Langeweile kennt Elmar Werner nicht. Obwohl der frühere Grund- und Hauptschullehrer seit 15 Jahren im Ruhestand ist, führt er ein erfülltes Leben. Wozu auch die Bücherei in Rickenbach beiträgt. Elmar Werner (78) leitet sie mit gewohntem Engagement und hat sich auch von der Corona-Pandemie nicht ausbremsen lassen. „Corona war kein Problem“, erklärt er, „die Bücherei war immer geöffnet, auch in den Ferien“. Die Bücher wurden durchs Fenster entgegengenommen und herausgegeben.
Elmar Werner hält der Bücherei seit mehr als 50 Jahren die Stange. Wobei: Die erste Bücherei, mit der er sich beschäftigte, befand sich in Hottingen, wo er als Alleinlehrer und „Zwergenschulleiter“ anfangs der 1970er Jahre tätig war. Am 11. März 1971 übernahm er die Bücherei in Hottingen von Helmut Birsner. Dieser hatte einen Grundstock von rund 60 Büchern im Untergeschoss des Hottinger Schulgebäudes gelegt, in einem von ihm bemalten Schrank. Auch Rickenbach und Hütten hatte damals ihre eigenen Bücherein. Als in Rickenbach die Grund- und Hauptschule neu gebaut wurde, entstand dort eine zentrale Bücherei mit neuem Mobiliar.
Elmar Werner übernahm deren Leitung. „Die Bücherei war Sache der Lehrer“, erklärt er, „von Lehrern wurde erwartet, dass sie das kulturelle Leben betreuen“. Mit der Schule traf er die Vereinbarung, dass Klassen während des Unterrichts die Bücherei benützen dürfen. Im Laufe der Jahre wuchs die Bücherei an. Aus anfänglich 100 Büchern wurde ein Bestand von rund 4000 Büchern. Fast die Hälfte davon überließen Privatpersonen der Bücherei, den Rest kaufte Elmar Werner mit einem Etat der Gemeinde Rickenbach. Zur Finanzierung tragen auch Spenden von Leuten bei, die es zu schätzen wissen, dass für den Verleih der Bücher keine Gebühren erhoben werden. Die Entscheidung, welche Bücher angeschafft werden, fällt Werner aufgrund von Besprechungen. Früher informierte er sich an der staatlichen Fachstelle für das Büchereiwesen in Freiburg. Doch seit es sie nicht mehr gibt, nimmt er die Sache selber in die Hand. „Ich schaffe jedes Jahr 70 bis 80 neue Bücher an“, berichtet er. Im Gegenzug scheiden andere Bücher, nach denen nicht mehr gefragt wird, aus.
Lesungen in der Bücherei
Elmar Werner fand immer Wege, für die Bücherei zu werben, indem er bekannte Schriftsteller zu Lesungen einlud. Arnold Stadler war schon in Rickenbach zu Gast, Hugo Rendler, Gerold Späth, Wolfgang Schorlau, Petra Gabriel, mit Ruedi Suter und Hansjörg Schneider auch zwei Schweizer. Qualität ist ihm wichtig und hat ihm einen guten Stamm an Lesern beschert. Die Pandemie hat das Verhalten der Leserschaft ein wenig verändert. „Die Leute holen einen Stapel Bücher und kommen zwei Monate später wieder“, berichtet Elmar Werner, „das heißt, es werden viele Bücher an eine überschaubare Zahl Leser ausgeliehen“. Wie lange Elmar Werner die Bücherei leitet, weiß er selbst nicht. Nur eines weiß er: „Es gibt keine Konkurrenzkämpfe um die Nachfolge.“