensch respektvoll zusammenleben können. Im Anschluss bastelten die Jungen und Mädchen im Rahmen der Ferienbetreuung im Tutti-Kiesi ein Plakat zum Thema Stadttauben.

Da der betreute Taubenwagen ausschließlich über Spenden finanziert wird, hat sich der Verein beim Projekt Minimax beworben, bei dem ehrenamtliches Engagement in der Stadt Rheinfelden mit bis zu 1000¦Euro gefördert wird. Gegenwärtig steht das Projekt Taubenwagen auf der Warteliste. Da die Futterkosten im Moment bei etwa 50 bis 60¦Euro im Monat liegen, ist jede Spende herzlich willkommen.

Hilfe und Unterstützung: Wer den Verein unterstützen oder sich engagieren möchte, kann sich über die Internetseite www.stadttaubenfreunde-rheinfelden.de melden.
Jeder Beitrag, ob finanziell oder tatkräftig, hilft, die Situation für Mensch und Tier zu verbessern.