Der Blackout am 27. April hat jedermann drastisch die Wichtigkeit und Verletzlichkeit der Stromversorgungsinfrastruktur vor Augen geführt: Millionen Menschen waren in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs bis zu zehn Stunden lang ohne elektrische Energie. Alltägliche Dinge funktionierten nicht mehr. Der wirtschaftliche Schaden wird auf bis zu 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Mehrere Menschen verloren in Folge des Blackouts ihr Leben.

Zwar lange vorher terminiert, dann aber zwei Tage nach dem massiven Stromausfall in Südeuropa hielten im Kavernenkraftwerk Wehr die beiden größten Energieunternehmen am Hochrhein, Schluchseewerk und Naturenergie Netze, gemeinsam eine Übung ab. Deren Ziel war, durch bestmögliche Vorbereitung auf den Ernstfall eine sichere Stromversorgung zu ermöglichen. Ernstfall bedeutete hier konkret ein Brand in einem der von der Schluchseewerk am Hochrhein, im Hotzenwald und im Südschwarzwald betriebenen Kraftwerksanlagen.

Zwei Feuerwehrleute der Schluchseewerk legen vor der Übung ihre Atemschutzgeräte an. Ausbilder Meik Römer, beschäftigt bei Naturenergie ...
Zwei Feuerwehrleute der Schluchseewerk legen vor der Übung ihre Atemschutzgeräte an. Ausbilder Meik Römer, beschäftigt bei Naturenergie Netze und Feuerwehrkommandant in Laufenburg, hat ein Auge darauf. | Bild: Vonberg, Markus

Überall wo Starkstrom im Spiel ist, ist Brandschutz ein besonders wichtiges und sensibles Thema. Rund 2,2 Milliarden Kilowattstunden Strom speichert die Schluchseewerk jährlich in den Becken auf dem Hornberg und dem Eggberg sowie an Schwarza und Mettma, rund 1,9 Milliarden Kilowattstunden erzeugen Maschinen an Strom und speisen sie ins 110-Kilovolt-Übertragungsnetz ein.

Die Schluchseewerk betreibt fünf Pumpspeicherkraftwerke in der Region

„In unseren fünf Pumpspeichern treffen gewaltige Stromflüsse an vielen Stellen zusammen“, sagt denn auch Bodo Mayer, Vorstand Technik der Schluchseewerk AG. Entsprechend höchste Priorität hätten Brandschutz und Arbeitssicherheit bei dem Unternehmen, dessen Leistung zur kritischen Infrastruktur zählt. Erstmals arbeitete die Schluchseewerk bei der Vorbereitung auf etwaige Brandfälle mit der Naturenergie Netze zusammen. Mayer sieht dies „als Startschuss einer wichtigen Kooperation auch im Hinblick auf die gegenseitige Unterstützung bei der Krisenprävention“.

Atemschutzträger löschen im Übungscontainer entzündeten Brandrauch Video: Vonberg, Markus

Konkret stellte Naturenergie der Schluchseewerk diese Woche seine mobile Brandübungsanlage zur Verfügung. Normalerweise können hier Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren aus fünf von Naturenergie mit Strom versorgten südbadischen Landkreisen unter realistischen Bedingungen üben, wie sie ihnen unbekannte brennende Gebäude betreten, daraus Personen retten und Brände bekämpfen können. Erstmals probten hier nun 52 Mitarbeiter des Schluchseewerks.

Im Ernstfall „Wegweiser“ für die örtlichen Feuerwehren

Es handelte sich allesamt um Mitglieder freiwilliger Feuerwehren, die beim Schluchseewerk arbeiten und dessen Werksfeuerwehr bilden. Im Ernstfall sollen die ausgebildeten Atemschutzgeräteträger den örtlichen Feuerwehren bei einem Einsatz als Wegweiser in den weitverzweigten Anlagen des Schluchseewerks dienen. Zwar üben an allen Standorten des Energieversorgers die örtlichen Feuerwehren regelmäßig den Ernstfall. Doch wer die Anlagen durch seine tägliche Arbeit kenne, bewege sich darin natürlich sehr viel sicherer, sagt Matthias Schmidt, der Brandschutzbeauftragte der Schluchseewerk.

Ihre beiden Unternehmen arbeiten beim Brandschutz zusammen (von links): Markus Linder (Leiter Dienstleistungen der Naturenergie Netze), ...
Ihre beiden Unternehmen arbeiten beim Brandschutz zusammen (von links): Markus Linder (Leiter Dienstleistungen der Naturenergie Netze), Bodo Mayer (Vorstand Technik der Schluchseewerk), Meik Römer (Feuerwehrausbilder der Naturenergie), Raimund Ueckert (stellvertretender Brandschutzbeauftrgter der Schluchseewerk), Matthias Schmidt (Brandschutzbeauftragter der Schluchseewerk). | Bild: Vonberg, Markus

Das Unternehmen nimmt für sich in Anspruch, den Brandschutz besonders ernst zu nehmen. Deshalb sei es in der Vergangenheit nur selten zu Vorfällen gekommen, so Schmidt. Zuletzt hätten vergangenes Jahr im April im Kraftwerk Witznau Teile einer Lüftungsanlage gebrannt. Das Feuer habe vor Eintreffen der alarmierten Feuerwehr gelöscht werden können. Den letzten größeren Brandfall datiert Unternehmenssprecher Peter Steinbeck auf die 60er Jahre, im Kraftwerk Säckingen kurz nach dessen Inbetriebnahme.

In der mobilen Brandübungsanlage der Naturenergie Netze werden Ernstfälle simuliert, auf die Atemschutzträger der Feuerwehr bei jedem ...
In der mobilen Brandübungsanlage der Naturenergie Netze werden Ernstfälle simuliert, auf die Atemschutzträger der Feuerwehr bei jedem Einsatz vorbereitet sein müssen. | Bild: Naturenergie Netze

Damit sich solche Vorfälle nicht wiederholten, sei in den vergangenen Jahrzehnten auch der bauliche und technische Brandschutz in den Anlagen des Schluchseewerks stets verbessert worden, sagt Schmidt. Für interne und externe Mitarbeiter sei eine rund um die Uhr besetzte Leitstelle eingerichtet worden, die im Ernstfall alarmiert werden könne. Hinzu kämen kontinuierliche Schulungen der Mitarbeiter. Hierzu zähle jetzt neu die Probe in der mobilen Brandübungsanlage der Naturenergie.

Bis zu 30 Kilogramm wiegen Montur und Ausrüstung eines Atemschutzträgers.
Bis zu 30 Kilogramm wiegen Montur und Ausrüstung eines Atemschutzträgers. | Bild: Vonberg, Markus

Bei der Anlage handelt es sich im Prinzip um einen 20 Quadratmeter großen mit offenem Feuer betriebenen Backofen. Bei Temperaturen von bis zu 600 Grad können die Atemschutzgeräteträger mit ihrer etwa 30 Kilo schweren Montur und Ausrüstung sich in Hitze, Rauch und Enge in verschiedenen Szenarien erproben. Erfahrene Feuerwehrleute und Naturenergie-Mitarbeiter besprechen die Übung dann im Anschluss.

Schluchseewerk und Naturenergie arbeiten zusammen

„Das ist für beide Seiten ein Mehrwert“, sagt Markus Lindner, bei Naturenergie Netze Leiter der Dienstleistungen. Denn beide Unternehmen unterhielten an mehreren Orten gemeinsam Einrichtungen, in Häusern beispielsweise die Schluchseewerk ein Kraftwerk, die Naturenergie Netze ein Umspannwerk. Im Ernstfall müsse also eng zusammengearbeitet werden.

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