Im April des vergangenen Jahres drohte dem Wisent-Gehege in Gersbach schon einmal das Ende. Jürgen Pflüger, der ehemalige Besitzer der Herde, gab damals bekannt, dass er die Pflege der Tiere nicht mehr weiterführen will, ihm das alles zu bürokratisch geworden sei.

Man suchte verzweifelt nach einem Nachfolger. Daraufhin meldete sich ein junges Paar aus einem Vorort Gersbachs und erklärte sich bereit, die Pflege der Tiere zu übernehmen. Jetzt, ein gutes Jahr später, steht es erneut schlecht um die Tiere. Jedoch aus einem anderen Grund.

Anschuldigungen gegenüber Pächter-Paar

In der jüngsten Sitzung des Gersbacher Ortschaftsrates zeigte sich eine Bürgerin sehr aufgebracht und berichtete von einigen massiven Missständen bezüglich der Tiere und des Geheges.

Es seien im vergangenen Jahr fünf der sieben Tiere qualvoll verendet, das Heu der Tiere sei verschimmelt, und der Stall sei in einem sehr unhygienischen und ungepflegten Zustand. Die Bürgerin sagte außerdem, dass damit ein Lebenswerk des Vorbesitzers „an die Wand gefahren“ worden sei.

Pächter weisen Kritik zurück

Auf Nachfrage weist das Pächter-Paar die Anschuldigungen zurück. Es fühlt sich vonseiten einiger Tierärzte im Stich gelassen, weil diese in Notsituationen nicht bereit gewesen seien zu helfen, da das Betreten des Geheges zu gefährlich sei. Auch vonseiten der Stadt Schopfheim, die auf mehrere Anfragen wegen einer Besichtigung des kaputten Zauns nicht reagiert habe, vermisst das Paar Unterstützung.

Hinzu komme, dass nach Aussagen sowohl die Stadt als auch das Landratsamt beziehungsweise Veterinäramt das Wisent-Gehege nicht mehr für tragfähig hielten und sich für eine Abschaffung des Geheges aussprächen. Die Tiere seien aber nicht verhungert, und es sei zu jeder Zeit genügend Futter vorhanden gewesen.

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Was das verschimmelte Heu anbelangt, erklärt das Paar, das Heu sei in einem Außenlager gelagert worden. Es sei von ihnen mehrmals mit verschiedenen Materialien abgedeckt worden, jedoch sei diese Abdeckung immer wieder entfernt worden. Dies weist für das Paar auf Fremdeinwirkung hin. Als erfahrene Landwirte sei es dem Pächterpaar klar, dass dieses Futter für die Tiere unbrauchbar ist und bei Verzehr zu schlimmen Erkrankungen führen kann. Dieses Futter sei niemals den Tieren gegeben worden.

Die Kommunikation mit dem Vorbesitzer sei nach Missverständnissen abgebrochen worden, und es habe kein Kontakt mehr bestanden. Jürgen Pflüger wiederum ist enttäuscht, sein Vertrauen in das Paar sei missbraucht worden – was ihn dazu veranlasst habe, die Schenkung der Tiere zurückzunehmen. Er berichtete von einer stets reibungslosen Zusammenarbeit sowohl mit Tierärzten als auch mit der Stadt Schopfheim.

Nach Einschätzung Pflügers entspricht keine der Rechtfertigungen des Pächterpaares der Wahrheit. Er selbst habe zwei der Tiere tot aufgefunden. Nach Betrachtung der Kadaver und der noch lebenden Tiere stehe für ihn fest, dass die Tiere verhungert seien. Die zwei noch verbleibenden Wisente befinden sich in einem laut Pflüger erschreckenden Zustand.

Früherer Besitzer will Tiere vorerst wieder pflegen

Ob die Tiere überleben werden, sei aufgrund eines extremen Wurmbefalls derzeit fraglich. Pflüger wolle sich wieder um die Tiere kümmern, bis eindeutig klar sei, wie es weitergeht. Mehrmals betonte er, dass er den Pächtern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden habe, jedoch seien sämtliche Ratschläge abgetan worden.

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