Gerald Nill

„Wenn es früher kritisch wurde, dann hieß es bei uns: ‚Lass uns den Hinterhag aufbauen‘“, berichtet Bruno Schmidt, Bürgermeister von Häg-Ehrsberg.

Das Höhendorf oberhalb Mambach im Wiesental sei offenbar gut gefahren mit der Abschottung, so seine Einschätzung. Wenn jetzt in der Corona-Krise Bürger zu ihm kommen und schmunzelnd raten „Wir richten den Zaun wieder im Hinterhag auf“, dann sei das natürlich nur als Scherz zu verstehen. Denn auch Häg-Ehrsberg kann und will sich nicht der globalisierten Welt verschließen. Bürger aus dem Dorf haben ihren Arbeitsplatz auswärts, andererseits pendeln Beschäftigte ein. Früher sei die Abschottung jedoch ein geeignetes Mittel zur Abwehr von allen möglichen Gefahren gewesen, nicht nur kriegerischen Handlungen, sondern auch zur Vermeidung von Seuchen wie der Pest, die noch vor rund vier Jahrhunderten wütete. „Es gab bei uns keine Pest-Toten“, weiß Bruno Schmidt. Man hatte rechtzeitig wieder ein Bollwerk im Hinterhag errichtet.

Wie der Wall genau aussah, sei nicht überliefert, vermutlich aber war es wie andernorts auch ein Verhau aus gefällten Bäumen, der mit Geäst undurchdringbar verstrickt wurde. Schriftliche Aufzeichnungen mit Details über den Verhau von einst lägen im Dorf nicht mehr vor. Damals gehörte der Ort zum Stift St. Blasen. Möglich, dass dort in den Aufzeichnungen der Chronik etwas über den Hinterhag zu finden sei. Die Informationen im Ort rührten von mündlichen Überlieferungen her, die ihm auch die Großeltern erzählt hätten, so Bruno Schmidt weiter. Einwohner also, die im ausgehenden 19. Jahrhundert geboren wurden.

Damals und eigentlich bis in die 1960er Jahre seien die Menschen im Schwarzwald noch Selbstversorger gewesen, die alles zum Leben Notwendige selbst auf dem Hof vorhielten oder anbauten. So hatten die Eltern des Bürgermeisters die Landwirtschaft auch noch im Nebenerwerb mit der Dreifruchtfolge, Roggen, Weizen und Hafer, sowie eigenen Kartoffeln.

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„Bei uns gab es ja auch noch zwei Getreidemühlen“, sagt Schmidt, die eine beim Abzweig nach Häg bei der Gaststätte „Zum Sternen“ sowie die Husarenmühle, die erst durch einen Umbau des Hofes verschwand. Inwieweit also Gerüchte zutreffen, dass die Bewohner im Tal die Höhendörfler mit Lebensnotwendigen versorgt hätten, entzieht sich der Kenntnis des Bürgermeisters. „Das können eigentlich nur Luxusgüter gewesen sein“, meint er. Soweit zur Geschichte von Häg-Ehrsberg in Zeiten von Corona, die eben in der globalisierten Welt nicht am Ortsschild von Häg Halt macht. „Wir haben hier auch zwei Corona-Fälle“, sagt der Bürgermeister. Beide Bewohner seien auswärts beschäftigt. Jetzt befänden sie sich in häuslicher Quarantäne. Der Wunsch des Bürgermeisters: Dass die Pandemie hier glimpflich verlaufen möge mit geringen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Situation der Wirtschaft.