Das Interesse an den Themen der Stadt ist groß. Bei der Bürgerversammlung im Kursaal mussten kurzfristig noch weitere Stühle gerichtet werden, um allen Besuchern Platz zu bieten. Bürgermeister Adrian Probst gab einen Überblick über wichtige Projekte. Die Black Forest Jazzband sorgte für eine lockere Atmosphäre.
Viele Projekte sollen in St. Blasien verwirklicht werden und „viele Fragen brennen unter den Nägeln“, sagte Bürgermeister Adrian Probst. Eine geeignete Plattform für den Austausch zwischen Verwaltung und Bürgern gebe bislang nicht. Deshalb habe er zur ersten Bürgerversammlung seit Jahren eingeladen.
Ohne Fördergelder geht wenig
Die vielen Vorhaben funktionieren aber nur, wenn die Stadt Fördergleder erhalte, erläuterte der Bürgermeister. Und es könnten auch nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen. Die benötigte Sport- und Mehrzweckhalle sei „aktuell geparkt“, antwortete Probst auf eine Frage zu dem Projekt, das auch für die Fürstabt-Gerbert-Schule von großer Bedeutung ist.
Nun gehe es darum, den Hallenentwurf so zu verändern, dass er „baubar wird“. Ohne Umplanung werde der Hallenbau zusammen mit der Erweiterung der Grundschule – Probst nannte Kosten von 13 bis 15 Millionen Euro – nicht möglich werden.
Der Lidel-Markt
Mit einem Puzzle verglich der Bürgermeister mehrere große Projekte, deren Verwirklichung miteinander verzahnt sind: Der Lidl-Konzern will seinen Markt in St. Blasien erweitern. Von vielen geprüften Standorten sei nur das Areal zwischen Friedhof und Alb realistisch. Dort befinden sich das DRK-Haus mit der Rettungswache, das Feuerwehrhaus und ein Spielplatz, die allesamt für den Discounter weichen müssten. Einen genauen Zeitplan für die Verwirklichung der verschiedenen Vorhaben gibt es nicht, sagte Probst. Es müsse noch manch ein Detail geklärt werden, „wir sind aber auf einem guten Weg“.
Die Feuerwache
Eine neue Feuerwache (Kostenschätzung: 5,3 Millionen Euro; angedachter Baubeginn: 2021, Fertigstellung: Frühjahr 2022) kann auf einem Teil des Kolleg-Sportplatzes erstellt werden. Der Antrag auf Zuschuss ist gestellt. Im Gebäude sollen auch Räume für überörtliche Feuerwehraufgaben zur Verfügung stehen. Im Verbund mit anderen Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes könnten dort zum Beispiel zentral Schläuche gewaschen oder Atemschutzmasken gewartet werden.
Das DRK-Haus
Ein neues DRK-Haus mit Rettungswache (circa 1,8 Millionen Euro; angedachter Baubeginn: 2021, Fertigstellung: Frühjahr 2022) kann auf der Fläche beim Kreisverkehr gebaut werden. Platz soll dort dann für drei Fahrzeuge des Rettungsdienstes und zwei Stellplätze für den Ortsverein sein. Eine ausgewiesene Landefläche für Rettungshubschrauber werde es nicht mehr geben, antwortete Probst auf die entsprechende Frage eines Bürgers. Zu Problemen wird das aus seiner Sicht nicht führen, da viele freie Flächen für eine Landung zur Verfügung stehen.
Der Spielplatz
Auch für den Spielplatz beim Friedhof hat die Stadt bereits eine neue Fläche gefunden. Eine neue Anlage soll, wenn all diese Projekte verwirklicht werden, auf der Wiese am Kugelrain zwischen Umgehungsstraße und Alb gebaut werden.
Die Supermärkte
Sind Feuerwehr und DRK umgezogen, können die Gebäude für die Erweiterungen der Märkte abgerissen werden. Der Lidl-Markt (circa 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche; angedachter Baubeginn: 2022, Fertigstellung: 2023) würde demnach die Fläche des Spielplatzes und einen Teil des bisherigen Feuerwehrgeländes einnehmen. Wie das Gebäude, in dem der Lidl-Markt derzeit untergebracht ist, nach einem Umzug genutzt werden könnte, wisse man noch nicht. Die Schmidts-Markt-Erweiterung (circa 600 Quadratmeter; angedachter Baubeginn: 2022, Fertigstellung: 2022/2023) würde die Fläche des heutigen DRK-Hauses in Anspruch nehmen. Zwischen den Märkten sollen Parkplätze entstehen.
