Sebastian Barthmes

Etliche Projekte werden oder wurden bereits im Rahmen des Biosphärengebiets entwickelt, nun soll auch ein Rahmenkonzept erarbeitet werden, das die Leitlinien der Entwicklung des Biosphärengebiets Schwarzwald enthalten wird. Mit einer öffentlichen Veranstaltung hat die Arbeit im Festsaal des Kollegs St. Blasien begonnen.

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Auf der Grundlage dieses Konzepts, das die Entwicklung in den kommenden acht bis zehn Jahren beschreiben soll, werde dann auch die Unesco die Arbeit und die Entwicklung beurteilen, sagte Regierungsvizepräsident Klemens Ficht. An der Entwicklung des Rahmenkonzeptes solle sich die „Bürgerschaft aktiv einbringen“, fügte er an. Es sei wichtig, dass dieser Leitfaden „aus dem Herzen heraus“, von den Bürgern entwickelt werde, sagte St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst. Die Menschen, die in und von der Region leben, müssten respektiert werden.

Erste Beteiligungswoche im Oktober

Durch das Rahmenkonzept werde das Arbeitsprogramm klar und transparent, sagte Andrea Hartz von der Agentur AGL aus Saarbrücken, die den Abend moderierte. Sie stellte den Aufbau (Bestandsanalyse, Leitbilder und Ziele, Projekte) des Konzeptes und auch die nächsten Schritte vor. Zur ersten Beteiligungsphase gehören diese Auftaktveranstaltung und eine erste Beteiligungswoche vom 8. bis 10. Oktober. In der Zeit wird der Biosphären-Infobus in mehreren Gemeinden zu Gast sein. Er soll über das Biosphärengebiet und das Rahmenkonzept informieren sowie zum Mitmachen motivieren. Am Abend werde es jeweils einen Bürgerabend für den „vertiefenden Austausch zu wichtigen Themen, Handlungsbedarfen und Potenzialen des Biosphärengebiets“ geben.

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Mit einer ersten Themenwerkstatt am 12. November endet die erste Phase. Verschiedene Zielgruppen sollen dann im März 2020 an einem Tisch zusammenkommen, um miteinander zu diskutieren. Die Jugendbeteiligung steht dann im Frühjahr auf dem Programm, eine zweite Themenwerkstatt und auch eine weitere Beteiligungswoche sind vorgesehen, bis das Konzept im Sommer steht.

Stärken und Schwächen

Lena Maly-Wischhof aus Ingolstadt präsentierte die Ergebnisse einer Stärken-Schwäche-Analyse in den Themenbereichen Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Wirtschaft, Tourismus, Jugend und Gemeinde. Später konnten die Anwesenden Anregungen zu diesen Themenbereichen geben und miteinander diskutieren.

Vertreter verschiedener Interessensgruppen berichteten von ihren Erwartungen und von anstehenden Herausforderungen.
Vertreter verschiedener Interessensgruppen berichteten von ihren Erwartungen und von anstehenden Herausforderungen. | Bild: Sebastian Barthmes

In einem kurzen Podiumsgespräch sagten Vertreter verschiedener Interessensgruppen, was sie vom Biosphärengebiet erwarten, welche Herausforderungen aus ihrer Sicht angenommen werden müssten. Clemens Speicher (Vertreter des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands) aus Ibach berichtete von den Sorgen der Landwirtschaft. Viele junge Menschen wenden sich von der Landwirtschaft ab, weil das wirtschaftliche Risiko zu groß geworden sei. Vom Biosphärengebiet erhofft er sich Unterstützung.

Den Bauern muss geholfen werden

Sigrid Meineke vom BUND betonte, dass hier Naturschutz den Schutz einer Kulturlandschaft bedeute. Die Besonderheit des Biosphärengebietes könne nur bewahrt werden, wenn es gelinge, die vielen kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu erhalten. Den Bauern müsse deshalb geholfen werden. Brigitte Böhni aus dem Kleinen Wiesental ist selbst im Tourismus und in der Landwirtschaft tätig. Beherbergungsbetriebe hätten mit der Schnelllebigkeit zu kämpfen – Zimmer werden immer kurzfristiger und auch nur für wenige Tage gebucht, sagte sie. Sie erhoffe sich vom Biosphärengebiet eine Vernetzung, um Ideen besser entwickeln zu können.

Andreas Wiesler vom Unternehmen Holzbau Bruno Kaiser aus Bernau sagte, das Biosphärengebiet sei kein Allheilmittel, aber es biete die Chance Vieles in Bewegung zu setzen. Mehrere Anwesende sagten, dass bei vielen Bürgern immer noch die Befürchtung vorherrsche, das Biosphärengebiet wurde weitere Einschränkungen nach sich ziehen.

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Eine Frau sagte, sie wolle mitarbeiten, allerdings nur, wenn die Arbeit nicht umsonst sei. Stehe Geld zur Verfügung, um Ideen zu verwirklichen, wollte sie wissen. Das Land stelle Mittel bereit, sagte der Geschäftsführer des Biosphärengebiets, Walter Kemkes. Etliche Projekte seien so schon umgesetzt worden. Man suche jeweils nach passenden Fördertöpfen, sagte er.

Von irritierten engagierten Menschen berichtete Wolfgang Endres aus St. Blasien. Angekündigt worden sei wieder eine Auftaktveranstaltung, sagte er. Er hatte mit weiteren Engagierten nach einer Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr an einem konkreten Projekt gearbeitet. Etliche Mitstreiter würden sich nicht ernstgenommen fühlen, die Arbeit werde nicht wahrgenommen.

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Jörg Gantzer vom Landratsamt Waldshut reagierte: Das von Endres genannte Beispiel sei ein Projekt im Landkreis und die Arbeit gehe nicht verloren. Klemens Ficht stellte klar, dass die Ergebnisse der genannten Projektgruppe auch in das Rahmenkonzept einfließen werden. Allerdings machte er ein Kommunikationsdefizit aus – man werde in Zukunft besser miteinander reden müssen, sagte der Regierungsvizepräsident.