Dr. Kortüm, gibt es eine Risikogruppe, die besonders anfällig auf das Coronavirus ist und wenn ja, wie kann man sie definieren?
Die Frage kann ich nur mit einer gewissen Vorsicht beantworten, da wir zum jetzigen Zeitpunkt noch zu wenig über das Virus wissen.Was wir wissen ist, dass die Krankheit insbesondere bei älteren und/oder vorerkrankten Menschen auftritt. Diese Zielgruppe ist für schwerere Verläufe prädestiniert. Bei ganz jungen Menschen, also Kinder und Jugendliche, sind von dem Coronavirus bislang am wenigsten betroffen. Deshalb würde ich sagen, dass grundsätzlich Menschen über 70 Jahre am ehesten gefährdet sind. Allerdings zählt nicht in jeden Fall das rein kalendarische Alter, sondern eher das biologische, das heißt vorhandene Vorerkrankungen und ähnliche Umstände.
Was passiert, wenn ein Verdachtsfall zu Ihnen ins Klinikum kommt?
Als allererstes bekommt der Patient in der zentralen Notaufnahme einen Mundschutz aufgesetzt. Diese Maßnahme ist sehr wirkungsvoll, insbesondere auch um unsere Mitarbeiter und andere Patienten zu schützen. Danach erfolgt eine genaue Abklärung durch gezielte Fragen, ob es sich tatsächlich um einen Verdachtsfall handelt. Die Fragen orientieren sich an den Leitlinien des Robert-Koch-Instituts, die laufend der aktuellen Lage angepasst werden. Handelt es sich um einen begründeten Verdachtsfall wird ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum genommen und an die Virologie der Universitätsklinik Freiburg geschickt. Parallel dazu wird das Gesundheitsamt informiert. Ich möchte an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass diese Test primär beim Hausarzt gemacht werden sollten. Bei ambulant behandelbaren Patienten würde das Gesundheitsamt bei einem positiven Testergebnis eine häusliche Quarantäne anordnen. Nur besonders schwere Fälle würden im Krankenhaus aufgenommen.
Wie verhalten sich Patienten richtig, wenn sie das Gefühl haben, dass sie sich angesteckt haben?
Sie sollten zunächst zum Telefonhörer greifen und den zentralen Notruf Kassenärztlichen Vereinigung, Telefonnummer 116117, anrufen. Dort erfahren die Anrufer alle weiteren Schritte. Grundsätzlich sollten potenzielle Patienten sämtliche Arten von Massenveranstaltungen meiden.

Italien ist bei vielen Menschen der Region ein beliebtes Urlaubsziel. Auch Vereine aus Waldshut-Tiengen reisen regelmäßig im Sommer gemeinsam an die Adria. Wie sollte die Menschen mit ihren Reiseplanungen umgehen?
Wie es an Pfingsten oder im Sommer aussieht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Klar ist, dass aktuelle alle bekannten Risikogebiete unbedingt gemieden werden sollten. Aber eines ist auch klar. Das Coronavirus wird sich weiter weltweit verbreiten und irgendwann zur Menschheit dazugehören.
Können Menschen ihr Immunsystem gezielt stärken, um so gegen das Virus gefeit zu sein?
Das Wichtigste ist die persönliche Hygiene. Die spielt eine zentrale Rolle. Und dazu gehört in erster Linie das regelmäßige Händewaschen mit Wasser und Seife. Wenn Menschen erkältet sind, dann sollten sie einen Mundschutz tragen, wenn sie das Haus verlassen. So schützen sie ihre Mitmenschen.