Das Coronavirus grassiert immer noch und alles wird daran gesetzt, dass die Schulen geöffnet bleiben können. Ein Mittel dazu sind die mobilen oder festverbauten Luftreinigungsgeräte. Dabei fördern Land und Bund diese nicht in jedem Klassenzimmer. Wie viele Klassenzimmer in der Region sind eigentlich mit solchen Geräten ausgestattet? Und erfüllen Sie ihren Zweck? Wir haben nachgefragt.
Waldshut-Tiengen: „Geräte sind geräuschintensiv“
Philipp Frank, Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen, gab in einem SÜDKURIER-Interview kürzlich ein Statement zum Thema ab. Demnach hätten bei den ersten Fördermitteln die Schulen noch selbst entscheiden können, ob sie entsprechende Geräte wünschen oder nicht.
Die Folge: Es meldeten sich nur zwei Schulen. „Die Übrigen haben darauf verzichtet, weil die Geräte – so die Rückmeldung – recht geräuschintensiv sind und das Unterrichten dadurch zusätzlich erschweren“, erklärte Frank. Aber: „Zuletzt haben wir alle Schulräume, die sich nur schlecht lüften lassen, mit entsprechenden Geräten ausgestattet und zudem für jedes Zimmer CO2-Ampeln beschafft; letzteres auch in den Kitas.“
Im Rahmen des Förderprogramms wurden an den Schulen insgesamt sechs Unterrichtsräume an fünf Schulen mit mobilen Luftfiltern über die Stadt ausgestattet, hierbei handle es sich aber nur um Fachräume, wie Jacqueline Scheuch von der Stadt erklärt. Bereits aus einem vorhergehenden Förderprogramm wurden an zwei Schulen aus Initiative der Schulleitung mobile Raumluftfilter angeschafft.
Justus-von-Liebig-Schule Waldshut profitiert von fest verbauter Anlage
Schon viel länger wird die Luft in den Klassenzimmern der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut gereinigt. Denn: Die kreiseigene Schule ist vollends an eine raumlufttechnische Anlage angeschlossen.
„Anders als bei Luftfiltern konnten wir es uns auch sparen, alle 20 Minuten die Räume zu lüften, was wir gerade im Winter sehr begrüßen“, sagt die stlellvertretende Schulleiterin Sandra Bihlmaier-Müller in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER im September. Das regelmäßige Lüften ist zwar in der Corona-Verordnung vorgesehen – bei Räumen mit raumlufttechnischer Anlage allerdings nicht.
Bad Säckingen: 42 Geräte installiert
Zu den Spitzenreitern in der Region mit der Ausstattung solcher Anlagen gehört die Stadt Bad Säckingen. In der Stadt und den Ortsteilen wurden laut Christian Heinemann vom Hauptamt in sechs Kindergärten, allen Grundschulen sowie der Werner-Kirchhofer-Realschule und der Hans-Thoma Gemeinschaftsschule insgesamt 42 mobile Raumluftfiltergeräte installiert.
Allerdings: Nicht jedes Klassenzimmer bekommt ein solches Gerät. Unabhängig von der Schulart seien die Geräte nur in Räumen mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit installiert worden. „Nach der Definition des Umweltbundesamtes sind dies Räume, deren Fenster nur kippbar sind oder, die nur über Lüftungsklappen mit minimalem Querschnitt verfügen und, in denen keine fest installierte, raumlufttechnische Anlage installiert ist“, erklärt Heinemann.
Im Rahmen des Luftfilterprogramms habe die Stadt aus Mitteln des Bundes und des Landes Zuschüsse in Höhe von insgesamt 118.650 Euro beantragt und durch das Kultusministeriums reserviert. Die Abrechnung und Anforderung der Zuschüsse werde in den nächsten Wochen erfolgen, so Heinemann.
Förderung durch Land und Bund
Ersetzen die Geräte das Lüften?
„Die Luftreinigungsgeräte ersetzen das Lüften nicht, deshalb wurden zusätzlich zur Kontrolle der Luftqualität die CO2-Sensoren installiert“, erklärt der Mitarbeiter der Stadt Bad Säckingen. Diese Sensoren, auch Ampeln genannt, können dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt zum Lüften nicht zu verpassen, da sie Hinweise darauf geben, wann die Luft in einem Raum „verbraucht“ ist.
Warum braucht es das Lüften dann noch? Dies erklärt Benedikt Reinhardt, Pressesprecher des Kultusministeriums Baden-Württemberg: „Mobile Raumluftfiltergeräte können weder CO2 noch verbrauchte, feuchte Luft abführen, so dass das Lüften unabdingbar bleibt.“
Erfüllen die Geräte ihren Zweck?
Allen Skeptikern der Technik widerspricht Timo Schmidt, Leiter Produktmanagement/Vertrieb der Firma Schilling Engineering aus Wutöschingen. Das Unternehmen stellt mobile Luftfilter her. Eine mobile Anlage filtert laut Schmidt die Luft im Raum zehn Mal pro Stunde. Dabei tausche das Gerät die komplette Raumluft aus. 99,9995 Prozent der Partikel würden mit den Geräten von Schilling rausgefiltert, dazu zählen auch Aerosole, Bakterien und Viren.

Sind die Filter wirklich zu laut? Dass die Geräte anfangs geräuschintensiv gewesen seien, gibt Schmidt zu. Allerdings hätten sie sich mittlerweile weiterentwickelt. „Jetzt liegen wir bei 50 Dezibel, eine Schulklasse, die ein bisschen murmelt, ist lauter“, so Schmidt.
Reicht Lüften aus?
Wer alle 20 Minuten lüfte, also drei Mal in der Stunde, habe bei Weitem nicht den gleichen Effekt wie mit einem Luftfilter. Denn: „Damit tauscht man die Luft nie komplett aus (und falls doch maximal drei mal pro Stunde).“ Dass aber zusätzlich zum Einsatz eines Filters auch gelüftet werden müsse, sei richtig. Der Grund: „Damit Sauerstoff in den Raum kommt.“ Er ergänzt: „Klar, muss ich einmal in der Stunde die Fenster aufmachen, damit die Kinder frische Luft bekommen, aber das hat man ja immer schon gemacht.“ Fest installierte Klimaanlagen würden jedoch automatisch auch Frischluft in den Raum saugen.

Schmidt wisse von den unterschiedlichen Meinungen, die zum Thema kursieren, sagt aber deutlich: „Die Geräte machen überall dort Sinn, wo Menschen arbeiten – ganz unabhängig von Corona.“
Talschule Wehr: Neue Geräte im Musiksaal und in den Turnhallen
In der Talschule Wehr seien erst einmal Geräte für schlecht zu lüftende Zimmer beantragt worden. Denn dafür gebe es die Förderung des Landes. Am Mittwoch, 17. Januar, wurden dann im Musiksaal zwei Luftfiltergeräte installiert. Die beiden Turnhallen sollen in den nächsten Wochen damit ausgestattet werden.