Vieles aus den Anfangsjahren der Freiwilligen Feuerwehren in der Region ist bekannt, aber längst nicht alles. Im Sommer entdeckten die Eigentümer eines alten Hauses im Menzenschwander Vorderdorf bei Renovierungsarbeiten einige Dokumente aus den Jahren 1881 bis 1889 – darin geht es um freiwillige Wehren vom Hochschwarzwald bis zum Hochrhein. Der Menzenschwander Ortschronist Michael Ehlert sichtete diese Unterlagen und wertete sie aus.
Unterlagen in gutem Zustand
Die Renovierungsarbeiten im ehemaligen Haus Wochner/Spitz an der Vorderdorfstraße förderten die Unterlagen zu den Freiwilligen Feuerwehren in der Region aus den Jahren 1881 bis 1889 zu Tage. Die Unterlagen waren zusammengerollt und in einem guten Zustand, einige der Dokumente seien allerdings von Mäusen angenagt worden, berichtet Ehlert.
Unter diesen Schriftstücken befinden sich unter anderem die Statuten des damaligen Kreisfeuerwehrverbandes Waldshut (KFV), dessen Gründungsdatum nicht bekannt ist, Protokolle von Tagungen und Delegiertenversammlungen des Verbandes sowie Einladungen und Plakate zu Jubiläumsfeiern.
In Sütterlinschrift verfasst
Die Dokumente sind teils noch handgeschrieben in Sütterlinschrift, teilweise wurden sie mittels Matrizen vervielfältigt. Ein Plakat mit einer Einladung zu einem Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Todtnau ist auf Papier gedruckt, das dünner ist als Zeitungspapier. Wie die Unterlagen in das Haus kamen, sei nicht nachvollziehbar, sagt Michael Ehlert.
Zu den Wehren des damaligen Kreisfeuerwehrverbandes gehören im Jahr 1882 ausweislich des Protokolls der Tagung des KFV Waldshut aus demselben Jahr die Wehren aus Dangstetten, Grafenhausen, Murg, St. Blasien, Stühlingen, Ewattingen, Menzenschwand, Säckingen, Waldshut, Bettmaringen, Bonndorf, Hütten, Nollingen, (heute Landkreis Lörrach) und Oberschwörstadt (heute ebenfalls Landkreis Lörrach). Genannt sind in diesem Protokoll nur die Freiwilligen Feuerwehren, daneben existierten noch die sogenannten Feuerlösch-Mannschaften, erklärte Ehlert.
Im Protokoll der Tagung des KFV aus dem Jahr 1883 ist die Aufnahme der Feuerwehr Schwarzhalden (der bis 1911 existierende Ort gehört heute zu Schönenbach, Gemeinde Schluchsee) verzeichnet. 1886 wurde bei der Delegiertenversammlung des KFV bekannt gegeben, dass „die Feuerwehr Schwarzhalden in Zukunft Feuerwehr Blasiwald-Schwarzhalden genannt sein will“.
Seit 1885 gehörte auch die Schluchseer Wehr dem Verband an. Einige der Ende des 19. Jahrhunderts zu dem KFV Waldshut zählenden Feuerwehren gehören heute zu anderen Landkreisen und deren Kreisfeuerwehrverbänden, erklärt Ehlert.
Anreise ohne Automobil
Die Dokumente berichten auch von Schwierigkeiten, die Tagungen und Delegiertenversammlungen des Verbandes zu erreichen in einer Zeit, in der es noch keine Automobile gab. So meldeten sich die Delegierten aus Oberschwörstadt und Hütten (heute Teil der Gemeinde Rickenbach) 1885 erst nach Beendigung der Verbandstagung des KFV in Bonndorf und erklärten: „Wir gingen heute früh mit dem ersten Zug von zu Haus ab, aber die Post erreichte Bonndorf erst gegen 12 Uhr, wir bitten um Nachsicht“. Die Vertreter aus Hütten und Oberschwörstadt nahmen wahrscheinlich die Bahnverbindung von Basel nach Waldshut, dann ging es weiter mit der Postkutsche nach Bonndorf, vermutet Ehlert.
Funde kommen ins Archiv
Ein Jahr nachdem die Delegierten aus Hütten die Versammlung verpasst hatten, stellte die Hüttener Feuerwehr den Antrag, „man möchte künftig die Stunde der Delegierten-Versammlung so bestimmen, dass es jedem Delegierten möglich gemacht wird, an einem Tag hin und zurückzukommen“. Ein weiterer Hinweis auf die Topografie ist in den Statuten des KFV zu finden, in denen es heißt: „Alle zwei Jahre findet Verbandtag & im Zwischenjahre Delegiertentag statt, welche abwechslungsweise an der zur Bahn & im Gebirge gelegenen Orten abgehalten werden“. Man entsprach damit einem Antrag der St. Blasier Wehr. Die aufgefundenen Dokumente bewahrt der Abteilungskommandant der Menzenschwander Feuerwehr, Andreas Spitz, auf, sie sollen später ins Archiv überführt werden.