Karin Steinebrunner

Auch bei diesen Domfestspielen wirkt, wie bereits bei Vorgängerstücken in der Vergangenheit, eine Gruppe von Tänzerinnen mit. Im ersten Teil der „Säulen der Hoffnung“ stellen die Feuertänzerinnen das Zerstörerische der Flammen dar, einmal als kurze Improvisation beim Brand, den der Fürstabt als kleines Kind in seiner Vaterstadt Horb erlebt, dann bei der verheerenden Brandkatastrophe in St. Blasien selbst.

Wie der Phoenix aus der Asche

Im zweiten Teil erwächst aus Schutt und Asche die Vision des Wiederaufbaus, die sie in ihrem Tanz ebenfalls zur Darstellung bringen können im Vorgriff auf die Baukommission, die diese Vision dann in die konkrete Planung überführt.

„Vor zehn Jahren waren die Feuertänzerinnen auch schon bei den Domfestspielen aktiv“, erklärt Tanzpädagogin Christine Freitag, die für die Einstudierung der Tänze verantwortlich zeichnet, unterstützt durch Heike Wagner. Zunächst schien es so, als könnte die Gruppe von damals ihren Auftritt mehr oder weniger reaktivieren.

Wöchentliches Training über ein Jahr

Nun indes ist aus mehreren Gründen etwas ganz Neues entstanden. Einmal fühlen sich einige Tänzerinnen, die vor zehn Jahren aktiv waren, einfach körperlich nicht mehr in der Verfassung, den Auftritt erneut zu meistern. Von den jungen Interessenten mussten einige ihren Plan der Mitwirkung aus Termingründen wieder fallen lassen, denn die Gruppe hatte für ihre Performance eine lange Vorlaufzeit.

„Mir war es wichtig, dass alle Mitwirkenden über ein Jahr hinweg ihr wöchentliches Training absolvieren können“, erläutert Christine Freitag. Die Voraussetzungen derer, die sich engagieren wollten, seien schließlich ganz unterschiedlich, und sie finde es gerade bei diesem Projekt wichtig und schön, dass jede Interessentin die Chance zur Mitwirkung erhalte. Letztlich sei mit aktuell 17 Tänzerinnen eine ganz tolle Truppe zusammen gekommen, mit der das Training richtig Spaß mache und wo jede ihre Ideen auch aktiv einbringen könne.

Beide Tänze, sowohl der Feuertanz als auch der Schutt- und Aschetanz, sind im Endeffekt komplett neu, schon allein deshalb, weil sie auf einer Eigenkomposition von Michael Neymeyer beruhen, was eine ganz individuell abgestimmte Gestaltung ermöglicht habe. Beim Feuertanz habe sie aufgrund der gegenüber vor zehn Jahren reduzierten Gruppenstärke raumgreifender arbeiten müssen. Außerdem lasse sich der Kontext nicht vergleichen, zumal beim Schutt und Aschetanz, der eben gerade nicht den Fokus auf die Gegenwart der Zerstörung, sondern auf die Vision des Neubaus und damit auf die Hoffnung, auf die Zukunft lege.

Alle Gruppenmitglieder gestalten gemeinsam beide Tänze, sowohl die erfahrenen Tänzerinnen als auch diejenigen, die sich erstmals ihren Traum zu tanzen erfüllt oder ihre Leidenschaft zum Tanzen erst neu entdeckt haben. „Das Ergebnis soll einerseits professionell sein, aber auch Anfängerinnen die Chance bieten, sich ihren Möglichkeiten entsprechend einzubringen“, meint Christine Freitag.

Fokus auf dem individuellen Ausdruck

Ihr gefällt es, dass sie bei diesem Projekt ihre Überzeugung verwirklichen kann, dass zu einer guten Performance immer neben der in den Körper übergegangenen Choreografie auch der individuelle Ausdruck gehört. „Für mich ist zunächst die Entwicklung der projektorientierten Choreografie spannend, aber dann auch zu sehen, wie jede Einzelne mit ihrem Engagement ein individuelles Ausdrucksmoment hinzugibt“, sagt sie. Wenn der Ablauf erst einmal im Körper präsent ist, lässt sich die Technik mit Ausdruck kombinieren, und da entwickeln nach ihrer Erfahrung gerade oft Neulinge einen erstaunlichen Mut zum Eigenen, indem sie bei der Konkretisierung die vorgegebenen Abläufe mit eigenem Ausdruck erfüllen. „Am vergangenen Donnerstag haben wir aufgrund der Videoaufnahmen vor Ort letzte Änderungen eingebaut, um den speziellen Effekt der Domkulisse zur Geltung zu bringen, jetzt kann sich alles noch in den letzten Proben bis zur Aufführung setzen“, meint Christine Freitag zuversichtlich.