Leonie Stabla

Das Angebot von Tagesmüttern ist heiß begehrt – auch in Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen. Der Bedarf an einer Betreuung von unter Dreijährigen wird in den nächsten Jahren wohl um zehn Prozent steigen. Neben dem Betreuungsangebot der Kindergärten sind die Möglichkeiten einer Kindertagespflege für Eltern eine wichtige Ergänzung.

Fünf kleinen Kindern gleichzeitig in Jacke, Matschhose und Stiefel zu helfen, um das Haus zu verlassen, ist eine echte Herausforderung. „Ich habe das vorher wirklich unterschätzt“, gesteht Bianca Hartlaub, die jetzt seit etwas mehr als einem Jahr als Tagesmutter arbeitet, lachend und ergänzt, dass es aber die Übung mache.

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Ausgerechnet in der Corona-Zeit in eine Selbständigkeit zu starten, sieht sie nicht als Problem. „Kinderbetreuung wird immer gesucht“, sagt sie und wird in dieser Aussage sowohl von ihrer Erfahrung als auch von den Statistiken bestätigt. Denn die Plätze in „Biancas Gartenzwerge und die Fallberg-Kids“ in Grenzach-Wyhlen seien schnell belegt gewesen.

Schlimmer als der Einfluss der Corona-Situation sei die Angst davor, das alles vielleicht nicht stemmen zu können und sich aus der Komfortzone eines geregelten Einkommens herauszubewegen, sagt Bianca Hartlaub. Die ehemalige Krankenschwester musste nach einem Bandscheibenvorfall umdenken. „Das war immer mein Traumberuf“, erläutert die Tagesmutter. „Ich hätte zwar im Büro weiterarbeiten können, das liegt mir aber nicht.“ Um bei ihrer Arbeit weiter in Kontakt zu Menschen sein zu können, entschied sich die zweifache Mutter für die Arbeit mit Kindern und startete den Qualifizierungskurs für Tagesmütter.

Mehr Kurse für Qualifizierung

Im Bereich Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und Schwörstadt „ist das Familienzentrum Rheinfelden der vom Jugendamt beauftragte Fachdienst zur Aus- und Fortbildung, Vermittlung und Betreuung von Tagespflegepersonen und der Begleitung der Eltern“, erklärt Simone Fuchs, Leiterin des Amts für Frühkindliche Bildung und Betreuung in Rheinfelden.

Der Kurs sei im Rahmen der Qualifizierungsoffensive gerade erst von den bisher 160 Unterrichtseinheiten auf 300 Unterrichtseinheiten erweitert worden, informiert Jennifer Neuschütz vom Fachdienst Kindertagespflege des Familienzentrums und biete so noch mehr professionelle Ausgestaltung der Qualifizierung. Ebenso könnten bereits betreuende Kindertagespflegepersonen einen tätigkeitsbegleitenden Aufbaukurs absolvieren.

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Für Hartlaub sei der Qualifizierungskurs eine unheimliche Bereicherung gewesen. Dort hätte sie so viele wichtige Dinge für den Umgang mit Kindern gelernt, dass er auch dem Verhältnis zu ihren eigenen Kindern gutgetan hätte, obwohl diese schon lange aus dem Kleinkindalter heraus sind und sie immer ein enges Verhältnis zu ihren Kindern gehabt habe.

Als Beispiel nennt sie dazu das „Vier-Ohren-Kommunikationsmodell“, aus dem sie auch für ihren privaten Alltag sehr viel gewonnen habe. Ihr Motto ist einfach, aber wirkungsvoll: „Ganz viel Vertrauen und Liebe geben, damit die Kinder selbständig Dinge tun und stolz auf sich selbst sein können.“

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Überrascht ist die Tagesmutter von der Bindung, die sich zu den Betreuungskindern innerhalb kürzester Zeit aufbaut. „Am liebsten würde ich alle behalten“, gesteht sie lachend. In der Realität bleiben aber die wenigsten Kinder nach ihrem dritten Geburtstag noch bei einer Tagesmutter, denn dann wird es für die Eltern richtig teuer.

Für Kinder von drei Jahren bis Schuleintritt sieht das Gesetz einen Anspruch auf Förderung in einer Kindertageseinrichtung vor, für unter Dreijährige hingegen in einer Tageseinrichtung oder Tagespflege, weshalb die Städte im Einzugsbereich des Fachdienstes die Betreuung zusätzlich zur Förderung des Landkreises noch eine weitere Förderung leisten.

Unterstützung für Leistungen

„Dieses Rheinfelder Modell regelt zum einen die Unterstützung bestimmter Leistungen des Familienzentrums als Träger der Kindertagespflege und zum anderen die finanzielle Unterstützung der Tagespflegepersonen mit zwei Euro pro geleisteter Betreuungsstunde plus Sozialbeiträge für diese Leistung. Dies stabilisiert und erhöht das Angebot im Bereich der Kindertagespflege und reduziert die finanzielle Belastung der Eltern“, sagt Amtsleiterin Simone Fuchs.

Hartlaub jedenfalls liebt ihre neue Tätigkeit und hat mit ihrer Leidenschaft auch ihre Schwester Lisa Beck angesteckt, die nun ihren Qualifizierungskurs in Schopfheim absolviert, da der letzte Kurs in Rheinfelden mangels Teilnehmer nicht zustande gekommen ist, und die nun ebenfalls in Grenzach-Wyhlen ihr „Wolfsrudel“ betreut. Beide Tagesmütter sind via Facebook unter „Unsere FallbergFarm“ zu finden und erreichbar.

Der Kurs: Der nächste Qualifizierungskurs zur Kindertagespflegeperson startet im Herbst dieses Jahres.