Rickenbach Seit einem Jahr gibt es in Rickenbach die Möglichkeit einer Bestattung direkt im Wald. Im Ruheforst, einem großen Waldstück zwischen Egg und Willaringen, können Menschen am Ende ihres Lebens mitten in einem schönen Mischwald den würdevollen Ort für die letzte Ruhe finden.

Ein Jahr seit der Eröffnung sind noch lange nicht alle Plätze auf dem rund drei Hektar großen Areal belegt, jedoch ist das Interesse an dieser Art der Bestattung und die Nachfrage nach einem Urnenplatz direkt in der Natur groß, wie die Ruheforst-Mitarbeiterinnen, Kathrin Waßmer und Anna Matalqah, bei einem Gang durch den Bestattungswald berichten. Viele Menschen fühlen sich zu Lebzeiten mit der Natur und dem Wald verbunden. Der Wunsch, am Ende des Lebens an einer schönen Stelle im Grünen die letzte Ruhe zu finden, werde immer beliebter, betonen sie.

Als Begräbnisorte kommen verschiedene Naturelemente wie Bäume, aber auch Findlinge oder Wurzelstümpfe infrage. Die ausgewählten Bäume sind vor Abholzung geschützt, sie dürfen altern. Die Asche des Verstorbenen geht in den Kreislauf der Natur über und wird so wieder zum Lebensraum. Die Grabpflege übernimmt die Natur und der Besuch der Hinterbliebenen am Grab wird zum Waldbesuch. Er ist immer offen für Spaziergänger.

Der Ruheforst ist dadurch Waldfriedhof und Lebensraum zugleich. Die Gestaltung der Trauerfeier obliegt den Hinterbliebenen, wenn sie nicht schon im Vorfeld festgelegt wurde. Auf dem Gelände des Waldfriedhofs in Rickenbach gibt es eine Andachtsstelle, die für Trauerfeierlichkeiten unter freiem Himmel genutzt werden kann. Eine Andacht kann jedoch auch direkt am Grab erfolgen. Es sei geplant, demnächst eine zweite, kleinere Andachtsstelle einzurichten, die an heißen Tagen mehr Schatten biete, erklären Kathrin Waßmer und Anna Matalqah. Bereits eingerichtet wurde in diesem Jahr ein besonderes Biotop für Sternenkinder – Babys, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind – und zu früh gegangene Kinder. Das Regenbogen-Biotop steht Eltern solcher Kinder unentgeltlich zur Verfügung. Es wird lediglich das Beisetzungsentgelt berechnet. „Immer mehr Menschen nutzen noch zu Lebzeiten die Möglichkeit, ihre letzte Ruhestätte im Bestattungswald auszusuchen und zu erwerben“, berichtet Anna Matalqah. Bei einer öffentlichen Führung oder bei einem individuellen Termin vor Ort wird über die Gegebenheiten und die Möglichkeiten einer Urnenbestattung im Wald informiert. Der Platz für das Grab kann bereits zu Lebzeiten erworben werden und bleibt bis zu 99 Jahre erhalten. Die nächsten kostenlosen Führungen durch den Ruheforst finden am Samstag, 6. September, 10 Uhr, und am Dienstag, 30. September, 15 Uhr, statt. Treffpunkt ist die Infotafel am Parkplatz vor dem Eingangsbereich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.