Rheinfelden Gleich links neben dem Eingang ist sie angemalt worden: Die neue Weltkarte am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG), bei der die vielen Punkte die Herkunftsländer der Schüler markieren. Die Karte soll die Vielfalt der Schule spiegeln.
Die Schülermitverantwortung (SMV) des GBG organisiert jedes Jahr Projekte gegen Rassismus, die Schule ist Teil des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. „Wir wollen nicht nur gegen Rassismus ankämpfen, sondern auch mit einem positiven Beispiel vorangehen“, sagen die stellvertretenden Schülersprecherinnen Tara Ewinger und Jovana Vukovic. „So kommen die Schüler in Kontakt mit anderen Kulturen“, sagt Ewinger. Eine Handvoll Freiwilliger hatte die Weltkarte gemalt. „Es fehlen allerdings noch einige Punkte, weil manche Schüler ihre Herkunftsländer zu spät abgegeben haben. Wir planen, die Weltkarte in Zukunft mit weiteren Punkten zu ergänzen, wenn durch neue Schüler neue Länder hinzukommen“, so Vukovic.
Neben der Weltkarte hat die SMV dieses Jahr auch ein Kulturfrühstück organisiert. Dabei wurden Gerichte aus verschiedenen Nationen vorgestellt und so spielerisch über das Thema Essen der kulturelle Austausch gefördert. „Es bietet sich an, denn jeder hat ein Lieblingsessen“, so Ewinger. Beim Weltkarten-Projekt werden stufenweise Schüler in die Aula gebeten, wo sie sich die neue Weltkarte anschauen können. Zu Beginn halten die stellvertretenden Schülersprecherinnen eine Rede: „Die Karte ist nicht nur ein bloßer Atlas, sie zeigt uns nicht nur die Länder, sondern auch, wo wir herkommen. Manche kommen aus Deutschland, manche aus anderen Ländern. Und doch sitzen wir alle im gleichen Klassenzimmer und lachen über die gleichen Witze – wir wachsen zusammen auf“, beginnt Vukovic.
„Die Herkunft ist keine Grenze, sondern ein Schatz. Wir können stolz auf unsere Herkunft, aber auch auf unsere gemeinsame Zukunft sein“, ergänzt Ewinger. Daraufhin wird das Mikro in der Runde herumgegeben und die Schüler können selbst über ihre Herkunft berichten. Ein Schüler ist sowohl ungarischer als auch italienischer Abstammung und erklärt die Ursprünge der Stadt Budapest, „meine absolute Lieblingsstadt“, wie er erzählt. Die Schüler haben viele verschiedene Herkunftsländer, irgendwann fangen alle an, ihr Lieblingsessen aus ihrem jeweiligen Heimatland aufzuzählen: Pizza und Pasta (Italien), Pierogi (Polen), Empanadas (Argentinien), Döner (Deutschland).
„Ich finde das Projekt großartig“, sagt Schulleiter Volker Habermaier. Er selbst habe eine schwierige Herkunft, denn er sei halb Badener und halb Schwabe, scherzt er. „Es ist schön zu sehen, wie viele Nationalitäten vertreten sind. Anhand der Herkünfte der Schüler merkt man auch, dass Nationalismus blöd ist. Wenn einer halb Ukrainer und halb Deutscher ist – ist er dann Ukrainer oder Deutscher? Es ist schlussendlich unwichtig. Er ist einfach ein Mensch“, so der Schulleiter. „Ich habe mir Sorgen gemacht, da kurz nach Anbringung der Weltkarte die Krim schwarz eingefärbt wurde (in der gleichen Farbe, in der Russland angemalt ist), bin aber froh, dass sie schnell wieder übermalt wurde.“ Dass die Annexion der Krim völkerrechtswidrig war und solche Aktionen nicht toleriert werden, stellte Ewinger in ihrer Rede klar.
Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Demokratiebudget des Landes Baden-Württemberg und von der Initiative Rheinfelden für Demokratie. Von Letzterer waren Birgitta Bösken und Claudia Kohlweiss-Rottmann zugegen. „Einer unserer Schwerpunkte ist es, Schulen zu unterstützen. Man muss unten anfangen“, so die zwei Engagierten. Vom Kollegium unterstützten Barbara Wodarz, Sarah Schädler und die Verbindungslehrer Früh und Völkel. „Das Projekt ist mir wichtig, weil die Gesellschaft auf dem Irrweg ist. Wir verlassen den Weg, auf dem die Menschen aufeinander zugehen können. Stattdessen steht das Individuum immer im Mittelpunkt, man diskutiert nur noch, um zu zeigen, dass man Recht hat“, so Wodarz. An der Schule erlebe sie gelegentlich, dass sich die Schüler gegenseitig mit rassistischen Schimpfwörtern beleidigen. Dagegen müsse man ankämpfen.
Als nächstes Projekt plane die SMV, an der Wand neben der Weltkarte eine Klebefolie mit den Ländernamen, aus denen die Schüler kommen, anzubringen. Außerdem wird das Austausch-Portfolio der Schule durch eine Wales-Fahrt für die neunte Klasse ergänzt, die von Vukovic mitinitiiert wurde.