Herr Gräfe, wie geht es dem Golfclub Rickenbach?

Ulf Gräfe: Sehr gut. Der Club hat aktuell 700 Mitglieder. 60 Prozent sind aus der Schweiz, 40 Prozent aus Deutschland. Das heißt, wir haben eine gute Balance. Der Golfclub ist insgesamt gut aufgestellt, verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur und einen der schönsten 18-Loch-Golfplätze in Südbaden.

Herr Eckert, Golf hängt seit jeher der Ruf an, ein elitärer Sport zu sein, der nur von der „besseren“ Gesellschaft betrieben wird. Stimmt das?

Simon Eckert: Stimmt nicht. Wir sind ein offener Club, es gibt keine Hürden. Wir sind nicht elitär und auch kein geschlossener Verein. Wir sind ein Sportverein, der jedem und jeder Interessierten Gelegenheit gibt, den Golfsport kennenzulernen. Natürlich muss man ein gewisses Equipment haben, aber das ist bei jeder Sportart der Fall.

Ulf Gräfe: Wir wollen den Einstieg für Jeden und Jede ermöglichen. Für Interessierte haben wir das passende Produkt. Wir bieten einen gestaffelten Einstieg an. So ist eine Probemitgliedschaft von einem Jahr für 698 Euro möglich. In der Zeit kann man sich mit dem Golfsport vertraut machen, man kann den Club kennen lernen und die gesamte Infrastruktur ohne Einschränkungen nutzen. Wir finden, dass ein Jahr ausreichend ist. Nach dem Probejahr gibt es verschiedene an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Mitgliedschaftsmodelle, wenn man im Club bleiben möchte.

Golf ist ein Sport für jede Generation. Aber wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?

Ulf Gräfe: Wir versuchen, bereits Kinder und die Jugendlichen für den Golfsport zu begeistern, das funktioniert gut. Dafür gibt es zum Beispiel Projekte mit den Schulen Rickenbach und Herrischried. In den letzten zwei Jahren hat der Club viele Jugendliche dazugewonnen, das hat eine erfreuliche Eigendynamik entwickelt.

Aus dem anfänglich kleinen Golfclub ist ein respektabler Arbeitgeber geworden. Inwiefern?

Ulf Gräfe: Wir haben sieben festangestellte Greenkepper (Platzpfleger), die 100 Hektar Land betreuen. Außerdem drei Mitarbeiterinnen in der Verwaltung, eine Mitarbeiterin für Arbeiten rund um das Clubhaus und einen Clubmanager, der den geschäftsführenden Vorstand vertritt. Die Gastronomie ist seit 14 Jahren in den Händen von Harald und Monika Scherer.

Apropos: Ist die Gastronomie nur den Clubmitgliedern vorbehalten?

Ulf Gräfe: Nein, denn das ist keine Club-, sondern eine öffentliche Gastronomie. Mit Herrn Scherer, unserem Pächter, ist es uns gelungen, unsere Gastronomie auch für die Rickenbacher Bevölkerung zu öffnen. Sein Betrieb ist sehr gut besucht. So haben wir es geschafft, Hürden und Vorurteile abzubauen.

Der Golfclub leistet einen Beitrag für die Landschaftspflege und Biodiversität. Wie sieht das konkret aus?

Ulf Gräfe: Der Golfplatz besteht aus über 100 Hektar Land, das entweder im Besitz des Clubs – das sind 80 Prozent – oder gepachtet ist. Davon sind circa 34 Hektar Spiel- und Funktionsfläche. Der Rest sind Naturwiesen und Waldstücke, die auch von uns bewirtschaftet werden. Wir beteiligen uns an dem Programm „Golf & Natur“ des Deutschen Golfverbands. Dieses bietet im Rahmen einer mehrjährigen Planung die Chance, die pflegerischen Gegebenheiten einer Golfanlage zu erfassen und in abgestuften Schritten zu verbessern. 2011 wurde der Golfclub Rickenbach mit dem Zertifikat „Golf & Natur“ in Bronze, 2017 in Silber ausgezeichnet.

Welche juristische Form hat der Golfclub?

Ulf Gräfe: Wir sind ein gemeinnütziger Verein, einer der wenig übrig geblieben im Golfsport in Deutschland. Ziel soll es sein, diese Gemeinnützigkeit auch in Zukunft beizubehalten.

Was gefällt Ihnen am Golfsport?

Simon Eckert: Mich fasziniert die Kombination aus Konzentration, Naturerlebnis und Geselligkeit. Golf ist eine sportliche Herausforderung und trotzdem eine Erholung. Bei dem Sport hat man locker mal acht Kilometer am Tag in den Beinen. Er fördert die seelische und körperliche Gesundheit.

Ulf Gräfe: Und es ist ein sehr guter Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Das bestätigen unsere Mitglieder: Ein Tag auf dem Golfplatz sei wie ein Tag Urlaub. Der Sport fordert mental, da ist kein Platz für Arbeit und Sorgen.

Welche Voraussetzung gibt es für Golf?

Simon Eckert: Eigentlich keine. Man kann auch im hohen Alter damit anfangen, sollte aber schon Spaß am Ball- und Outdoorsport haben.

Ulf Gräfe: Unser ältestes Mitglied ist über 90 Jahre alt und marschiert noch über den Platz.