Das Hotel auf dem Krone-Areal
Die Immes GmbH aus Horb am Neckar will das seit vielen Jahren gewünschte Hotel auf dem Kroneareal bauen. Im Laufe der Gespräche sei die Idee entstanden, dass das Horber Unternehmen auch den geplanten neuen Lidl-Markt hinter dem Friedhof bauen könnte. Immes plane ein Hotel mit mehr als 100 Betten, erste Planentwürfe sollen noch im März der Verwaltung und dem Gemeinderat vorgelegt werden, sagte Probst. Das Unternehmen wolle das Hotel bauen, jedoch nicht betreiben. Die Stadt benötige diese Bettenkapazität, sagte Probst.
„Ob all dies aber gelingt, ist heute noch nicht ganz sicher“, fügte er an. Ein Betreiber sei noch nicht gefunden. Ein Notarvertrag für eine Kaufoption sei unterzeichnet, Baubeginn könne frühestens im Jahr 2021 sein. Der Investor müsse nach Ablauf einer Frist erklären, ob er bauen will, ansonsten bleibe das Gelände Eigentum der Stadt. Vorgesehen ist ein Hotel mit Gastronomie, Wellness und Kaufmöglichkeiten. Dafür soll zum Beispiel auch das ehemalige Gasthaus Krone eingebunden werden.
Das Skigebiet Feldberg
Noch nie habe es einen Winter gegeben, in dem so viel über die Zukunft des Wintersports diskutiert worden sei, sagte Probst. Derzeit erstellen vier Fachbüros einen Masterplan, der Ende März den Gesellschaftern des Liftverbunds vorgelegt werden soll. St. Blasien und die anderen beiden Gesellschafter haben jeweils 20.000 Euro dafür aufgebracht. Der Masterplan solle die Grundlage für zukünftige Investitionen sein.
Dann könne man auch über eine echte Fusion im Skigebiet diskutieren, um Synergien zu erreichen – derzeit arbeite jede Körperschaft selbständig. Man müsse den Ganzjahrestourismus verstärkt in den Blick nehmen und zum Beispiel auch über den Betrieb der Zeigerbahn nachdenken, die bislang nur wenige Monate im Jahr läuft. Für das Projekt Ski-Brücke habe man Partner im Blick, um die Realisierung möglich zu machen.
Auch auf die Zusammenarbeit mit der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG) bei der Hochschwarzwaldcard ging Probst ein. Zu groß sei die Differenz bei den Erlösen durch Skifahrer mit Hochschwarzwaldcard und normaler Skikarte gewesen. Der Liftverbund benötige die zusätzlichen Einnahmen aber dringend. Deshalb solle die Hochschwarzwaldcard in Zukunft in zwei Zeiträumen nur noch vergünstigtes Skifahren ermöglichen.
Die Kindergarten-Erweiterung
Die Arbeiten für die Erweiterung laufen, das Haus Bourgin ist abgerissen. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen werde auch in Zukunft sehr groß sein und Menschen würden nur in die Region ziehen, wenn die Kinderbetreuung sichergestellt sei. Der Bauantrag liege beim Landratsamt.
Breitband und Straßen
Der Ausbau des örtlichen Breitbandnetzes werde nach der Winterpause bald weitergehen. Sanierungen der oft schlechten Straßen werde es erst nach Abschluss des Netzausbaus geben, damit nicht gerade frisch reparierte Straßen durch den Leitungsbau wieder in Mitleidenschaft gezogen werden, kündigte der Bürgermeister an.
Der Wohnraum
Mit geschicktem Flächenmanagement will die Stadt das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum unterstützen, Gewerbe nach St. Blasien locken und das Ortsbild verschönern. Da private Grund- und Gebäudeeigentümer die Förderung aus dem Stadtsanierungsprogramm bisher kaum nutzen und noch viel Fördergeld zur Verfügung stehe, denke man über die Erweiterung des Stadtsanierungsgebietes nach, sagte Bürgermeister Adrian Probst zum Abschluss.
Bürgerfragen
- Ehemaliges Sanatorium: Ein Bürger fragte nach der Zukunft des ehemaligen Sanatoriums, wenn das Vorhaben, die Klinik St. Blasien nach Waldkirch zu verlegen, umgesetzt wird. Ob das Gebäude für ein Hotel geeignet ist, wisse er nicht, sagte der Bürgermeister. Es sei sehr groß, viele Auflagen müssten erfüllt werden. Seiner Meinung nach sei nur eine Kombination mehrerer Nutzungsformen denkbar. Das Gebäude gehöre nun einem Unternehmen in Leipzig.
- Kindergärten: Haben die Kindergärten in Menzenschwand und im Albtal dann noch eine Zukunft, fragte eine Bürgerin. 2019 musste der Kindergarten Menzenschwand zeitweise geschlossen werden, weil Personal fehlte. Auch deshalb sei es das Bestreben der Stadt, die Kinderbetreuung in St. Blasien auf sichere Füße zu stellen. Solange der Bedarf im Albtal und in Menzenschwand vorhanden ist, sollen die beiden kleinen Kindergärten bestehen bleiben. Mangelnder Bedarf oder fehlendes Personal könnten aber zu einer Schließung führen, sagte Probst.